100/50 Km Lauf von Rodenbach

6.10.2012

Die Nacht ist lau. Wenn um 7 Uhr Start ist, dann müssen wir um 2 Uhr aufstehen. Ist doch klar? Gut, dass wir das erst kurz vorher realisieren. Dafür geht die Anfahrt ruhig und reibungslos. Parkplätze gibts genügend. die Startnummernausgabe in der Stadiongaststätte ist übersichtlich. In der nahen Sporthalle ist nichts los. Irgendwie verläuft es sich hier. Keine Bekannten, schade.

Kurz vor 7 Uhr verstauen wir die Wechselklamotten im bereitgestellten Zelt. Die  letzten Lauf-Infos von Henry Arndt haben wir verpasst. Wir kriegen gerade noch die Vorstellung von besonderen Läufern mit. Sehen kann man nix – die sind zu weit vorne, haben aber alle spezielle Nummern. Also 11, 22, usw., da kann man unterwegs ja mal gucken.

Da sind Dirk und Andreas aus der Pizzeria in Klagenfurt vom Ultra-Trail. Krass, dass wir uns im Dunkeln wiedererkennen.

Sehr Stimmungsvoll ist das Abspielen der „Ode an die Freude“, die wir in diesem Moment für die Nationalhymne halten. Kann passieren, klingt so ähnlich.

Der Startschuss kommt dafür äußerst unerwartet.

Im Stadion geht es einmal herum und hinten raus. Norbert läuft noch mit mir. Das Feld ist dicht und so ist in der Dunkelheit Vorsicht geboten. Jeder Kilometer ist markiert. Nach km 2 verabschiedet sich Norbert.

Die erste VP kommt schon kurz danach. Die meisten nutzen sie noch nicht. Nach Kilometer 4 kommt eine scharfe Linkskurve. Dann geht es ziemlich lang geradeaus. An einer großen Kreuzung kommen VP 2 und VP3. Hinter VP2 geht es aber erst rechts ab auf eine Begegnungsstrecke. Hier kommen schon die Schnellen entgegen. Wir laufen ungefähr 6er Schnitt. Aber die, die da kommen, sind deutlich schneller. Mit der Geschwindigkeit würden die mühelos einen 10 km Wettkampf gewinnen. Ich sehe ein paar bekannte Gesichter. Da ist auch Norbert.

Es geht wieder rechts. Hinter km 7 ist der Wendepunkt. Zurück ist es fast noch interessanter. Man sieht, wer noch hinter einem ist. Da ist Gerhard. Er hat letzte Woche den KuSuh in Oberderdingen (100Meilen) gefinisht. Und Stevie – der läuft auch jede Woche einen Ultra.

Am Ende der Begegnungsstrecke, kurz nach km 8 kommt dann die bereits erwähnte VP3. Nochmal eine  lange gerade, dann links, am Stadion entlang, und durchs Marathontor rein.

Am Ende der 100 m Gerade ist der Start/Zielbogen. Die Uhr sagt 58:33. Ich bin super zufrieden. Meine Jacke bringe ich ins Zelt, es ist jetzt angenehm warm.

In der zweiten Runde versuche ich das Tempo zu halten. Das Feld ist bereits ziemlich auseinander gezogen. Die Gruppe, mit der ich bis jetzt gelaufen bin, ist zerbröselt. Ich laufe nach Gefühl. Heute trage ich Norberts Garmin. Der hat nicht so viel Akkuleistung wie meiner, und Norbert braucht Akku heute nötiger als ich. Das Display ist so eingestellt, dass ich die Geschwindigkeit nicht lesen kann. Ist aber auch egal, denn ich kann eh nicht anders laufen, auch wenn ich wüsste, dass es zu langsam oder zu schnell ist.

 

Bei der ersten VP nehme ich ein Tütchen Salz. Sicher ist sicher. Auf der Begegnungsstrecke treffe ich Viola, die mich in der ersten Runde zu spät gesehen hatte. Und Norbert. Das läuft ja klasse.

Bei 1:59:47 beende ich die zweite Runde. Hinter der VP im Stadion ist in langer Reihe die Eigenverpflegung aufgebaut. Hier stehen auch die Betreuer. Schon in der ersten Runde habe ich Jochen begrüßt (eigentlich hat er mich zu erst angefeuert). Nanu, ich hatte ihn doch auf der Starterliste gesehen. Er meint, dass er heute nur als Betreuer von Nicole hier ist. Später berichtet mir Nicole, dass er auch beim KuSuh war (jetzt sehe ich auf der Ergebnisliste, dass er den gewonnen hat).

Ich laufe aus dem Stadion raus. Bei km1 bin ich plötzlich platt. Meine Beine sind so schwer, dass ich kaum vorwärts komme. Ich schleppe mich bis zur VP und trinke und esse etwas. Es wird kurz besser. Aber an kraftvolles Laufen ist nicht zu denken.

In diesem Moment werde ich auch noch überrundet. Das Führungsfahrrad ist auf einmal hinter mir und gibt Anweisung, dass ich links bleiben soll. Da fliegt der Führende, Jan Lantink, an mir vorbei. War ja klar, dass das passieren würde. An der VP versuche ich vorsichtig meine Beine zu dehnen. Da bekomme ich einen Krampf. Das ist toll – gerade hier auf der Begegnungsstrecke. Alle rennen und ich gehe spazieren.

Ich muss warten bis das Salz wirkt. Dafür kann ich ein bisschen fotografieren. Jörg Hooß und Michael Sommer kommen mir entgegen, Gerhard und Stevie holen auf. Mit gehen und laufen schaffe ich es in 3:13:29 ins Stadion.

In der nächsten Runde kommt auf der Begegnungsstrecke Dirk von hinten, Nicole von vorne, und der Führende überrundet mich zum 2. Mal. Norbert ist auch schon in Schlagdistanz. Ich reiße mich zusammen. Schließlich hatten wir vereinbart, dass er mich erst in der 5. Runde überholen kommt.

Die Uhr zeigt 4:31:57. Norbert ist direkt hinter mir. Wir machen ein kleines Päuschen an der VP. Jochen macht ein Bild von uns beiden. Norbert hat jetzt die Hälfte. Das ist geil!

Wenn das jetzt einigermaßen läuft gibt das noch eine annehmbare Zeit für mich. Aber es geht nicht. Bei km 2 überholt mich Gerhard. Ich klage mein Leid, er meint, dass er auch nicht durchlaufen wird. Eine 50 + soll es werden. Der KuSuh steckt ihm noch in den Knochen. Sprichts, und läuft auf und davon. Er wird den Lauf nach 100 Kilometern mit 12 1/2 Stunden beenden.

 

An der Begegnungsstrecke treffe ich Andreas und Norbert. Für mich wird jetzt die Zeit knapp. Das Limit liegt bei 6 Stunden und die Kilometer werden immer länger.

Irgendwie geht es dann doch und ich finishe in 5:56:06. Im Ziel gibt es Verpflegung, für jeden einen Pokal und für die Frauen eine Rose.

Ich bin gerade auf dem Weg zur Dusche, da höre ich wie der Führende auf seine letzte Runde geschickt wird. Jetzt aber schnell. Der braucht so ungefähr eine dreiviertel Stunde.

 

Zurück im Stadion sehe ich Stevie einlaufen. Heute haben wir mal ausgiebig Zeit zum plauschen. Er kennt Gott und die Welt und wir tauschen die neuesten Laufabenteuer aus. Wir unterbrechen mal kurz, weil Norbert ins Stadion kommt. Ich lauf zur VP, weil laut Ausschreibung Betreuung nur in dieser Zone erlaubt ist. Er sieht nach 70 Kilometern noch gut aus.

Der Zieleinlauf des Siegers ist perfekt inszeniert: Zu dem Lied „stand up for the Champion“ läuft der Führende in 6:56:57 über die Ziellinie. Die Zuschauer toben.

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Der zweite aber, viel wichtiger, der Deutsche Meister ist Michael Sommer in 7:12:33 und der dritte Hirofumi Oka in 7:14:03. Deutscher Vizemeister und vierter wird Jörg Hooß in 7:23:25.

Auch die führenden Frauen laufen durch; sie müssen aber nochmal rum.

Ein Weltrekord wir angekündigt. Dr. Bernd Juckel will den bestehenden Altersklassenrekord M60 von 8:02 verbessern. In 7:53:41 kommt er mit einem lockeren Sprint ins Ziel. Gigantisch!

Norbert kommt vorbei. er liegt noch gut im Rennen, hat aber Hüfte. Ist ja auch klar bei 80 gelaufenen Kilometern.

Im Stadion sind alle gespannt, wer als erste Frau die Ziellinie erreichen wird. Seit bestimmt 70 Kilometern laufen Tanja Hooß und Banka Hajek Kopf an Kopf. Wieder die Siegermelodie, und Tanja schafft es. Sie hat mit 8:12:14 nur 14 Sekunden Vorsprung auf Branka.

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Wieder ist ein Weltrekord im Anmarsch: Marion Braun erreicht mit 8:39:51 einen neuen W55 Weltrekord und wird Gesamtdritte bei den Frauen.

Kurz vorher kommt Dirk ins Ziel. Ist das wirklich sein erster 100er?

Inzwischen wird die Siegerehrung für den 50 Kilometer Wettbewerb angekündigt. Keiner weiß, wo er hin soll. Und jetzt fängt es auch noch zu regnen an. Wir bleiben mal vorsichtshalber unterm Dach. Nach ungefähr dem zehnten Aufruf sehe ich in einem Zelt zwischen Zielverpflegung und VP einige Leute. Dort sind Trophäen aufgebaut. Auch Henry Arndt ist da. Aber die Siegerehrung geht noch nicht los. Ich höre zu wie jemand erklärt, dass die Urkunden wasserdicht verpackt werden. Das ist eine gute Idee!

Jetzt geht es aber doch los. Ich werde 5. im meiner AK, weil die abgebrochenen 100km Läufer hier mit gewertet werden.

Norbert ist wieder da. Noch eine Runde. Wow – ich bin so stolz auf ihn!

Der Regen hat mittlerweile aufgehört. Ich stelle mich zur Abwechslung an den Stadionausgang an die Ecke wo die Läufer aus dem Wald kommen. Da kann ich besser sehen. Hier steht noch mehr Publikum und wir feuern die Läufer an.

Da kommt Norbert. Im Stadion empfange ich ihn bei 10:19:51. Das ist sagenhaft!

Viele haben es nicht geschafft: Carmen, Angela, Melanie, Viola und Nicole mussten aussteigen. Außerdem besonders tragisch Franz Feller. Der M70 Läufer ist bereits zum x- ten Male bei Deutschen Meisterschaften dabei und musste scheinbar bei Km 94 aufhören. Die genaueren Umstände sind mir aber noch unklar.

Um 18.30 soll die Siegerehrung in der Rodenbachhalle sein. Es dämmert schon. Einige Läufer sind noch unterwegs, als wir uns auf den Weg machen (Zielschluß ist 20 Uhr). In der Halle ist es voll. Es soll schließlich jeder geehrt werden. Was das bedeutet wird uns erst nach und nach klar. Deutsche Meisterschaften mit Altersklassen. Hessische Meisterschaften mit Altersklassen, Internationaler Lauf mit Altersklassen  Mannschaftswertung. Um 21.30 Uhr verlassen wir die Halle und um 0:15 Uhr sind wir endlich Zuhause.

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Sieger Internationaler 100km Lauf:

Männer:

1 Platz Jan-Albert Lantink 6:56,57 Std

12 Platz AK50 Norbert Fender 10:19:51

Siegerinnen 50 km:

1. Platz Viola Straß 4:37:42 Std

5.Platz AK45 Birgit Fender 5:56:06 Std

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Birgit am Oktober 10th 2012 in 2012, Ultraläufe

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