12. Siebengebirgsmarathon

11.12.2011

3:45 Uhr Echt früh, echt dunkel, echt kalt. Das wird ein langer Tag. Nach etwas über 3 Stunden Fahrzeit lässt mich Norbert vor dem Bürgerhaus in Aegidienberg raus damit ich schon mal nachmelden kann. Für den Marathon ist das Starterlimit 660. Am Montag waren noch 160 Startplätze frei. Obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass nicht so viele kommen, bin ich gespannt, ob das gut geht. Man kommt über den roten Teppich ins Bürgerhaus. Gleich am Eingang steht eine freundliche Frau, die die Ankommenden über die Aufteilung im Bürgersaal aufklärt. So finde ich gleich den Nachmeldeschalter. Dort sind zwei Mitarbeiterinnen beschäftigt die Startnummern und einen Anmeldebogen auszuhändigen und gleichzeitig das Geld einzusammeln. Die Läuferin vor mir will mich vorlassen. Sie hat nämlich bemerkt, dass gerade die Startnummer 543 dran ist, und Sie hätte gerne die 544. Ich kläre sie auf, dass ich 2 Startnummern brauche. Die Frau am Schalter hat die Lösung: zuerst bekomme ich die 543, und fülle die Unterlagen aus. Dann kommt die Frau hinter mir zu ihrer 544, und ich bekomme dann die 546, weil da noch einer dazwischen war.

Norbert hat inzwischen einen Parkplatz gefunden. Nun haben wir aber noch viel Zeit.

 

Die Läufer des Halbmarathons werden angemahnt sich zum Start etwas außerhalb des Ortes zu begeben, damit pünktlich um 9 Uhr gestartet werden kann. Die Halle leert sich schnell.

Ein Manko haben wir schon ausgemacht: Es gibt nur 4 Damentoiletten und ich glaube genauso viele für die Herren. Jetzt da die 500 Halbmarathonläufer weg sind, geht es gerade. Nun kommen aber nach und nach die 600 Marathonläufer. Eine Frau erzählt, dass vor 2 Jahren der Start der Halben und Ganzen noch gleichzeitig war. Das muss ja schrecklich gewesen sein  (wegen der Toiletten mein ich).

Der Bürgersaal ist recht klein. Wenn man reinkommt steht man, wie gesagt, auf dem roten Teppich und kommt durch den Zielbogen mit Zeitanzeige. Rechts ist die Bühne, links die Schalter für die vor angemeldeten Starter. Im inneren Teil der Halle sind Tische und Stühle. In einer Ecke gibt es was zu essen. Hinten geht es wieder raus, zu den Toiletten und dann wieder zum Ausgang. Man kann also einmal rund rum laufen und hat alles gesehen. Neben dem Zielbogen führt eine Treppe in den oberen Teil der Halle, der als Umkleidebereich dient.

Es ist alles eng – aber irgendwie gemütlich. Wir treffen einige Bekannte. Außerdem sind hier viele vom 100-Marathonclub, die wir zwar kennen, aber die uns nicht. Heute ist so was wie Saisonausklang und jeder der noch mal laufen will, ist da.

Der Start ist laut Ausschreibung 400m entfernt. Als eine der Letzten machen wir uns auf den Weg (die Toiletten sind jetzt nicht mehr voll). Plötzlich stehen wir vor einer riesigen Anlage in der unzählige Pferde auf Außenkoppeln untergebracht sind. Toll, da muss ich gleich Bilder machen. Sind die süß.

 

Der Start ist in Sichtweite. Norbert fragt nach der Uhrzeit. Oh in 5 Minuten ist der Start. Jetzt aber los. Wir treffen den Anton, machen noch Bilder und tauschen uns über das Wetter aus.

Diesmal starten wir von ziemlich weit vorne. Laut Streckenbeschreibung geht es die ersten 5 km runter. Da will ich nicht wieder hinten feststecken.

Wir laufen zügig los. Zuerst geht es wieder zurück in den Ort in Richtung Ziel/ Bürgerhaus km 1. Am Ortsrand dann das erste steile Gefälle. Ups es ist leicht rutschig. Die wunderbare Aussicht (ich glaub, da laufen wir hin) kann ich erst auf dem Foto genießen. Die Füße im Gedränge richtig zu setzen hat Vorrang.

Ein bisschen in den Wald, wieder raus, wieder rein, oh ein Reh, wieder bergab. Bis jetzt geht es super. So bei km 4 verabschiedet sich Norbert. Hier kommt die erste Steigung. Der Schnitt von 5,28 auf der Uhr gibt mir soviel Auftrieb, dass ich da noch langsam hoch jogge, obwohl ich eigentlich gehen wollte. Jetzt laufen natürlich viele an mir vorbei, weil hier ja nicht meine Leistungsgruppe läuft. Die erste VP lasse ich liegen, und schon gehts wieder bergab.

Jetzt wird ’s zäh. Marathonprofis würden sagen: wellig. Ich sage: ätzende Steigungen.

Bei der nächsten Vp bei km 8 nehme ich gesüßten Tee mit Salz, dann geht ’s bergauf. Auf einem anderen Weg unterhalb sehe ich jemanden laufen. Da kommen wir nachher also zurück. Die Strecke geht wellig weiter. Dann eine steilere Bergabpassage, dann weiter wellig. Wir laufen im Kreis. Von weitem sehe ich die VP wieder. Aber ein Posten weist uns kurz vorher nach rechts.

Die Strecke ist so intelligent gemacht, dass man manche VP mehrmals aus verschiedenen Richtungen ansteuert. Auch Wege werden doppelt genutzt. Aber für Ortsunkundige ist es nicht möglich das zu unterscheiden. Im Wald sieht ’s halt auch immer wieder gleich aus.

 

Ich treffe Katja und Marcin. Sie laufen zufällig das gleiche Tempo. Marcin hat heute sein Marathondebut. Er „muss“den Marathon laufen, weil er sich vorgenommen hat den Siebengebirgscup zu schaffen.

Beide werden vor mir im Ziel sein.

Dann hab ich noch eine angeregte Diskussion mit Bernhard über Stuttgart 21. Zum ersten Mal höre ich meine Argumente aus einem anderen Mund. Und ich dachte schon ich bin der einzige der hier wohnt und so darüber denkt.

Bei km 34 überholt mich Klaus. Er behauptet, schon seit 3 Stunden hinter mir herzulaufen (naja irgendwie stimmt das ja auch). Jetzt zieht er auf jeden Fall vorbei. Mir geht trotzdem richtig gut. Zwischen km 20 und 30 hatte ich einen Hänger. Da waren glaube ich auch die größten Steigungen. Jetzt geht es einfach wellig. Immer kurz hoch dann wieder kürzer oder länger runter.

Wir haben Glück mit der Strecke. Vor 2 Jahren soll es richtig matschig gewesen sein. Heute ist der Boden leicht überfroren und somit gut zu laufen. Im letzten Jahr musste der Lauf sogar ganz ausfallen. Der starke Schneefall Anfang Dezember machte einen Lauf auf dieser Strecke unmöglich. Abgebrochene Äste wären unter der Schneedecke nicht auszumachen gewesen, und auch für die Rettungskräfte hätte es kein Durchkommen gegeben. Heute blinzelt sogar öfters die Sonne aus dem Hochnebel hervor.

Letzte VP bei km 38. Noch ein Cola mit Salz. Ich kann es gar nicht leer trinken weil es mit Laufen gerade so gut geht und Trinken im Laufen sich nicht bewährt hat.

Übrigens hier kurz was zu den VPs: Ich hatte gelesen, dass es auf dem Lauf wenig Essen geben würde. Um vorzubeugen, probierte ich mein neues Gel aus. Das war auch gut so. Die VP sind ungefähr alle 5 km. Es gibt immer – ich glaub bist zum Schluss noch, Wasser, Iso und gesüßten Tee. Ab 23 km dann zusätzlich Cola und halbe Bananen. Diese waren manchmal nicht geschält und ich hab noch nicht raus, wie man mit einem Becher in der Hand Bananen schält. (Norbert hatte damit aber kein Problem). Da ich aber das Gel hatte, war ich perfekt versorgt.

Seit km 38 geht es flach und nur noch bergab. Bei km 40 steht ein Posten, der mit unglaublich viel Lärm die Läufer anfeuert. Alle Läufer finden das super. Außerdem verkündet er, dass es nur noch eben zum Ziel gehen würde.

Nun ist auch der Ort schon in Sicht. Wir laufen durchs Wohngebiet. Immer wenn Bewohner auf der Straße sind, klatschen diese und feuern uns an. Wir müssen über die Hauptstraße. Aufmerksame Polizisten halten eigens für jeden Läufer den Verkehr auf. Ein versteckter Fußweg bringt uns weiter Richtung Stadtmitte. Km 40. Wir sind jetzt auf dem Rad/Fußweg parallel zur Straße, die wir nach dem Start gelaufen waren. Es kann nicht mehr weit sein. Eine Läuferin in rot dient mir als Wegweiser. Ich kann sie weit vorne sehen. Es geht also noch ein Stück. Da, jetzt ist sie verschwunden. Ich kann die Fahne vor dem Bürgerhaus sehen. Es gibt sogar Publikum. Nach rechts geht die scharfe Kurve auf den roten Teppich. Das Ziel ist in Sicht. Die Uhr bleibt bei unter 5 Stunden stehen.

Hah. Schneller als  in Bottwartal (und da ist es flach).

Im Ziel gibt es Wasser, Brühe, gesüßten Tee, Cola, Fanta, Studentenfutter, Erdnüsse, Müsliriegel, Bananen, und Laugenbrötchen. Auch jetzt noch. Als ich mir ein zweites Brötchen holen will, sind nur noch ein paar da. Deshalb lasse ich es. Da wird statt dessen Streuselkuchen aufgetragen. Super lecker.

Während die Siegerehrung läuft, improvisiere ich oben eine Damenumkleidekabine. Immer noch laufen Finisher ein. Läufer direkt unter 4  bzw. 5 und wahrscheinlich auch unter 3 und6 Std. Laufzeit bekommen ein Present.

Die Halle ist immer noch proppenvoll und alle sind in bester Stimmung. Das ist halt was ganz anderes, wenn alles auf so engem Raum und im Warmen stattfindet. Da müssen wir nächstes Jahr unbedingt wieder hin.

Sieger:

Männer:

1. Platz: Sebastian Brinkmann 2:41,45

14. Platz AK 50,  Norbert Fender 3:47,04

Frauen:

1.Platz  Annette Geiken 3:21,35

16 Platz AK 45, Birgit Fender 4:56,04

Keine Kommentare »

Birgit am Dezember 12th 2011 in 2011, Marathons

Comments RSS

Kommentar schreiben

du mußt angemeldet sein, um kommentieren zu können.