20.Lahntallauf

3.03.2012

Pünktlich um 6 Uhr steht Günni bereit. Unser nächstes Laufabenteuer kann beginnen: 50 km in 5 X10km Runden

Nach knapp dreistündiger Fahrt erreichen wir den Parkplatz des Georg Gassmann Stadions in Marburg an der Lahn. Es ist bitter kalt. 6,5 ° zeigt das Autothermometer. Das Gelände scheint übersichtlich. Zuerst die Toiletten. Dann die Startnummernausgabe. Wohlgemerkt wir sind draußen. Keine Halle, die den frierenden Läufern Unterschlupf bietet. Natürlich sind es keine Freilufttoiletten. Und auch die Startnummern liegen nicht in der Kälte. Aber zwischendrin muss man halt immer wieder raus. Die kleine Marathonmesse ist auch unter freiem Himmel.

Zuerst habe ich Norbert verloren; dann können wir Günni nicht finden. Der hat inzwischen die „Kaffeestube“ entdeckt. Wir verabreden uns im Auto.

Ich bin mal wieder nervös, weil es noch 500 oder 600 Meter zum Start sind und uns noch nicht klar ist, wo wir  hin müssen.

Wir sind uns einig, dass das heute wohl nicht viel wärmer werden wird. Daher bleibe ich im Langarmshirt mit Jacke.

Eine viertel Stunde vor Start folgen wir der Beschilderung zum Startgelände. Es geht mitten durch die Stadt – über eine imposante Lahnbrücke. Von dort oben kann man den Startbereich einsehen. Es sind mehr Läufer als ich dachte.

Es gibt einen 10 km Lauf, einen HM, einem Marathon und dann den 50 km Lauf. 638 Starter sagt „LaufReport“.

Es geht auch gleich los. Ich versuche keinem auf die Füße zu treten. Nach dem ersten Kilometer ist aber dann genug Platz für alle. Irgendwie kommen mir die Kilometer ziemlich lang vor.

Vom 1. bis zum 2. Kilometerschild, und vom 2. zum 3. Kilometerschild erscheinen die Abstände ewig. Bin ich zu schnell oder zu langsam? Nein, das Tempo passt, 6:00er Schnitt. Norbert verabschiedet sich. Da kommt schon die erste VP in einer Straßenunterführung. Da ist dann gleich von der anderen Seite noch eine VP für die Läufer die schon ein paar Kilometer weiter sind. Das ist gut gemacht. Ich bin mal gespannt, wann wir wieder da sind. Jetzt kommt  noch keiner.

Km 4, km 5,  die Unterführung ist wieder da, eine kurze Steigung hoch, km 6, kurz vor km 7 ist noch eine VP im Wohngebiet. Jetzt geht es 2 km gerade aus. Immer an der Straße entlang. Das 8 km Schild hab ich verpasst. Dann km 9. Jetzt laufen wir schon über die riesige Lahnbrücke, rechts runter. Die 10 km Läufer haben das Ziel erreicht.Hier steppt der Bär. Jeder Ankommende und Durchlaufende wird gefeiert. Gänsehaut.

Nach dem Zielbogen wieder eine VP. Eigentlich hab ich keinen Durst, obwohl ich ganz schön schwitze. Ich trinke trotzdem Tee mit Salz (hab ich immer dabei). Mensch mir ist richtig warm geworden. Ob ich die Jacke hier im Zielbereich lasse? Dann muss ich Salz und Taschentücher in die Laufhose packen und den Fotoapparat in der Hand tragen. Nee, dazu hab ich keine Lust. Vielleicht in der nächsten Runde.

Die ersten Kilometer sind immer noch genauso lang. Es geht zuerst eine Unterführung durch und dann auf den Feldern übersichtlich rechts und links.  Erst als wir die nächste Unterführung passieren und dann die Unterführung mit den VPs erreichen, kommen mir die Kilometer nicht mehr so endlos vor.

Bei km 4 sind wir wieder in Marburg. Eine kurze Schotterstrecke, dann ein gepflasterter Weg. Das kann ich nicht so gut laufen, weil durch das Pflaster der Weg unruhig vor meinen Augen tanzt. Ich schaue nach oben und muss mich darauf verlassen, dass nichts im Weg liegt. Dafür kann ich mir die Umgebung betrachten. Links halb Wohngebiet halb Gewerbegebiet. Ich glaub ein Autohaus, rechts ein Sportplatz mit Ascheplatz auf dem die ganzen 6 Stunden Fußball gespielt wird. Da kann man lange gucken, weil wir die gesamte Breite, dann um die Ecke und dann noch die gesamte Länge entlanglaufen. Jetzt sind links Wohnhäuser und rechts eine große Freifläche mit Streetballfeld.

Dann ein riesiger Parkplatz, und jetzt sieht es aus wie ein Holzlager einer Sägerei. Nichts ist abgesperrt. An Einmündungen stehen Streckenposten, die den Läufern freien Lauf gewährleisten.

Das Feld ist auseinandergezogen. Ich laufe auf zwei Männer auf und folge deren Unterhaltung. Irgendwann werden sie aufmerksam und wollen mich vorbei lassen. He – so war das nicht gedacht. Einer will wissen, ob ich „halb“ oder“ ganz“ laufe. Ich denk mir nix und sage halt, dass ich 50 laufen werde. Die Männer verstummen. Ich will das nicht so stehen lassen und erkläre wahrheitsgemäß, dass ich nur die ersten 20 km im 6:00er Schnitt laufe. Das tröstet Sie aber nicht wirklich.Jetzt erkenne ich, dass es Halbmarathonläufer sind. Ich halte es für besser sie ziehen zu lassen und weiter allein mein Ding zu machen.

Auf einer geteerten Straße sind wir inzwischen bis zur Bundesstraße gelaufen, die hier die Lahn überquert. Das heißt, wir laufen unten, die Bundesstrasse ist durch eine Böschung stark erhöht. Es geht ein kurzes Stück an der Bundesstraße entlang bis wir die Unterführung von vorhin erreichen. Ich trinke wieder und nehme auch noch ein Salz.

Hinter der Unterführung scharf links haben wir jetzt die einzige richtige Steigung erreicht. Oben sind wir auf Höhe der Bundesstraße. Es geht aber gleich wieder runter, unten rechts wieder eine kleine Steigung links und dann oben wieder rechts Richtung Gisselberg. Hier werde ich von einem irrsinnig schnellen Läufer überholt. Ob das der Führende ist (Marathon oder 50 km kann ich nicht unterscheiden)? Da folgt aber lange keiner.

Hier steht ein Rettungswagen mit Helfern vom DRK. Eine Unterführung bringt uns nach Gisselberg. Dort ist nicht viel los. Es geht rechts ins Wohngebiet. Dort ist wieder eine VP. Es sieht aus, als ob die Leute da wohnen und mit der ganzen Nachbarschaft ein Fest feiern.

Am Ende der Straße links und nochmal links und weiter rechts. Wir erreichen die B 255 und km 7. Eine Schmiede mit kunstvollen Werken aus Metall lenkt uns ab.

Der Weg geht geradeaus. Rechts fließt die Lahn, links der Straßenverkehr. Das km 8-Schild ist nicht da. Wir erreichen Marburg. Es gibt wieder eine Unterführung. Das 9 km Schild müsste bald kommen. Ja, da ist es.  Auf der anderen Seite der Lahn kann man schemenhaft den Zielbogen erkennen und die Sprecherin hören. Trotzdem geht es noch ein gehöriges Stück geradeaus, dann die Brücke hoch, über die Brücke , auf der anderen Seite runter. Hier stehen Posten, die die Halbmarathonläufer auf eine Zusatzschleife weisen. Ein paar Meter weiter kommt die wieder raus. Die Halbmarathonläufer sind im Ziel.

Die Sprecherin sagt mich an. Das ist nett. Eigentlich wollte ich die Jacke da lassen. Jetzt finde ich es gar nicht mehr so warm. Ich bleibe also  wie ich bin, und prüfe mal das Angebot an der VP. Es gibt Laugenbrötchen – toll, da reicht mir ein Stück und Tee mit Salz ist auch gut.

Auf der dritten Runde begegnet mir ein riesiger Traktor mit Gülle. Mir fällt auf, dass er versucht Rücksicht auf die Läufer zu nehmen. Danke. Bei km 24 überholt mich die erste Frau.

Außerdem sind viele Fußgänger – zum Teil mit ihren vierbeinigen Lieblingen – und Radfahrer unterwegs. Ich hab damit aber keine Probleme.

Norbert berichtet später, dass eine Radfahrerin ziemlich rumgemotzt hätte und die Läufer als unzumutbares Hindernis bezeichnete.

Die dritte Runde ist geschafft. Super, das ist mehr als die Hälfte. Die vierte Runde ist die, wo ich am häufigsten überholt werde. Zuerst kommt Günni. Ich bin ungefähr bei km 33. Er nimmt meinen Fotoapparat, rennt vor, macht ein Bild, wartet bis ich da bin, macht noch ein Bild und rennt weiter. Rechen, rechen – das könnte für 4h15 reichen. Super!!!!

Norbert hat mich dann bei km 37 erreicht. Das langt auch noch locker für 4h30, so schnell wie er unterwegs ist. Ich bin zufrieden auch so um 4h30 bei km 40 zu sein. Ich habe keine Krämpfe (bis jetzt) und musste auch noch nicht gehen. Im Gegenteil, es geht mir besser als auf den ersten 20 Kilometern. Na gut, die Füße tun weh, aber das ist normal.

Günni und Norbert erwarten mich unterm Zielbogen. Ich bin gerührt.

Nochmal verpflegen und weiter. Außer einer älteren Frau ungefähr 100 m vor mir, bin ich jetzt der einzige Läufer. Ich meine natürlich Teilnehmer des Wettkampfs. Jogger und andere Fußgänger sind massig unterwegs. Ich verabschiede mich von den einzelnen Streckenposten und genieße die letzten Kilometer. Der Wind, der die letzten 20 Kilometer aufgekommen ist, hat sich gelegt. Bis auf die größere Steigung an der Bundesstraße kann ich immer noch laufen. An der letzten VP wird bereits gegrillt. Noch 3 Kilometer dann ist es geschafft.

Ich bin froh, dass Norbert auf mich wartet. Womöglich hätte ich den Rückweg nicht gefunden. Die Siegerehrung im Stadion hat bereits begonnen – unter freiem Himmel. Ich muss mich zuerst umziehen. Als ich fertig bin, hat Günni seine Medaille und das Siegergeschenk bereits erhalten. Er hat den ersten Platz in seiner Altersklasse gemacht.

Wir wollen noch etwas essen. Doch die Würstchen sind aus. Eine Wurstsemmel mit Kaffee ersetzten das erhoffte deftige Mal.

Hat sich die Strapatze nun gelohnt?

Marburg ist für uns relativ weit weg. Durch Günnis Gegenwart war die Fahrt kurzweilig und Fahrtkosten geteilt durch drei sind auch günstiger. Außerdem macht so eine Medaille im Auto echt was her.

10 km Runden liegen mir, hab ich festgestellt. Die Strecke ist gut laufbar und genau mein Ding. Ich lauf daheim ja auch endlos lange Straßen entlang. Das Wetter war auch optimal. 500 m zum Start kann man auch gehen. Es war nur komisch im Wettkampf durch das samstagliche Leben einer fremden Stadt zu laufen. Wenig Zuschauer machen mir nix aus.

Ich hab gehört, dass der Tee an den Verpflegungsstellen zu kalt und nicht gesüßt war. Außerdem sind ganze Prinzenrollenkekste nicht jedermanns Fall. Für mich war die Verpflegung  ok. Wirklich gestört hat mich nur das Fehlen einer Halle. Das gemütliche Beisammensein ist halt auch wichtig.

 Sieger:

Männer:

1.Platz: Jürgen Kiebler 3:23,17

1. Platz AK 55 Günter Bauernfeind 4: 09,36

11. Platz AK 50 Norbert Fender 4:23,32

Frauen:

1. Platz:  Melanie Straß 4:09,03

5. Platz AK 45 Birgit Fender : 5:47,33

Bilder auch von Günni

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Birgit am März 7th 2012 in 2012, Ultraläufe

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