13. Rodgauer 50km Lauf
28.01.2012
6.15 Uhr. Die Fahrt ist Routine. Das Wetter verspricht auch keine besonderen Vorkommnisse. Kein Sturm, kein Regen, kein Schnee, kein Glatteis. Langweilig?
Nöö, wir haben natürlich trotzdem was zu meckern. Die geringen Plusgrade sind uns zu kalt, der Boden knapp über dem Gefrierpunkt zu matschig, das Lüftlein, das über die Felder haucht, zu heftig. Man braucht halt immer was zum Ablenken um seine Nervosität zu unterdrücken.
Wir sind eine viertel Stunde später dran als letztes Jahr. (Es ist jetzt 8.50 Uhr) Deshalb vertrauen wir auf den Parkservice, der uns über die Brücke zu einer Wiese leitet. Ruck zuck ist auch die voll. Und immer noch kommen Autos mit hoffnungsfrohen Ultraläufern. Es scheinen dieses Jahr wirklich mehr als die etwas über 600 Läufer vom Vorjahr an den Start gehen zu wollen.Der Verdacht bestätigt sich im Tennisheim, wo die Startunterlagen bereit liegen. Es ist voll, und trotz reibungslosem Ablauf müssen Norbert, Nicole und ich mit den hohen Startnummern eine ganze Weile warten, bis wir an der Reihe sind. Kein Wunder, dass wir Günni und Kathi, bei denen es wohl schneller geht, aus den Augen verlieren. Wir haben es dieses Jahr geschafft, unter die ersten 800 (!!) Anmelder zu kommen. Eine schöne, funktionelle Mütze (blau mit Veranstalter Aufdruck)ist unser Lohn. Super, die werd ich Heute gleich ausprobieren.
Wir treffen uns im Auto wieder. Dort ist die Vorbereitung aber so Hektisch, dass wir uns hier zum letzten Mal zusammen sehen, bevor es losgeht. Da ich noch das Dixie am Start besichtigen will, gehen Kathi und ich schon vor. Es ist ja nicht mehr so weit. Am Dixie (es sind zwei) ist eine kurze Schlange, und so geht Kathi schon mal zum Start . Wir Wartenden amüsieren, uns, weil es irgendwie nicht vorwärts gehen will. Der Sprecher im Nahen Start/Zielbereich macht uns ganz nervös. Der Start rückt näher. Endlich klappt es mit dem Klo. Noch 3 Minuten. Ich verstaue meine Tasche mit der Ersatzjacke im überdachten Unterstand. Ah da sind Norbert und Nicole.
Pünktlich um 10 Uhr ertönt der Startschuss. es dauert aber über eine Minute, bis wir die Startmatte überqueren können.
Norbert läuft wieder die erste Runde mit mir, und Nicole schließt sich an. Das passt ganz gut. Zuerst fotografiere ich noch fleißig. Vor Kälte frieren mir die Finger ein. So kommt der Fotoapparat erst mal in die Tasche.
Wir erreichen die Verpflegungsstelle, bei km 0,8 nach dem Start .Es geht links auf die Felder. In der Ferne rechts, sieht man schon eine Schlange von Läufern, die wohl viel schneller sind. Wir laufen einen 6 er Schnitt, und damit für mich ziemlich flott. Ungefähr einen Kilometer weiter kommen wir wieder in den Wald. Hier steht auch das Schild das den geschafften Marathon anzeigt. Das wird aber erst in der 9. Runde aktuell.
Wir hören Musik. Die Begegnungsstrecke ist erreicht. Hier stehen die Sanies mit Ihren Krankenwagen, und beschallen die Läufer mit Highlights aus den letzten 30 Jahren. Wir laufen links. Es wird eng, weil wir den Weg mit den Entgegenkommenden Schnelleren teilen. Ein Tisch, da müssen wir rum, und es geht es zurück. Jetzt können wir die Langsameren begutachten.
Zurück an der Kreuzung laufen wir jetzt geradeaus, und haben wieder den ganzen Weg zur Verfügung. Nach dem kurzen Stück am Waldrand (km3) geht es wieder auf die Felder. Erst rechts dann gleich wieder links. Der Wald ist in Sicht.
Im Wald kurz zick zack. Das Opel Testgelände begrenzt mit seinem Zaun den Weg. Geradeaus, und dann rechts, bald kommt das Ziel in Sicht. Norbert verabschiedet sich.
Nicole entschließt sich an der Verpflegungsstelle zu trinken. Als Ultraneuling keine schlechte Idee. Ich laufe weiter und versuche das Tempo zu halten. Das Feld ist so auseinander gezogen, dass wirklich jeder sein Tempo laufen kann. Wirklich jeder? Auf den folgenden Runden muss ich die ganz Schnellen bedauern.
Der Führende hat wohl ein Fahrrad, das vor raus den Weg freimacht (hab ich beim ersten Überrundenl irgendwie verpasst). Aber die folgenden sind nur unwesentlich langsamer und müssen ständig rufen, damit das Feld Platz macht. Sonst könnten die ihr Tempo nicht laufen. Es sieht so aus, als ob die Überholmanöver genauso viel Kraft kosten, wie das Laufen selber. Außerdem sehen die jetzt schon aus wie Sau. Ich versuche ja die Pfützen und den größten Matsch zu umgehen. Aber darauf können die halt keine Rücksicht nehmen. Immer voll durch.
Etwas weniger hektisch geht es bei der ersten Frau zu, die auch ein Fahrrad hat. Trotzdem ist die super schnell unterwegs.
Am Anfang der 3. Runde lerne ich Annette kennen. Kathi hatte sie eingeladen, sich mit uns als Damenmannschaft anzumelden.Wir stellen fest, dass wir uns schon früher bei anderen Läufen gesehen zu haben. Nach der kurzen Unterhaltung macht sie sich nach vorn davon.
Ich hab jetzt die vierte Runde fertig und bin noch unter 2 Stunden. Noch eine Runde in dem Tempo und ich hab mein selbst gestecktes Ziel erreicht. Allerdings werd ich langsam müde. Deshalb ist es angebracht, mal das Angebot des Verpflegungsstandes zu überprüfen. Gesüßten Tee, hab ich schon probiert, Wasser, Cola und Iso gibt es auch. Die unermütlichen Helfer sind im Zelt gut aufgehoben. Auf einem Tisch außerhalb gibt es Salz, Salzstangen, Müsliriegel, Fruchtschnitten, Schokolade, Prinzenrollenkekse und Bananen. Ich versuche etwas Banane. Eine kurze Gehpause und weiter.
So, nun sind es nur noch 5 Runden und meine Zeit liegt bei 2.30 Std. Hey, das ist toll. Da ist ja Günni an der Verpflegungsstelle.
Ich hab mich schon gewundert wo er so lange bleibt. Auch von Norbert und Kathi keine Spur. Ich hatte vermutet, dass die mich heimlich überholt haben. Aber Günni ist heute nicht so schnell unterwegs. Wir machen Bilder dann ist er weg. Klaus der für marathon4you Fotos gemacht hat ist noch da.
Ich hätte gerne ein bisschen Mitleid und krieg es auch.Er bewundert noch meine neue Mütze, aber ich muss weiter.
Ich befürchte, dass jetzt der Kampf beginnt. Doch aus dem Kampf wird ein Krampf und zwar im rechten Oberschenkel ganz ohne Vorwarnung. Toll, an der gleichen Stelle vor dem Wald hat es mich im letzten Jahr auch erwischt. Das war aber 3 Runden später..
Ich gehe ein Stück, dann wird es besser. Ich kann wieder laufen. Norbert überholt mich jetzt auch. Als ich wieder am Ziel vorbeikomme sind die ersten Männer bereits fertig. Ich hab aber auch nur noch 4 Runden. Ich verdränge den Gedanken, dass das noch 20 km sind.
Runden laufen macht echt Spass. Wenn ich überholt werde, denke ich mir, dass das natürlich die Schnellen sind, die ich sonst nie sehe. Und ich selber kann auch übberholen, und stell mir vor, dass ich jetzt jemanden überrunde. Kathi ist jetzt auch vorbei.
Ich teile mir die Strecke ein: die ersten 0,8 km bis zur Verpflegung wird gelaufen. Dann nehme ich mir einen Becher Tee und einen mit Cola, schütte Salz ins Cola, hol mir zwei Fruchtriegel, stecke einen in die Tasche und geh dann essend und trinkend bis zum 3. Abfallsack. Dort werfe ich die leeren Becher ein und laufe weiter. Auf dem Weg zum Wald krieg ich regelmäßig einen Krampf und wechsel dann gehen und laufen ab, kann dafür aber den zweiten Fruchteriegel essen. An der Begegnungsstrecke kann ich meist wieder laufen. Ab da versuche ich locker bis zu der winzigen Steigung im Wald durchzuhalten Die 20m „hoch“ gehe ich. Dann das Gefälle ins Ziel. Und wieder von vorn. Meine Rundenzeiten sind jetzt bei 39 Min für 5km.
Dafür ist das natürlich nicht so anstrengend wie dauernd laufen. In der 7. Runde treff ich Nicole bei der Verpflegungsstelle. Sie hat auch 36 km, muss also die ganze Zeit in meiner Nähe gewesen sein. Sie ist Heute zum ersten Mal mehr als 20 km am Stück gelaufen. Dafür sieht sie noch echt fit aus, und möchte noch bis km 40 durchlaufen. Hinterher erfahre ich, dass sie leider kurze Zeit später ausgestiegen ist.
Kurz vor Ende der 8. Runde überrundet mich Güni. Wir machen ein Foto“im Schmerz vereint“.( Eigentlich sehen wir gar nicht so fertig aus) Er wird gleich im Ziel sein.
Auf dem Stück bergab zum ZIel erwarte ich Norbert von hinten. Kurz vor mir schafft er es und hat die 50 km geschafft. Ich kann mich noch bemerkbar machen, bevor es weiter geht.
Noch 2 Runden. Ich freue mich auf den vollendeten Marathon.
Das mit den Krämpfen wird trotz Salz schlimmer. Auf dem kurzen Stück vor dem Wald muss ich jetzt mehrmals gehen. Selbst auf der Begegnungstrecke kann ich nicht mehr durchlaufen. Erst ab dem Waldrand wird es besser. Vor mir geht eine Frau im dunklen Sportdress. Beim vorbei laufen spreche ich sie an, sie läuft mit und wir unterhalten uns. Sie kommt aus Amerika, und wohnt mit ihrer Familie in Heidelberg. Sie erzählt mir, dass es ihr erster 50 km lauf ist. Dennoch ist Sie sie schon in der letzten Runde. Bis zur Steigung laufen wir zusammen. Leider muss ich gehen und sie läuft mit einem Dank für das schöne Gespräch beschwingt ins Ziel.
So, die letzte Runde. Ein letztes Mal an die Verpflegungsstation. Das Salz ist aus. Auf meine Frage wird eine fieberhafte Suchaktion gestartet. Mit Erfolg. Ich krieg mein Salz. Die Helfer sind immer noch topp motiviert. Vielen Dank!!
Laufen, gehen. Auf der Strecke ist es jetzt ruhig, aber nicht einsam. Dank und Abschiedsgruß an die Streckenpostin die am Wendepunkt Wache hält. Ein Gruß und Dank an die DJ/Sanies, die mir zu Ehren noch eine Alloah -Welle zu Stande bringen.
Wenn ich gehen muss, laufen noch gefühlt 100 Läufer an mir vorbei. Dafür kann ich noch 2 Männer überholen, die aber erst in ihrer vorletzten Runde sind.
Das Ziel ist geschafft. Gabi Gründling, die als Sprecherin im Zielbereich Läufer und Zuschauer mit ihren gekonnten Kommentaren seit fast 6 Stunden bei Laune hält, gratuliert mir. (Das macht sie natürlich bei jedem, trotzdem fühle ich mich geehrt). Norbert wartet auch schon.
Es gibt alkoholfreies Bier. Da greife ich zu. Von dem vielen Süßzeug bin ich schon ganz klebrig. Auch hier sind die Helfer noch super drauf.
Leider schaffe ich es nicht recchtzeitig zu der Siegerehrung der DUV-Cups, wo Kathi ja für den 6. Platz im 6 Stundenlauf-Cup geehrt wird.
Mit dem Ausklang in der Sporthalle geht eine tolle Veranstaltung zu Ende. Wir werden mit der Damenmannschaft dritte.
Sieger:
Männer:
1.Platz Evgeni Glyva 3:02,31 Std
23. Platz AK50 Norbert Fender 4:30,05 Std
Frauen:
1.PLatz Elissa Balles 3:41,06 Std
27 Platz AK45 Birgit Fender 5:50,36
Birgit am Januar 31st 2012 in 2012, Ultraläufe
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