Marathon du Vignoble d’Alsace

16.07.2013

Als Klaus uns den Vorschlag unterbreitete, den „Marathon du vignoble“ für m4 you zu laufen war ich zunächst skeptisch. So ein Verkleidungsding ist eigentlich nichts für mich. Mit dieser Skepsis ging ich daran, die Homepage des Veranstalters zu studieren. Die ist eigentlich ganz nett, wenn man mal von groben Fehlern des Übersetzungsprogramms absieht. Ich sagte also zu.  Zum Anmelden muss man ein Benutzerkonto erstellen, dann den Lauf auswählen. Auch eine zweite Person ist kein Problem. Norbert war gleich Feuer und Flamme. Essen und Wein ist halt genau seins.

Zunächst brauchen wir noch ein Attest vom Arzt. Trotzdem das alles ziemlich kurzfristig war, bekamen wir einen schnellen Termin bei unserem Hausarzt. Nach Blutdruck kmessen und abhören (und einem dezenten Hinweis auf den 12 h Lauf vom letzten Wochenende) waren wir im Besitz des Dokuments. Mein Versuch dieses per Email an die Veranstalter zu schicken mißlang aus ungeklärter Ursache.

Jetzt musste nur noch das Problem mit den Kostümen gelöst werden. Uns wollte nichts einfallen und so kleideten wir uns beide von Kopf bis Fuß in m4you. Das musste als Verkleidung reichen.

Die Anreise mit dem PKW ist problemlos. Ich hatte über Umwege herausgefunden, dass „Cora Dorlisheim“ ein großer Supermarkt im Molsheimer Stadtteil Dorlisheim ist. Dort sollte der Start sein, und am Morgen auch die Startnummernausgabe.

Der Supermarktparkplatz ist ausreichend groß und der Weg zur Startnummernausgabe auch leicht zu finden. Der Supermarkt ist heute zwar geschlossen, aber der Eingangsbereich für die Läufer geöffnet. Während ich die Startnummern hole, sucht Norbert die Toiletten. Ein freundlicher Herr weist mich auf Deutsch darauf hin, dass man seine Startnummer zuerst auf den Listen heraussuchen sollte. Ich suche, und suche finde uns aber nicht. Was tun? Ich wende mich an die Orga, wo eine freundliche Dame deutsch spricht und mir sofort weiter helfen kann. Ich fülle einfach zwei neue Anmeldungen aus und kann mich dann nachmelden. Gut dass ich aufgrund des grellen Outfits als m4you Reporter sofort zu erkennen bin.

Nach dieser Schrecksekunde finde ich auch Norbert. Die Dixies (es ist natürlich ein französisches Fabrikat) sind hinter dem Supermarkt aufgebaut. Wegen der größe des Gebäudes ist das eine halbe Weltreise. Dafür sind sie sehr sauber und mit einem Spühlsystem ausgestattet. Perfekt!

Gott sei Dank treffen wir Conni mit ihrem Jörg. Die erklären uns nämlich, dass das Ziel nicht hier sein wird, und man unbedingt Wechselklamotten abgeben soll. Auch die Gutscheine für die Zielverpflegung sollte man nicht hier im Auto lassen. Also packen wir noch schnell eine Tasche und geben diese in dem bereitgestellten Fahrzeug ab.

Wir haben noch etwas Zeit und so können wir die phantasievollen Kostüme auf uns wirken lassen. Auf den Bildern der Homepage und in diversen Laufberichten hatte ich ja bereits gesehen, was auf uns zukommt. Trotzdem bin ich überrascht, dass das wirklich so ist. Gut zweidrittel der Starter sind verkleidet. Oft sind die Kostüme so aufwendig, dass es mir unvorstellbar ist, damit einen Marathon zu laufen.

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Der Startbereich ist bereits gut gefüllt. Ein Moderator macht pausenlos Ansagen. Blöd, dass ich nichts verstehe. Irgendwann geht es dann los. Oje, ich merke schon, dass meine Beine schwer sind. Komischerweise wir hier auch noch gerannt wie verrückt. Das hatte ich allerdings nicht erwartet. Ich versuche einigermaßen dran zu bleiben. Conni und Jörg als erfahrene Weinlaufveteranen veranschlagen 6 Stunden Laufzeit; so lange wollte ich eigentlich nicht auf der Strecke sein.

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Dass alle so rennen änderts sich auf den ersten Kilometern – nicht-. Ich hechel hinterher, zum fotografieren hab ich keine Chance. so muss Norbert sich als rasender Bildreporter beweisen. Er macht das gar nicht schlecht und ich kann mich aufs Laufen konzentrieren.

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An der ersten VP gibt es schon Wein und so was wie Hefezopf. Ich beschließe die Sache lockerer anzugehen, mache eine kurze Pause und genieße erst Mal.

Dann geht es besser. Die erste kleinere Steigung laufen wir mit einer gut gelaunten Gruppe (Bayrische Tracht) langsam hoch. Kurz darauf kommt auch gleich die VP mit dem Wasser. Ich glaub das ist heute wichtig. Es wir schon warm.

Hinter Kilometer 5 kommt der erste Ort. Zwischen den Häusern  warten immer wieder kleinere Schlachtenbummlergruppen. Die haben natürlich den meisten Spaß wegen der lustigen Kostüme. Trotzdem scheinen sie sich der Leistung, die hier erbracht wird durchaus bewußt. Das läßt sich aus den Komentaren sehr oft entnehmen. Auf der Hauptraße geht es entlang. Wer sich für Details interessiert ließt bitte meinen Bericht auf m4you (http://www.marathon4you.de/laufberichte/marathon-du-vignoble-dalsace/genuss-hoch-zwei/2099).

An der Weintheke gibt es Napfkuchen original aus Hefeteig. Hinter km 7 geht es auf einen Single Trail am Bach entlang. Ich muss unbedingt einen Kerl im goldenen Paillettenkleid fotografieren und geb Gas.

Dann wirds wieder ruhiger. Molsheim ist in Sicht und der Singel Trail zuende. Ich hatte mich vorher nicht mit dem Streckenverlauf beschäftigt sonst hätte ich gemerkt, dass wir ganz nah am späteren Ziel vorbeikommen. So aber ist das für mich nur ein netter Ort. An der Weintheke ist so viel los, dass ich nicht mal merke, dass es Sauerkraut gibt. Und wenn Norbert es nicht fotografiert hätte, hätte ich es wohl auch nicht geglaubt. Sauerkraut, beim Laufen? Lieber nicht!

Es geht über eine Holzbrücke, den Radweg entlang und dann über eine große Autobrücke. Kurz links und dann endlos auf dem Radweg an der Straße entlang. Schatten ist hier Mangelware. Gut dass Norbert heute mit mir läuft. So ist das trostlose Stück nicht ganz so öde. Hinter km 11 kommt eine Wasser VP. Die angebotenen Orangenstücke sind echt lecker.

Da immer kleine Grüppchen unterwegs sind ist an den VP schnell eine bunte Schar versammelt. Das erinnert immer etwas an Zirkus. Die Helfer sind gut glaunt zu Scherzen aufgelegt aber trotzdem professionell. Weiter geht es dann im Pulk, der sich aber schnell wieder auflöst. Mittlerweile ist jeder in seinem Tempo unterwegs.

Die nächsten Kilometer führen an der Straße entlang, aber durch einen bewachsenen Seitenstreifen getrennt, durch fruchtbares Ackerland. Es ist jetzt richtig heiß und wieder kein Schatten. Dafür laufen meine Beine jetzt besser. Wir haben natürlich auch das Anfangstempo gedrosselt.

Im nächsten Ort gibt es wieder Obst und Livemusik. Die Musiker geben den Läufern einen gehörigen Schwung mit. Leider sind gerade keine Zuschauer da. Statt dessen gibt es eine Dusche quer über der Straße. Angenehm!

Vor einer großen Mauer (Friedhof oder Schloß) geht es rechts und dann auf einem schattigen Radweg weiter. Am Weinstand werden Flammkuchen und Cremant angeboten. Der Flammkuchen ist etwas gewöhnungsbedürftig mit Apfel, dafür schmeckt der Cremant, wie auch unser Sekt, überaus lecker. Noch eine Dusche und wir müssen weiter.

Es geht rechts über die Straße. Hier stehen Helfer und sichern den Überweg. Im nächsten Ort wird wieder auf der Straße Musik gemacht, diesmal kommt sie aus der Anlage, die mit riesigen Lautsprechern die stille Straße zum Leben erweckt. Ein paar Fans erwarten ihren Läufer und feuern nebenbei auch alle anderen Vorbeikommenden an. Dann gibt es Schwämme. Das ist hier gut gemacht: Helfer teilen die tropfnassen Dinger aus, und ein paar Meter später stehen Behälter, da kann man sie wieder loswerden.

Eine Steigung bringt uns in die Weinberge. Bei km 18 verlassen wir die Straße und laufen auf Feldwegen weiter. In Dahlenheim ist Livemusik und Bratwurst für uns vorbereitet. Etwas länger als nötig belagern wir die Weintheke. Denn der nächste Weg führt bergauf. Aber irgendwann müssen wir doch weiter. (km20)

Im Gehen ist die Steigung gar nicht so schlimm. Da vorne liegt dann auch schon Scharrachbergheim. Der Ort mit den vielen Buchstaben war Start des Halbmarathons. Ein paar Hula Hula Boys and Girls feuern uns an. Dann geht es an der offiziellen Zeitmessung vorbei zur Verpflegung. Knappe zweieinhalb Stunden! Oje, wo ist die Zeit geblieben.

Eine kurze Pause, ein Gläschen Wein dazu etwas Hefegebäck- so läßt es sich aushalten. Die Hitze ignorieren wir einfach. Ohne Schatten geht es durch den jetzt verschlafenen Ort. Ein Kurzes Stück zwischen den Feldern hindurch und wir sind schon in Odratzheim, dem nächsten niedlichen Flecken, wo nach der Dusche nochmal Schwämme zum Kühlen angeboten werden. Wir greifen dankbar zu.

Auf dem nächsten Radweg gibt es stellenweise sogar ein bisschen Schatten. Nach km 24 im folgenden Ort ist die Wasserstelle heiß begehrt. Auch die Müsliriegel, Salzbrezeln und Orangenstücke finden reißenden Absatz.

Langsam wird es richtig zäh. Es folgt ein ewig langer Radweg mit kurzen schattigen Passagen. Nach km 26 bietet uns das Gelände des Storchenparks etwas Abwechslung. Die riesigen Nester oberhalb des Wegs fesseln unsere Aufmerksamkeit, so dass wir fast den nächsten Weinstand verpasst hätten. Und da hätten wir wirklich was verpasst: bei den Winzern von Marlenheim gibt es gibt Fischbrötchen. Ungewohnt aber deshalb umso leckerer. Dazu spielt eine Musik-Kapelle. Wir halten uns etwas auf. Dann müssen wir aber doch weiter.

Hinter km 27 laufen wir auf einem schmalen Weg an diversen Pferdekoppeln vorbei. Die Vierbeiner beäugen uns neugierig. Wir laufen scharf links auf den nächsten Ort, Wangen, zu. Zwischen engstehenden Häusern führt uns der Weg hindurch auf die Hauptstraße. Wir machen eine Ortsbesichtigung. Vor einem der Historischen Tore ist die Wasserstation und der Weinstand. Nach den Müslirigeln und Wasser gibt es Wein und Würstchen. Das mit den Würstchen lasse ich lieber sein und genieße die Athmosphäre. Blasmusik gibt es auch.

Im Ort ist es mittäglich ruhig. Es geht bergauf, und nach der Überquerung einer Straße finden wir uns im Weinberg wieder. Die Luft flimmert, so heiß ist es. Es geht auf einem Wiesenweg etwas unwegsam dahin. Mitten in diesem grünen nichts kommt die Wasserstelle bevor es genauso weiter geht. In der Ferne kann man die bunten Gestalten, aufgereit wie an einer Kette, eine Allee entlanglaufen sehen.

Auch wir erreichen die lange Baumreihe, an deren Ende es links über dieStraße, und dann auf der Straße in entgegengesetzter Richtung wieder zurück geht. Doch nicht ganz. Wir laufen rechts auf einem Feldweg nach Traenheim.

Dort erwartet uns das Wein-Highlight: ein Riesling Grand Cru. Ich hab noch nie so einen guten Weißwein getrunken. Etwas peinlich ist, dass Norbert und ich die beiden letzten Gläser bekommen. Der Wein ist aus. Gut, dass hier gleich die Wasserstelle ist. So fällt das nicht so auf. Zwei Mädels machen Stimmung in einer Scheune. Gleich haben sich eine größere Zahl Fans eingefunden. Wir laufen schnell weiter. Wenn der Wein ab jetzt knapp wird müssen wir uns ranhalten.

Es geht durch den Hof des Weinguts und wir haben noch 10 km zu laufen. In einer holen Gasse überholen uns mit lautem Hurra drei Gestalten in den Landesfarben von Frankreich, Deutschland und Groß Brittanien. Die Begegnung hat etwas Fata-Morgana haftes. Gerade waren sie noch weg, dann waren sie da, und dann wieder weg. Norbert würde glaub ich gerne schneller laufen. Bei mir ist aber die Puste aus und ich wär jetzt gern im Ziel. So trotteln wir im Zeitlupentempo über die staubigen Feldwege.

Ah, da kommt der nächste Weinstand. Es gibt Munster Käse und so machen wir Pause, bis eine „Herde Kühe“ die Station unsicher macht. Die nächsten Kilometer sind wir ständig von ihnen umringt. Es handelt sich um eine Gruppe aus Belgien.

Bis zum nächsten Ort Bergbielen sind es gute zwei Kilometer. Außer einer Dusche gibt es für uns nichts besonderes. Auch der nächste Ort bietet eine Dusche. Aber dann kommt noch der Weinstand mit Pastete – lecker.

Hinter dem km 36 Schild laufen wir auf der baumlosen Straße. Die Gegend ist wunderhübsch. Fast wie bei uns und doch irgendwie anders. Ein riesiges Steinkreuz mit dem gekreuzigten Jesus direkt an der Straße hab ich bei uns jedenfall noch nicht gesehen.

Im nächsten Ort gibt es wieder Wasser und vor allem Orangenstücke von immer noch gut gelaunten Helfern. Ein stiller Radweg, teilweise sogar im Schatten läßt uns nochmal die letzten Kilometer fast genießen.  Plötzlich hören wir Musik und sehen mitten über dem Weg ein Metallgestell mit einer Tribüne, auf der vier verkleidete Personen jeden vorbeikommenden anfeuern. Bei genauem hinsehen ist auf dem Gestell eine Seifenblasenmaschine montiert. Die Balsen glitzern in der Sonne. Das mach uns wieder Laune und dann kommt auch gleich der nächste Weinstand.

Ah, es gibt süßes. Lebkuchen und Anisplätzchen – wie Weihnachten. Üer eine lange Brücke gelangen wir nach Avolsheim. Auf demPlatz vor der Kirche gibt es Wasser. Vor dem km 40 Schild überrasche ich die Läufer in den Länderfarben beim Foto machen. Leider wird das Bild unscharf. Dafür sind es nur noch 2 km.

Knapp einen Kilometer vor dem Ziel gibt es nochmal Cremant und Kekse. Wir wiederstehen der Versuchung einfach hier zu bleiben. Das Ziel wartet. Hier stehen nochmal Zuschauer, dann geht es über den roten Teppich und durch den Zielbogen.

Wir lassen uns feierlich die Medaillen überreichen. Noch kurz verweilt, und dann zieht es uns zur Zielverpflegung. Im Vergleich zu den Genüssen der letzten Stunden ist sie eher karg: Melonen, Salzbrezeln, Wasser, Iso, und so ein Molkedrink der schmeckt, als müsse er furchtbar gesund sein.

Es gibt ein schönes Funktionsshirt und für die verkleideten Läufer ein Present. Unser Outfit geht nicht als Verkleidung durch.

Wir orientieren uns, holen das Gepäck ab und finden die Marathon-Stadt. Dort bekommt für jeder Finisher noch eine Flasche Wein. Im Obergeschoss des Hôtel de monnaie, dem ehemaligen Standort der Münze in Molsheim gibt es noch Essen: Rippchen mit Kartoffelsalat, einer Apfeltarte und Munster-Käse mit Getränk.

Gerade ist die Siegerehrung in vollem Gang. Die Sieger werden mit Wein aufgewogen.

Wir sind so müde, dass Norbert mich überredet doch nach einer Fahrgelegenheit zu suchen. Wir finden den Transferbus der abfahrtbereit auf uns wartet. Er hat Klimaanlage!!!!!

Wie ist nun mein Fazit? Super gut organisiert, schöne abwechslungsreiche Strecke, sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Eins-A Verpflegung, ausreichend bis zum Schluss, motivierte Helfer, wenig aber dafür begeistertes Publikum; Was will man mehr? Die ambitionierte Vorstellung der Winzer mit den dazugehörigen landestypischen Speisen ist orginell und reicht aus, um Läufer auch über Frankreichs Grenzen hinaus anzuziehen.

Warum um Himmelswillen muss man sich auch noch verkleiden?

 

 

 

 

 

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Birgit am August 14th 2013 in 2013, Marathons

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