2.Schefflenzer Ultra

2.06.2012

Unser 20ter.

Ich bin gar nicht nervös. Das ist ein schlechtes Zeichen. Bei jedem noch so „mickrigen“ 10 km Lauf mache ich die Nacht vorher kein Auge zu. Aber heute?

Mein Rücken quält mich seit drei Tagen. Vorgestern konnte ich noch keinen Schritt laufen (gehen geht schon), und gestern hab ich es gar nicht probiert.

Zur Not kann man die 50 km auch gehen. Zielschluss ist um 22 Uhr.

Um 7 Uhr sind wir in Allfeld. Kathi hat ihre „Kleine“ dabei. Zwischen Parkplatz und Halle ist das Ziel, das bis jetzt nur durch einen Strich auf der Straße erkennbar ist. Die Halle ist neu. Vor dem Schalter für die Startunterlagen ist wider erwarten eine Schlange. Nanu, soviel Läufer sind doch gar nicht angemeldet.

Der Stau liegt vor allem daran, dass jeder eine Risikoübernahme unterschreiben muss. Wobei die Unterschrift nicht zeitaufwendig ist, sondern das Schwätzchen, das jeder noch hält. Die Atmosphäre ist extrem unaufgeregt. Michel von den 100 Marathonen steht hinter uns und so vergeht die kurze Wartezeit eh wie im Flug.

Wir bekommen eine kleine Flasche Wein und Werbung der Weinkellerei und einen Riegel von „Mein Riegel„. Außerdem eine total coole Startnummer mit vollem Namensaufdruck. Das hat den Vorteil, dass man gleich weiß, wen man gerade vor sich hat und so locker ins Gespräch kommt.

Vor dem Start gibt es noch ein Briefing. Irgendwie scheinen alle anderen zu verstehen wie die roten Pfeile aussehen müssen damit sie den richtigen Weg zeigen. Aber dass blaue Pfeile auf dem Boden den Weg weisen, ist sogar mir klar. Es wird nochmal auf das Müllproblem aufmerksam gemacht. Wir geloben im Stillen wirklich nichts weg zuwerfen.

Die ersten Schritte sind echt ätzend. Die nächste halbe Stunde hab ich zu tun, dem Schmerz im Rücken irgendwie auszuweichen. Ich muss mich voll konzentrieren und jeden Schritt bewusst setzen. Der Weg ist super schön und das Feld noch relativ zusammen.

Von hinten kommt eine Läufer mit einer Banane. Die hat wohl ein anderer verloren. Naja, wer weiß wie die Verpflegung auf der Strecke ist?

Zuerst laufen wir durch ein bewaldetes Gebiet. Verschiedene Stechmücken warten hier im feuchten Moos auf die vorbeikommende Läuferschar.

Dann geht’s bergauf, die Landschaft öffnet sich. Wir sehen Felder soweit das Auge reicht. Die Gruppe ortskundiger „Mädels“ erklärt uns die Umgebung.

 

Nach ca. 7 km ist die erste VP erreicht. Hier gibt es einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns noch erwartet. Zur normalen Banane-Apfel Ausstattung diverse Kleinigkeiten, die von den VPs selber zusätzlich angeboten werden. Hier erinnere ich mich leider nur noch an Tomate. Ich esse am Anfang eines Laufs nicht und hab deshalb nicht darauf geachtet.

Der Weg führt stetig auf und ab. Norbert begleitet mich. Das macht das Laufen erträglicher. Das mit dem Rücken ist immer noch nicht besser. Aber auch nicht schlechter. Entspanntes Laufen ist anders.

Aber das Wetter ist angenehm. So um die 12 Grad und die Sonne hält sich hinter den Wolken vornehm zurück. Auf der kurzweiligen Strecke geht es selten mal so richtig lange geradeaus, wo man gefühlt kaum vorwärts kommt. Es geht mal links, mal rechts und hinter jeder Ecke gibt es was Neues zu entdecken.

Ein richtiges High-Licht ist die 2. VP des Lauftreff Asbach bei km 12. Jetzt gibt es hauptsächlich Obst und Getränke. Es wird uns aber für später ein Leberwurstbrot versprochen. In ca. 7 km sind wir nämlich wieder hier – nur 200 m weiter hinter einer Kurve.

Zuerst geht es aber auf eine Schleife in den Wald. Ein Waldlehrpfad führt hier durch die Fauna und Flora des Waldes. Ruck zuck sind wir zurück an der Asbacher VP. Hier machen wir erst mal eine länger Pause. Diverse belegte Brote (die Leberwurst wird für jeden frisch gestrichen) und verschiedenes Obst, dazu eine exklusive Getränkeauswahl lässt keine Wünsche offen.

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Irgendwann müssen wir aber auch weiter. Über die Felder geht es auf und ab. Kein Ort ist hier in Sicht. Ein paar Läufer sind vor uns zu sehen, wahrscheinlich auch welche hinter uns. So laufen wir einsam, aber gut gelaunt Kilometer für Kilometer. Mein Rücken scheint jetzt besser.

Wir erreichen Mosbach. Auf Umwegen durch den Ort, die Hauptstraßen weitgehend vermeidend, geht es zu einer Getränkestelle. Petra und Brigitte, zwei Läuferinnen auch im Rennsteig-Shirt wie Norbert, überholen uns ständig. Leider sind Sie am Berg zu schnell, aber in der Ebene und bergab langsamer, und so können wir uns immer nur im Vorbeigehen kurz unterhalten. Die beiden sind auch viel unterwegs und haben bereits so manchen interessanten Lauf gefinisht.

Bei km 25 sind wir wieder auf den Feldern. Alle 5 Kilometer steht ein Schild mit den Angaben zum 50-Kilometer- bzw. 100-Kilometerlauf. Die 100 Kilometerläufer sind 2 Stunden vor uns gestartet. Ich bin gespannt, ob wir vor dem Ersten im Ziel sein werden.

In Billigheim erwartet uns wieder Vollverpflegung und auch einige klatschende Fans. Ich versuch jetzt auch mal Bier. Bier, Radler, alkoholfreies und Malzbier gibt es nämlich an allen VPs. Also Bier mit Cola kann ja nicht so schlimm sein. Dann noch Salz dazu. Mist das schäumt ja nicht schlecht. Ich hab den Mund voll Schaum. Das muss ich noch üben.

Durchs Wohngebiet, am Friedhof vorbei geht es bergauf. Immer steiler wird die Straße. Oben biegt der Weg scharf rechts ab und dann laufen wir das ganze wieder runter. In einem Vorgarten kann man Wildschweine und einen kapitalen Hirsch aus Metall bewundern.

Dann geht es links und tatsächlich den Berg wieder rauf. Gut, dass wir gerade eh nichts anderes vorhaben und irgendwo müssen die 900 Höhenmeter ja herkommen.

Im bergauf Gehen erreichen wir ein Wäldchen und sehen schon von weitem eine Kapelle. Die Tür ist weit offen und man sieht das ewige Licht. Gott sei Dank sind wir dann auch oben.(km 30)

Hinter dem winzigen Ort Katzental (km 33) bei der nächsten VP zweigt der Marathon ab. Ausnahmsweise müssen hier die Marathonis bergauf und wir bleiben im Tal.

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Der malerische Schefflenztal-Radweg führt uns bis Schefflenz. Bei den ersten Häusern zweigt unser Weg scharf nach recht ab – steil bergauf.

Die Steigung bietet uns die Gelegenheit die Vorgärten der Häuser zu bewundern. Mehr sehen wir von Schefflenz nicht. Ein paar Kilometer geht es über die Felder. Dann sind wir im Wald. Bei der Wasserstation treffen wir gut gelaunte Helfer.

Mitten im Wald führt uns der rote Pfeil plötzlich auf einen kleinen Weg. Dieser scheint wenig benutzt. Als die ersten Zweifel aufkommen, ob wir richtig sind, stoßen wir wieder auf den Hauptweg. Mittlerweile tun mir die Füße ganz schön weh. Und das 40 km Schild will nicht kommen. Ich sag aber nichts. Vielleicht hab ich das Schild ja übersehen.

Auf einer rasanten Bergabpassage fliegt es dann aber doch an uns vorbei. Mist, ich hatte gehofft, wir wären schon weiter. Das Fliegen ist auch schon vorbei. Der Wald hört auf, wir sind unten und es geht leicht bergauf. Gerade so, dass man noch laufen könnte, wenn man könnte. Ich kann nicht.

Irgendwann ist dann die Marathonstrecke mit seinem 35 km Schild wieder da. Noch 7 km.

In Waldmühlbach an der VP lassen wir es uns nochmal gut gehen. Ich hab es jetzt raus: Cola und Salz vorsichtig mischen klappt. Bier dann extra trinken funktioniert auch..

Nach der VP geht’s erst mal bergab, dann durch den Ort und hinten – war ja klar – wieder bergauf. Oben sind Felder und in der Ferne ist das schon Allfeld?

Nach dem km 45 Schild geht es aber zuerst mal in Serpentinen steil bergab. Unten haben wir das Schefflenztal erreicht. Das Ziel kann nicht mehr weit sein.

Zuerst laufen wir aber nochmal nach Billigheim. Mitten im Ort ist die letzte VP. Eigentlich brauche ich nichts. Aber im Reflex laufe ich doch hin. Da steht Gerhard Eisner, der „Erfinder“ des Laufs und begrüßt uns mit Handschlag. Ich bin gerührt. Und ich sehe noch was – Kaffee!! Gerhard lässt mich aus seiner Tasse trinken. Die Helfer hätten mir auch einen eigenen gemacht (Lieber Kaffee oder Espresso?), aber soviel Zeit wollte ich doch nicht investieren. Es geht ja nur um etwas Gehirndoping; da reicht ein Schluck.

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Beschwingt sehe ich ein Läuferpaar in Sichtweite vor uns laufen. Das ist eine super Motivation für die letzten Kilometer.

Das 40 Kilometerschild für die Marathonis ist längst vorbei. Weit kann es nicht mehr sein. Nach jeder Kurve vermuten wir das Ziel. Puh, wie weit ist das denn noch? Das Paar ist immer noch in gleicher Entfernung vor uns.

Irgendwann sehen wir Häuser. Oje, wir müssen noch durch halb Allfeld. Als wir die Straße wieder erkennen, wissen wir, dass wir nochmal hoch müssen. Ein letztes Mal gehen. Da vorne ist die Halle. Wir laufen einen Bogen, dann über den Parkplatz und werden mit lautem Jubel begrüßt. Vor uns ist wohl die einheimische „Mädelsgruppe“ vom Anfang ins Ziel gelaufen. Die machen jetzt Stimmung für die Ankommenden.

Zuerst bekommen wir ein k a l t e s Siegerbier und dann ein Siegbanner mit unseren Namen. Es werden Fotos gemacht. Es gibt Essen und Trinken und wir können entspannt den weiteren Zieleinlauf verfolgen.

Fünf Minuten später kommt der Sieger des 100ers. Jürgen Kiebler hat fast eine Stunde Vorsprung vor dem Zweiten.  Er meint, dass die Strecke wirklich anspruchsvoll ist, obwohl er aus dem Allgäu kommt und Steigungen gewohnt ist.

Das war wirklich ein schöner Lauf. Die Organisation ist vorbildlich. Die Streckenmarkierung war immer eindeutig und die Strecke ist gut zu laufen. Die Helfer sind überaus nett, motiviert und mit Läuferverstand bei der Sache. Die Verpflegung ist Extraklasse.

Im nächsten Jahr wird ein 100 Meilenlauf angeboten. Das ist für mich noch etwas zu früh.

Sieger:

Männer:

1.Platz: Rene Strosny 3:43:12

Frauen:

1. Platz Pamela Veith 4:12:19

Norbert und Birgit Fender 58. Gesamtplatz 6:38:00

 

 

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Birgit am Juni 14th 2012 in 2012, Ultraläufe

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