26. Deutsche Meisterschaften im 100 km Lauf Kienbaum

12.04.2013

Wer noch ein bisschen lesen möchte: http://www.marathon4you.de/laufberichte/100-km-kienbaum/mein-erster-100er/2023

Es gibt schon seltsame Zufälle: bei unserer einzigen Pause unterwegs auf dem Weg nach Berlin treffen wir die Marpinger, Stefan und Franz Feller und Gernot Helfrich mit Frau, die mit einem Auto unterwegs sind. Nach kurzem „hallo“ müssen wir weiter. Haben wir doch noch einen Abstecher nach Berlin vor, um unsere 100 Marathon Club – Shirts abzuholen.

Wir erreichen das Bundesleistungszentrum in Kienbaum am späten Nachmittag. Ein Schild verrät, dass wir zum hinteren Teil der Anlage müssen: Kienbaum II. Hier ist die Ausgabe der Startunterlagen und die Verteilung der Zimmer.

Helge Ziems selber begrüßt jeden Läufer persönlich und gibt die Unterlagen aus. Wir wohnen im Pavilion 6. Mit Hilfe des Anlagenplans, den jeder Starter bekommt, finden wir unser Zimmer in der Nähe des Speisesaals, in dem es auch das Abendessen gibt.

Es ist schon Zeit, und so machen wir uns auf den kurzen Spaziergang zum Tagungsgebäude. Vor dem Speisesaal hat sich eine lange Schlange gebildet. Geduldig warten wir, und haben schon mal Gelegenheit den Einen oder Anderen kennenzulernen.

Endlich erreichen wir die Tür wo uns eine freundliche Dame unsere Essensgutscheine abnimmt. Plötzlich sehe ich ein bekanntes Gesicht: Marcel Nguyen der Turner aus Stuttgart steht vor mir. Gut dass Norbert noch daran denkt ein Bild zu machen.

Wir bedienen uns am Nudelbuffet. Für die Ultras ist ein Teil des Speisesaals reserviert. Wir sitzen mit Julia und Anett am Tisch. Dann kommen noch Jürgen, Gesamtfünfter von Rodenbach, Bernhard der Morgen seinen ersten 100er finishen will und Jörg. Die Schwindecker begrüßen wir von weitem.

Nach dem Essen stellen wir noch unser Auto mit der Eigenverpflegung an den Start weil es ja sein könnte, dass die Strecke Morgen früh gesperrt ist.

Nach kurzer Nacht gibts Frühstück im Saal in Kienbaum II, also am anderen Ende der Anlage im Bereich von Start/Ziel. Ein längerer Spaziergang ist angesagt. Dabei können wir schon einen Teil der Strecke begutachten. Tatsächlich ist die Strecke nicht für Autos gesperrt. Nach dem Frühstück bauen wir meine Eigenverpflegung auf. Norbert kommt ja wie immer ohne besondere Ernährung aus. Dann ist auch schon Start (6 Uhr 30)

Norbert läuft die erste Runde mit mir. Nachdem ich Gestern noch gesagt habe, dass ich unbedingt langsam angehen muss, hält er sich auffallend zurück und läuft eher hinter, als mit mir. So schaffe ich es, die erste Runde in 6:15 ( nicht in 6 wie sonst immer) zu laufen. Laut meines vorher ausgearbeiteten Plans sollten die ersten 20 km in 6:30 sein.

Norbert verläßst mich. An der VP gibt es Tee, Wasser, Cola und Haferschleim. Ich bleibe vorerst bei Tee. Nach der offiziellen VP ist die Zone der Eigenverpflegung. Hier stehen die Betreuer der Athleten und feuern je nach Temperament und Uhrzeit die vorbeikommenden mehr oder  weniger stark an. Jetzt ist es noch eher mehr. Ein Schild zeigt das Ende der Eigenverpflegungszone.

Eine lange Gerade folgt. Nach einem kleinen Zick zack geht es wieder gerade. Seit dem Start laufen wir im Wald den wir aber nun verlassen haben. Das km 1 Schild ist erreicht. Hier biegt die Laufstrecke, nach rechts auf ein kurzes Begegnungsstück ab. Nach der kleinen Steigung laufen wir rechts auf der Bitumenrundbahn weiter. Einer langgezogenen Linkskurve folgend gelangen wir wieder in den Wald. Nach ein paar hundert Metern biegt die Laufstrecke scharf links auf eine kleine Traileinlage ab. Hinter dem km 2 Schild geht es wieder auf der Bitumenrundbahn zurück.

Nach einer weiteren langgezogenen Linkskurve erreichen wir schon das Begegnungsstück. War es vorher kurz bergauf so geht es jetzt kurz bergab. Scharf rechts erreichen wir das km 3 Schild und die 2. VP. Die Straße führt unmerklich aus dem Gelände des Bundesleistungszentrums heraus. Ein paar villenähnliche Häuser säumen den Weg auf der rechten Seite. Leicht bergab kommen wir auf eine öffentliche Straße, die halbseitig für den Verkehr gesperrt ist.

Rechts „zieren“ ein paar unansehnliche Plattenbauten die ansonsten so naturnahe Strecke. Es geht links an der Pforte des BLZ vorbei in die Anlage zurück. Hier kennen wir die Strecke. Zuerst kommt rechts das Tagungsgebäude mit Speisesaal, dann unser Pavilion. Links ist ein großer Sportplatz, dann der Werferplatz mit Werferhalle, wo heute die Athletentoilette offen ist. Das km 4 Schild, eine links – rechts Kombination und das Athletenwohnheim kommt in Sicht. Da geht es erst links und rechts am Wohnheim vorbei, dann links und rechts wieder zurück, um wieder rechts in den Zielkanal einzubiegen. Hier steht ein Zelt für den Sprecher und sein Team und für die Zeitmessung. Eine Menge Helfer sind hier dafür verantwortlich, dass ja nichts schiefgeht.

Der Sprecher gibt zu jedem durchkommenden Läufer Hinweise auf bereits gemeisterte Rennen. Gegen später sagt er auch die Rundenzahlen und die aktuellen Platzierungen durch.

A und O bei so einem langen Lauf ist regelmäßiges und auch frühzeitiges Essen und Trinken. Wenn man erst mal Hunger oder Durst hat, kann man den Bedarf nicht mehr decken ohne den Magen zu überlasten. Die daraus folgende Übelkeit hat schon manchen zum Aufgeben gezwungen.

Ich trinke nach jeder Runde einen Becher Tee, in jeder zweiten Runde mit Salz. Und dann natürlich Haferschleim und später Cola. Nach der 8. Runde (km40) wechsel ich die Schuhe. Ich hab zwar keine Beschwerden, will es aber auch nicht so weit kommen lassen. Die Pause nutze ich für meine mitgebrachten Nudeln. Zuhause gekocht, mit pürrierten Tomaten gewürzt schmeckt das Ganze ziemlich salzig. Ach ja, ich hatte noch extra Salz rein. Die ganze nächste Runde hab ich einen salzigen Geschmack im Mund und freu mich auf den nächsten Tee.

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Kurz vor meiner Pause hatte es zeimlich stark geregnet. Davon merkt man aber jetzt nichts mehr. Die Sonne kommt sogar ein bisschen raus. Bei km 60 überholt mich Norbert. Ich mach gerade meine zweite Nudelpause. Er ist schon 10 km weiter. Außerdem bin ich gerade mit dem Sieger Andre Collet über die Ziellinie gelaufen. 6:56 Std ist grandios.

Überhaupt werde ich viel überholt. Dirk ist schon mindestens viermal an mir vorbei, Jürgen auch, Andi war schon da und Stefan auch. Ich hatte lange gedacht, dass Branca die Frauenwertung anführen würde. Aber Pamela schient doch vorne zu sein. Die anderen Mädels kann ich nicht zuordnen. Wer da wohl in meiner Altersklasse läuft?

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Ich überhole Daniela. Die will nur im Limit durchkommen weil sie für die Mannschaft läuft. Auch Franz hab ich schon zweimal überholt. Ob der er Heute das Limit schafft? Er hat die deutsche Meisterschaften schon 24 Mal gefinisht. Das wäre ein geniales Jubiläum.

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Km 75, es gibt Kaffee an der 2. VP. Die Pause gönn ich mir. Ich hab 2 feste Gehpausen: einmal die kleine Steigung bei km 1, das sind aber nur ein paar Schritte. Dann der Trailabschnitt vor km 2. Hier laufe ich den ersten Teil, und wenn dann die höheren Wurzeln auf dem Weg sind, gehe ich auch ein paar Schritte. Außerdem gehe ich an der VP solange, bis ich Lust auf laufen kriege. Das kann schon mal 200 m lang dauern.

Als ich kurz vor dem Athletenwohnheim bin gewinnt Pamela Veith in 8:10 Std.

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Km 80 Nur noch 4 Runden. Ich bin total glücklich, dass das so gut geht. Die freundliche Helferin an der VP sieht das nicht so locker (entnehme ich ihrem entsetzten Gesicht). Die letzte Nudelpause steht an. Jetzt kommen auch meine Geheimwaffen Bier und Kaffee zum Einsatz. Nach so einer Pause läuft es immer in der nächsten Runde besonders gut.

Km 85 noch 3 Runden. Ich befürchte die anstehenden Runden 18 und 19 werden die härtesten. Obwohl – eigentlich wird es nicht mehr schlimmer. Ich bin wahnsinnig müde, aber schon seit ein paar Stunden. Mir tut alles weh, aber nichts was auf eine Verletzung hindeutet. Kurz vor dem Ziel ist es immer am Schlimmsten. Nach der VP geht es dann wieder.

Km 90. Norbert ist gerade, gejagt von einer ganzen Gruppe zu der auch Andi und Stefan gehörten ins Ziel gelaufen. Ich hab leider keine Zeit zum gratulieren.

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Km 95 die Glocke läutet die letzte Runde ein. Noch 4 km, noch 3 km, noch 2 km, der letzte Kilomter. Hier kommen mir gefinishte Läufer  mit Begleitern entgegen. Außerdem die Gruppe Jugendlicher, die wir schon mehrmals in der Anlage getroffen haben (vielleicht Turner?). Bisher waren die eher zurückhaltend. aber jetzt sind sie ganz aus dem Häuschen und klatschen und feuern mich an. Ich lass mich vom ihrem Jubel ins Ziel tragen. Norbert erwartet mich. F e r t i g !

Norbert hat schon meine Eigenverpflegung aufgeräumt. Gut dass wir das Auto hier haben. Wir fahren direkt zum Abendessen mit anschließender Siegerehrung.

Es dauert einige Tage, bis die Schmerzen aus den Beinen verschwunden sind. Ungefähr genauso lange dauert es bis ich mich richtig freuen kann.

 

 

 

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Birgit am April 26th 2013 in 2013, Ultraläufe

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