10. Allgäuer Voralpenmarathon

22.09.2013

Heute sind wir früh unterwegs. Start  9 Uhr, Fahrtzeit ca 2 Stunden, Abfahrt Zuhause ca 6 Uhr. Naja, was tut man nicht alles. Norbert hat die Lage des Startbereichs so gut studiert, dass wir sofort einen Parkplatz in der Nähe finden. Es ist noch ziemlich frisch, trotzdem begegnen uns auf dem Weg zur Startunterlagenausgabe kurzbehoste Läufer.

Für vorangemeldete 53 km Läufer gibt es im Gebäude des Jufa Gästehauses keine Wartezeit. Bei der T-Shirtausgabe staut es ein wenig. Wir schauen nach den Toiletten: Drei für Damen und genauso viele für Herren. Das ist überschaubar wenig.Vor allem bei über 700 Startern. Tatsächlich gibt es aber im Freibad noch zusätzliche Toiletten. Wer die paar Minuten Weg nicht scheut hat hier keine Wartezeit, dafür aber reichlich „frische“ Luft.

Schon vor dem Strat treffen wir ettliche Bekannte und lernen neue Läufer kennen. Draußen ist esimmer noch ziemlich kalt, und die Läufer drängen sich in die Sonne. Punkt 9 geht es los.

Schnell erreichen wir grüne Wiesen,  und es geht bergauf. Ich bin viel zu schnell,  aber fühle mich gut und will das ausnutzten. Norbert kommt auch von hinten und so joggen wir gemeinsam nach oben. Dann gibt Norbert Gas, und ward nicht mehr gesehen.

Es geht links auf den Trail, in den Wald und in den Stau. Nichts geht mehr vorwärts. Die Minuten verstreichen. Schrittweise kommen wir dann doch voran. „Greppi“ erzählt, dass Bernie heute hier laufen wollte. Leider ist er kurzfristig krank geworden. Irgendwann geht es doch weiter. Auf dem engen Trail des Kalbsangsttobels schrauben wir uns in die Höhe. Der Wald um uns herrum ist abwechslungsreich, und es macht Spaß immer wieder Laufen und Gehen zu wechseln.

Dann verlassen wir den Wald und erreichen die geteerte Straße. Es geht über eine Kuppe, erste Ausblicke auf das Voralpenland lassen einen schönen Lauf erwarten. Wir sind bei km 4 als wir auf einer Anhöhe vor uns den Fernmeldeturm auf dem Blender erkennen können. Hinter mir streiten Conni und Gerhard ob wir bis zum Turm müssen oder nicht. Ich lasse mich überraschen.

Es geht bergab auf die erste VP zu. Dort ist der Tee bereits alle und so muss es Wasser richten. Mit Flatterband gekennzeichnet führt der Weg wieder auf den Trail. Zuerst laufen wir auf einem Wiesenweg flach, dann geht es bergab. Durch ein verwittertes und verwachsenes Tor lgelangen wir weiter im Wald bergab. Unten wartet eine längere Gitterbrücke damit wir auf der anderen Seite weiter bergauf gehen können. Wir streifen Nesso und laufen über Kuhweiden. Die Kühe sind Gott sei dank eingezäunt, eine ist aber so aufgeregt, dass sie permanent muht. Dieses Muhen begleitet uns nun nach Pfaffenried.

Vor Wiggensbach müssen wir von Helfern gesichert über die Straße, und auf der anderen Seite wieder bergauf (km8). Ich laufe auf Teddy auf. Bis fast zum Schluß werden sich unsere Wege immer wieder kreuzen und manchen Kilometer legen wir gemeinsam zurück.

Es geht im Wald weiter aufwärts. Wir passieren die Weiche für den 15 km Lauf. Für uns geht es weiter bergauf. Der Wald lichtet sich und wunderbare rosa Blumen eskortieren uns mannshoch den Berg hinauf. Eine einheimische Läuferin erklärt, dass es sich um das gefürchtete indische Springkraut handelt. Nett anzusehen, aber ein fürchterliches Unkraut, das alle anderen Pflanzen hoffnungslos unterdrückt.

Bei km 9 erreichen wir ein paar Höfe, die in unverbaubarer Aussichtslage in der Sonne liegen. Hier ist das Panorama phantstisch.  Lansam gibt der Nebelteppich grune Wiesen und dunkle Wälder frei. Zwischen den beschaulichen Hügeln liegen kleine Orte. Eisenbahnlandschaft pur. Es geht immer leicht bergauf. Ich überhole Martin. Er kämpft mit seinem Rucksack. Als Scherpa begleitet er Werner, der in der M70 unterwegs ist. Sie haben alles dabei, was man unterwegs so brauchen könnte und nun liegt eine Flasche im Rucksack quer. Gemeinsam laufen wir weiter und erreichen den Fernmeldeturm, der unterhalb des Blendergipfels steht. Hier befindet sich eine Zeitmessung die als Durchlaufkontrolle gilt und gleich geht es wieder bergab. Das macht Laune.

Leider muss ich mich sehr auf den schmalen Weg kontzentrieren. Hier wäre nämlich auch tolle Fernsicht. Der Nebel hat sich gänzlich verzogen und die Landschaft liegt ausgebreitet zu unseren Füßen in der Sonne.

Unten in Wegscheidel ist die nächste VP. Wieder ist Tee aus, dafür gibt es Cola. Wer trinkt bei  km 10 Cola? Zu essen gibt es Bananen, Äpfel und Riegel. Durch typische Voralpenlandschaft geht es weiter. Der geteerte Weg verläuft wellig durch saftig grüne Wiesen. Auf einer Anhöhe liegt Eschach. An der Kirche geht es scharf rechts. Eine Helferin weist den Weg. Es geht bergauf.

Ruth hat zu mir aufgeschlossen, Martin ist auch wieder da. Zusammen verfolgen wir den M70 Mann Werner. Im Gespräch vertieft erkennen wir, dass Werner uns plötzlich entgegen kommt. Er hat einen Abzweig verpasst. Und da sehen wir dass wir ebenfalls  drauf und dran waren,  falsch zu laufen. Die Markierung ist hier etwas unglücklich. Der Hauptweg biegt ab, wir müssen aber geradaus auf einen schmalen Weg den Berg hinauf. Nochmal Glück gehabt.

Oben biegt der Trail auf einen breiten Waldweg ein. Es geht nochmal bergauf. Gerhard und Teddy sind nun auch da. Sehnsüchtig erwarten wir die nächste VP. Nicht weil wir so hungrig wären, aber hier ist ein Cutt off bei km 15. Man muss diesen nach 2:15 Std passiert haben. Eigentlich hätte ich da keine Bedenken. Nun wird es aber bereits knapp und die VP kommt und kommt nicht in Sicht.

Dann erreichen wir sie aber doch noch. Wir stärken uns (es gibt immer noch keinen Tee) und passieren 10 Minuten vor der Zeit den Kontrollpunkt. Nun geht es bergab. Ganz mein Ding. Auf den nächsten Kilometern lass ich meine Begleiter hinter mir  und kann noch einige weitere Läufer überholen. Es geht im Wald, romantisch an einem Bächlein entlang. Bei Km 22 warten Antje und ein weiterer Helfer auf Kunden. Es gibt zum ersten Mal Tee. Während ich ausgiebig Pause mache laufen die anderen wieder zu mir auf. In der Gruppe geht es scharf links weiter. Wir beschreiben einen Bogen und sind bei km 25 fast wieder an der gleichen Stelle. Nur dass wir inzwischen mehrmals bergauf und bergab gelaufen sind. An der Verpflegungsstelle gibt es auch wieder alles. Ich probiere jetzt mal die Riegel. Das ist mir normalerweise zu riskant, aber ich muss jetzt was richtiges Essen. Die Riegel sind auch gar nicht schlecht.

Es geht steil bergab. Ich überhole Greppi. Aus Gaudi machen wir ein Fake-Foto an einem goldenen Gipfelkreuz ( keine Ahnung wieso das hier steht). Plötzlich geht es richtig steil bergab. Hier kann ich nur noch bremsen. Das steile Ding nimmt kein Ende. In der Luft liegt ein dunkles Dröhnen wie bei der Formel eins. Als wir endlich unten sind laufen wir ein Stück an der Straße entlang. Helfer weisen den Weg dann nach rechts. Hier ist eine Motocross Veranstaltung in vollem Gange. An der VP der Johanniter bei km 29 gibt es jetzt Brot mit Motorenlärm als Untermalung. Ich bin froh, als ich dieses laute Eck im Wald verlassen kann. Es geht wieder bergauf.

Kilometer um Kilometer geht es im Wald bergauf. Ich argere mich, dass ich wegen des engen Cutt offs den Lauf nicht richtig genießen kann. Außerdem nervt mich der endlose Wald. Wie beim Hornisgrindemarathon, aber da ist das ja im vorraus bekannt. Der einzige Vorteil ist, dass man die Wärme nicht so merkt.  Christa (Jahrgang 43) überholt mich. Sie ist auch in Sorge wegen des nächsten Cutt offs. Es ist irgendwie unklar, wann der kommt und in welcher Zeit man ihn durchlaufen haben muss. Eigentlich denke ich, dass die Zeit gut reichen müsste. Da kommt schon Gerhard von hinten. Auch der ist im Stress wegen des Cutt offs.

Dann endet der Wald, Spaziergänger kommen uns entgegen. Die VP ist in Sicht. Während wir uns stärken erklären die Helfer die Cutt Off Regularien. Wer nach 13.45 Uhr an der Zeitmessung am Wenger Eck nicht durch ist wird mit dem Bus zum Ziel gefahren. Das Wenger Eck liegt in Sichtweite vielleicht 500 m über uns. Es sind 6 Minuten Zeit. Uns wird das reichen aber hinter uns sind noch so viele Andere. Die können das nicht mehr schaffen. Als ich die Zeitmessung überlaufe sind 3 Läufer hinter mir die es auch noch packen. Ich bin also ziemlich die Letzte. Naja einer muss ja der Letzte sein.

Christine, Michael und Teddy sind nun meine Begleiter, mal vor, mal hinter mir. Wir sind froh, dass nun kein Cutt off mehr unsere Lauffreude trüben kann. Nur noch die rechtzeitige Ankunft im Ziel nach 7:30 Stunden entscheidet über Wertung oder nicht. Normalerweise kein Problem. Es geht aber immer noch bergauf. So wie ich das Streckenprofil in Erinnerung habe müsste es längst bergab gehen.

An der VP hinter km 36 scheint es nun aber tatsächlich bergab zu gehen. Wir verlassen den Wald. eine Markierung zeigt nach unten. Es geht einen Abhang hinunter auf einen viel bevölkerten Spazierweg und ein Stück am Eschacher Weiher entlang. Hier verliere ich die Orientierung weil im Moment kein Läufer vor mir in Sicht ist. Ein Spaziergänger hilft mir weiter. Da hinten gäbe es wieder Markierungen. Und tatsächlich. Um ein paar Kurven und der Weg ist wieder eindeutig.

Bei km 40 kann ich vor mir Gerhard erkennen. Lansam komme ich näher. Es wäre schön die letzten Kilomter nicht allein laufen zu müssen. In einer holen Gasse habe ich ihn eingeholt – und bin vorbei. Bei mir läuft es gerade so gut, ich kann nicht langsamer. Außerdem hat er mich heute schon so oft überholt. Der kommt bestimmt gleich wieder.

Der Waldweg endet auf einem Trail. Die Wurzeln und riesige Pfützen machen den Weg zwar beschwerlich, aber die Abwechslung tut auch gut. Dann kommen wir auf die Straße und ich muss erkennen, dass wir nun den gleichen Weg zurücklaufen. Dann geht es nochmal auf Wiesenpfaden und von hinten kommen wir nach Buchenberg zur VP hinter km 40 . Es gibt wieder volle Verpflegung. Bei mir läuft es jetzt richtig gut.

Auf einem ebenen Radweg laufen wir an der Straße entlang bis Ermengerst. Die VP ist von Wespen eingenommen. Mir macht das nichts. Meine Cola bekomme ich exclusiv eingeschenkt. Nur für den Helfer ist es eine Zumutung. Er berichtet, dass bereits zwei Kinder gestochen worden sind. Ich mach mich auf die Socken. Es geht durch den Ort. Auf dem flachen Radweg ist nichts los. Kilometer für Kilometer lege ich allein zurück. Ich habe den Ort hinter mir gelassen.

Bei km 48 geht es links den Berg hinauf. Ich erreiche den Wald, dort geht es weiter immer steiler bergauf. Ich kann eh nicht schnell und so komme ich Schritt für Schritt höher. Oben ist der Wald zuende. Ich genieße freie Sicht. An einem Hof vorbei komme ich auf eine Straße. Es geht links. Spaziergänger feuern mich an. Der Weg führt auf einen schmalen Wiesenweg. Nun geht es leicht bergab. Ein Helfer gibt die Strecke an: bergab, und dann steil bergab. Zuerst kommt aber nochmal eine VP. Ich halte kurz für einen schluck Cola. Dann stürze ich mich in den Wald. Ein Kreuzweg mit den 12 Stationen von Christis Leidensweg ist unsere Laufstrecke. Genau im perfekten Gefälle laufe ich in Serpentien hinunter.

Ich überhole Martin und Werner, die ebenfalls die letzten Kilometer unter den Füßen haben. Noch ein kleiner Kilometer flach dann geht es links. Norbert und Jörg haben es sich in Gartenstühlen bequem gemacht. Jetzt kommt Norbert aber mit, um mich im Ziel zu empfangen.  Nochmal rechts, das Ziel ist in Sicht. Bernie ist trotz Erkältung auch da.  Langsam trudeln meine Leidensgefährten ein. Auch Conni, die ich in Gedanken am Cutt off scheitern sah ist durchgekommen und lange nicht die Letzte. Bei der Zielverpflegung ist das Bier aus, dafür gibt es noch alles andere. Die netten Helferinnen haben aber sämtliche Lebensmittel verpacken müssen um sie vor den Wespen zu schützen.

Ich ziehe mich kurz im Auto um. Dann wollen wir unser Shirt mit dem Finisher -Aufdruck versehen lassen. Leider ist die Druckmaschine schon eingepackt.

Dann wollen wir zur Siegerehrung und Nudelparty. Die Nudeln sind schon alle. Dafür gibt es aber Kaffee und Kuchen. Das ist mir eh lieber. Während wir mit Conni und Jörg im Vorraum entspannen läuft die Siegerehrung. Wahnsinn wie schnell manche rennen könnnen.

Sieger:

Männer:

1. Platz Helmut Schiessl 3:45,59 Std

25. Platz AK 50 Norbert Fender 5:23,28 Std

Frauen:

Silke Pfenningschmidt 4:09,26 Std

10. Platz AK 50 Birgit Fender 7:03.12 Std

 

 

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Birgit am November 6th 2013 in 2013, Ultraläufe

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