79. Frauenfelder Waffenlauf

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17.11.2013

Schon im letzten Jahr wollte Norbert unbedingt zum Frauenfelder. Da war der November aber schon so verplant , dass das hinten runter gefallen ist. Diesmal ist der Lauf aber fest eingeplant und nun hat es geklappt. Wir machen uns auf den Weg in die Schweiz.

Kurz hinter dem Bodensee liegt die Stadt Frauenfeld. Wenn wir recht verstanden haben müssen wir zur Kaserne mitten im Ort. Wo aber parken? Das Navi schickt uns mehrmals um den Bahnhof durch die Fußgängerzone. Dann  in Gegenrichtung finden wir einen großen Parkplatz. Der ist zwar schon ziemlich voll, aber für uns ist noch was frei. Nach ein paar Gehminuten erreichen wir einen großen Platz vor der Kaserne, auf dem der Zielbogen aufgebuat ist. Das Kasernentor steht offen. Zuerst durchqueren wir eine riesige Halle in der sich die kleine Läufermesse fast verliert. Hinten heraus betreten wir den Kasernenhof. Hier ist alles voller Soldaten in Tarn. Trotz all dem grün finden wir Daniel, für den der Lauf als Schweizer eine Ehrensache ist.

Die Startunterlagen gibt es im 1. OG. Hier sind auch die Toiletten. Mich zieht es nach draußen. Der Start der Waffenläufer ist demnächst. Norbert will sich in der Zwischenzeit langsam fertig machen.

Als ich den Kasernenplatz erreiche ist dieser leer. Verflixt, der Start ist ja gar nicht hier. Ich orientiere mich an einzelnen Soldaten und mache mich auf den Weg. Wir verlassen die Kaserne. Eine  kleineStraße geht Richtung Bahnhof. Auf der Hauptstraße halten wir uns links. Es geht stetig bergauf. Polizei sichert den Überweg und schnell haben wir den Marktplatz erreicht. Das nun schon vertraute Tarn sagt mir, dass ich hier richtig bin. Quer über den gesamten Platz verläuft die Startlinie, durch ein Startbanner zu erkennen. Ein Soldat macht Ansagen und pünktlich um 10 Uhr wird die Artelleriekanone gezündet. Die „grüne Welle“ schwappt über den Platz. Nach einer Minute ist der Spuk vorrüber.

Jetzt aber schnell, Norbert weiß ja gar nicht, wo ich abgebleiben bin. Im lockeren Joggingschritt geht es den Berg hinunter. Norbert kommt mir bereits entgegen. Und da ist auch Jürgen. Nochdem er den Voralpenmarathon krankheitsbedingt ausfallen lassen musste ist er heute topp motiviert.

Als wir erneut den Marktplatz erreichen sieht es hier ganz anders aus: bunte Sportklamotten dominieren den Platz. Nochmals die Einführung durch den Moderator von vorhin und Kanonenböller. Wir sind auf der Strecke.

Es geht durch den Ort auf der gesperrten Straße immer bergauf. Zuschauer feuern uns an. Ein dunkelhäutiger Läufer überholt mich. Ich wundere mich, dass der Kenianer hier hinten läuft. Er meint, dass da genau richtig für ihn ist, läuft dann aber locker davon. Ich blicke zurück und merke, dass ich ziemlich letzte bin. Was geht denn hier ab? Auch für Norbert ist es Zeit. „Tschüss, bis später.“

Oben geht es links auf eine kleine Teerstraße und Richtung Wald. Endlich bergab, ich kann wieder einige Plätze gutmachen. Die nächste Steigung kommt aber auch gleich. Wir verlassen den Wald. Eine grüne Landschaft breitet sich vor uns aus. Sieht ein bisschen aus wie bei uns Zuhause.

Es geht immer auf Asphalt zwischen abgeernteten Feldern hindurch. Immer wieder stehen Gruppen von Zuschauern um uns anzufeuern. Ich hatte gelesen, dass Waffenläufer hier ein höheres Ansehen genießen als der Null- Acht- Fünfzsehn-Marathonie, erlebe es aber anders. Immer wieder werden wir auch ohne Uniform und Waffe frenetisch beklatscht.

Es geht durch einen kleinen Ort und hinten wieder heraus – bergauf. Oben ist die erste VP. Es gibt Bouillon, Rivella Tee und Wasser und sogar Bananen.  Flach laufen wir weiter. Der nächste Ort kommt schon ins Sicht. Wie vorhin geht es bergab hinein, und bergauf heraus. Wobei dies natürlich keine richtigen Berge sind. Aber Flach ist es halt auch nicht. Mir macht das ja nichts, ich geh halt hoch. Es kostet aber doch Zeit.

Wir überqueren die Gleise. Hier stehen Soldaten um die Strecke zu sichern. Es folgt die nächste Steigung und das km 10 Schild. Eine Brücke bringt uns über die Autobahn. Eine grüne Almlandschaft liegt vor uns. Es geht nun ein längeres Stück bergauf. Eschlikon liegt uns zu Füßen.

Im Ort gibts dann die nächste Verpflegung. Die VPs sind zwar relativ weit auseinander, aber bei den kühlen Temperaturen heute ist das keine Problem. Kurz vor km 15 überhole ich die ersten Waffenläufer. Hier wird mir klar, dass das für sie kein Zuckserschlecken wird. Ungeübt eine solche Tortur anzugehen nötigt mir Respekt ab. Im vorbeilaufen werfe ich ihnen eine paar aufmunternde Worte zu, die sofort erwiedert werden.

Hinter km 15 unterqueren wir die Gleise. Ein schweizer Läufer holt auf. Auf den nächsten Kilometern ist das schönste Gespräch im Gange. Der Familinevater hatte früher vor seinen Kindern immer behauptet, wenn man den Waffenmarathon ohne Gewehr laufen dürfte könnte er das auch. Als dann der Volksmarathon eingeführt wurde musste er Wohl oder Übel mitlaufen. Heute ist er schon zum 9. Mal dabei. Die Helfer grüßen meinen Begleiter und alle paar Kilometer wird er eingeladen. Ich laufe allein weiter. Es geht oberhalb der Gleise wellig dahin. Als erste Ausläufer von Wil begrüßt uns das Industrigebiet. An der großen Straße geht es auf dem Gehweg entlang. Hier sind nun mehr Waffenläufer unterwegs. Jeder freut sich über Ansprache und gibt sie sofort zurück.

Straßenüberquerungen werden von Helfern gesichert. Dann am Bahnhof laufen wir durcht eine gut markierte Unterführung. Das Zentrum ist nahe. Eine Fußgängerzone ist wie ausgestorben. Dann kommen mir Läufer entgegen. Auf dem kurzen Begegnungsstück kann man Vorrauslaufende begrüßen. Die Strecke trennt sich wieder. Kurz vor dem historischen Marktplatz geht es bergauf. Im gehen überholt mich Klaus-Peter im lockeren Joggingschritt. Ich soll folgen. „Nein, geh Du mal alleine.“Ich bin grad ganz schön platt.

Der Marktplatz ist wunderschön. So alte Fachwerkhäuser sieht man nicht alle Tage. Hinter dem Startbogen für den Halbmarathon liegt die VP etwas verlassen. Die Helfer sind topp motiviert und preisen Speiß und Trank an. Dann geht es über Kopfsteinpflaster bergab. Unten ist das kurze Begegnungsstück. Es geht rechts. Durch das Wohngebiet laufen wir weiter. Teilweise ist es ganz schön schmal und zick zack. Das war für die schnellen Halbmarathonies besstimmt nicht lustig. Jetzt ist das natürlich kein Problem.

Es geht über eine Wiese und dann links aus dem Ort heraus. Das km 25 Schild steht einsam auf grünen Weiden. Komplett flach geht es bis zum nächsten Ort. Da stehen wieder einige Zuschauer. Eine Frau bietet Apfelsaft an. Die letzte VP ist schon eine Weile her und ich nehme ihr Angebot an. Um die nächste Kurve herum steht dann aber die VP.

Meine Beine sind müde und es geht wieder flach aus dem Ort heraus. Der Weg zieht sich endlos. Vor mir sind in Sichtweite Läufer,  und hinter mir ebenfalls. Auf ebener Fläche falle ich in Gehschritt. Aber nur kurz. Ich sehe schon die nächste Steigung bis dahin muss es noch laufen. Wir sind in einem kleinen wäldchen. Schon wieder eine VP? Oh, es gibt Kuchen, und gleich mehrere Sorten. Das hat mir gefehlt, das Tief ist vorrüber und gutgelaunt laufe ich weiter.

In den nächsten Ort führt ein längeres Gefälle. In nun wieder lockerem Schritt geht es bergab. Am Ortsschild steht eine Gruppe Frauen. Mit lautem Applaus werde ich angefeuert. Das motiviert mich zusätzlich. Hinter km 30 im Ort steht dann schon die nächste VP. In der Ortsmitte feiern Bewohnern mit Bierbänken und Straßenverkauf. Jeder Vorbeikommende wird angefeuert. Toll!

Hinter dem Ort geht es dann wieder flach. Man sieht schon von weitem die Läufer in der Ferne. Da hilft nur Kopf ausschalten und laufen. Claudia kommt von hinten. Das wäre eine nette Begleitung für die letzten 10 km. Hinter einer Kurve sind Leute am Grillen. Aus Spaß frage ich, was es hier so gibt. Da läd mich einer spontan zu einem Bier ein. Da kann ich natürlich nicht nein sagen. Ich bin eh schon so spät dran, dass es auf fünf Minuten auch nicht ankommt.

Beschwingt laufe ich weiter. Leider muss ich die nächste VP, die gleich kommt auslassen. Ich habe genug Flüssigkeit für den Moment. Claudia ist in der Zwischenzeit über alle Berge. Ich überhole den weißharigen Markus, der als Waffenläufer unterwegs ist. Gutgelaunt und entpannt genießt er den Lauf. Bis km 35 läuft der Weg flach auf einer Halbhöhenlage. Die Helfer an der nächsten VP sprechen uns Mut zu. Da kommt ja schon das nächste Kilometerschild. Ab jetzt sind die einzelnen Kilometer angezeigt.

In einem kleinen Wäldchen werde ich schon von ferne angefeuert. Die Leute sind aber motivert!  Kurz bevor ich sie erreiche merke ich, dass der Applauf der Läuferin hinter mir gilt. Ich lasse ihr den Vortritt, sie ist sowieso gerade schneller als ich. Sie ist aber so motiviert, dass ich sie auch auf den nächsten Kilometern nicht mehr einholen kann.

Es geht eine längers Steigung hinauf. Es kann nicht mehr weit sein. Wir biegen auf die uns vom Anfang bekannte Straße ein. Hinter km 38 steht die letzte VP. Ich genehmige mir ein Stück schweizer Schokolade. Nochmal bergab und nochmal bergauf. Frauenfeld kommt in Sicht.

Das letzte Stück zieht sich etwas. Statt des geraden Wegs geht es nun rechts. Es sind noch gute 2km zum Ziel. Wir kommen nochmal in ein Wäldchen mit dem km 40 Schild. Auf schmalem Trail geht es entlang. Dann kommt wieder die Straße. Durchs Wohngebiet geht es bergab, dann kommt eine Kurve und es geht weiter bergab (km41). Bergab, Kurve, bergab. Das Spiel weiderholt sich einige Male. Hoffentlich mache ich nicht auf den letzten Metern schlapp. Absperrungen links und rechts zeigen das nahende Ziel. Ich höre die Lautsprecherdurchsagen. Schon wieder eine Kurve, dann noch eine. Jetzt bin ich sicher, dass hinter der nächsten Kurve das Ziel liegt. Und so ist es auch. Ich werde begrüßt, sogar ein paar Zuschauer sind noch da.

Norbert ist nicht da. Ich stärke mich erst mal mit mehreren Bechern Tee. Dann mach ich mich auf die Suche. Ich finde Norbert noch bie der Massage. Im Gegensatz zu anderen Laufveranstaltungen sind hier richtige Profis am Werk.

Zur Belohnung für den Lauf hat mena die Wahl zwischen einer orginellen Medaille in Form eines Orden, ein Glas Honig oder 10 Franken. Leider ist der Honig inzwischen aus und so entscheide ich mich für die 10 Franken die ich gleich wieder in Wurst und Käse anlege. Dann stärken wir uns noch am Rivella Stand. Rivella mach ich sowieso gerne und hier gibe es auch das zum Regenerieren.

Mir hat das Heute sehr gut gefallen. Die Strecke ist trotz der Höhenmeter gut zu laufen. Die Organisation läßt keine Wünsche offen, wenn man von vorneherein die langen Abstände der VPs auf den ersten 20 km berücksichtigt. Das militärische Umfeld ist mehr als Folklore und wird von der Bevölkerung auch so unterstützt. Das können wir gerne öfter machen.

Sieger:

Männer:

1. Platz Stefan Hugenschmidt 2:40,27 Std

8. Platz Jürgen Kiebler  2:49,08 Std

17 Platz AK50 Norbert Fender 3:43,35 Std

Frauen:

1. Platz Katharina Hediger 3:17,13 Std

21. Platz AK40 Birgit Fender 4:48,22 Std

 

 

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Birgit am November 27th 2013 in 2013, Marathons

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