Donautalmarathon Tuttlingen
3:30 Uhr. Guten Morgen. Eine freundliche Stimme weckt mich aus unruhigem Schlaf. Der Radiowecker ist zuverlässig. Ich bin müde. Draußen kann man den Morgen schon erahnen. Die Temperatur liegt bei 15 Grad. Das wird wieder warm werden. Deshalb sind wir nicht böse, dass der Start bereits um 8.30 sein wird. Auch wenn das bedeutet mitten in der Nacht aufzustehen.
Pünktlich um 6:45 geht der Sonderzug, der die Läufer vom Tuttlinger Bahnhof nach Hausen im Tal zum Start bringt. Von dort geht es die 800 m mit dem Bus zum Tobelhaus, wo am Marathonmorgen die Ausgabe der Startunterlagen ist.
Irgendwie sind wir knapp dran, und so gibt es eine kleine Stressminute, ob wir den Zug noch rechtzeitig erreichen (Baustelle am Bahnhof, und wenig Parkplätze).
Beim Bahnhof Hausen warten bereits die Busse, die uns zum Tobelhaus bringen. Aufgurnd der Erfahrungen der letzten 2 Jahre stürmen wir zuerst zu den Startunterlagen. Am Anfang ist die Schlange kurz, und die Ausgabe reibungslos. Später wird das eher zum Geduldspiel.
Da Norbert diesmal als Pacer für die 4 Stunden dabei ist, bekommt er zusätzlich zur Startnummer ein Schild, das ihn als Zeitläufer ausweist.
Wir haben jetzt massig Zeit und ich bin immer noch müde. Als ich von der Toilette komme, merke ich, dass nur noch wenig Läufer zu sehen sind. Es ist 7:45, d.h. noch eine dreiviertel Stunde. Stimmt das mit der Startzeit? Ja, klar, vielleicht wissen viele nicht, dass der Start in 5 Gehminuten zu erreichen ist, und dass die Gepäckabgabe total schnell geht. Weil mich das nervös macht, dass keiner mehr da ist, gehen wir halt auch zum Start.
Es ist beeindruckend, wie die Nebelschwaden vor den Felsen hängen. Die Sonne beginnt aber schon massiv, den Grauschleier aufzulösen.
Wir beobachten das Naturschauspiel und freuen uns auf den Lauf durch diese wunderschöne Landschaft. Im Startbereich fällt uns auf, dass die Pacer Luftballons haben. Norbert bekommt auch einen, den grünen. Nun könnte es losgehen, aber der Start verzögert sich. Zur Aufmunterung der Wartenden wird das „run & fun“ Lied gespielt und an jeden Läufer ein Luftballon ausgeteilt.
Nach guten 5 Minuten ist nun auch die Strecke frei.
Was für ein tolles Bild als die 200 Luftballons in den Himmel gelassen werden.
Gleich nach dem Start sorgt als Nadelöhr eine Unterführung für ein gemäßigtes Anfangstempo. Wir laufen erst einen Kilometer in die falsche Richtung, bevor wir über die erste Brücke, links der Donau wieder zurück, nun Flussaufwärts unterwegs sind. Die ersten Kilometer dienen wie immer der Tempofindung. Leider kann ich keinen Luftballon entdecken. Norbert müsste vor mir sein. Kein grüner Ballon. Der 4:30er müsste eigentlich hinter mir sein. Kein Ballon. So laufe ich nach Uhr im 6:00er Schnitt.
Immer wieder muss ich anhalten um ein Foto zu machen. Die Gegend ist wirklich grandios. die ersten Kilometer begleitet uns der Blick auf das Schloss Werenwang, das zum Hause Fürstenberg gehört und noch immer bewohnt ist. Tolle Wohnlage mit unverbaubarer Aussicht.
Blöderweise spüre ich von Anfang an meine Wehwechen: Achillessehne rechts, Knie links. Aber das wird schon werden. Dann passiert es: Super Motiv mit einer Kuhherde im Nebeltal, Fotoapparat streikt – Akku leer! Und noch über 25 km mit potentiellen Foto-Highlights. Das ist jetzt nicht wahr!!!!!
Doch, leider. Es reicht gerade noch um Kloster Beuron abzulichten. Dann totales Schwarz.
Entnervt laufe ich weiter. Jetzt kann ich mich natürlich auf diverse körperliche Unbillen konzentrieren. Sind nicht meine Füsse wie Blei? Ist es nicht wahnsinnig heiß? Bekomme ich nicht gleich einen Krampf?
Zum Trost sind wir gleich in Fridingen (km 24). Das ist für mich eine positive Marke. Da wird der Wettkampf für die Nordic-Walker gestartet und dann ist Leben auf der Strecke, denn die sind immer gut drauf. Diesmal ist aber von ihnen nichts zu sehen. Ja klar – da unser Start verspätet war, und ich seit einiger Zeit ziemlich langsam unterwegs bin, sind die schon länger weg.
Dafür habe ich zwei nette Mädels aufgegabelt, die beide ihren ersten Marathon laufen. Das ist kurzweilig, und bringt uns einige Kilometer vorwärts. Leider erreichen wir die Walker dann an der einzigen Engstelle der gesamten Strecke. Das heißt wohl oder übel hinten anstellen, denn hier ist überholen unmöglich. Das hab ich vor 2 Jahren schon mal versucht. Durch die dauernden Tempowechsel war ich zum Schluss kaputt. Wir lassen´s also langsam angehen.
Meine persönliche Lieblingsstelle kommt nach Nendingen. Da haben irgendwelche mal vor ein paar Jahren ein Fest gefeiert, und die Läufer angefeuert. Das hat sich zu einem stattlichen Spektakel ausgewachsen. Hier wird jeder gefeiert als wenn er Weltrekord gelaufen wäre. Das ist gerade bei km 35 eine enorme Motivation. Vor allem, da jetzt das langweiligste Stück, schattenlos über die Felder geht.
Total süss ist, dass, wie jedes Jahr auf dem Hof, den man durchqueren muss, die Bewohner frisches Quellwasser ausschenken, und die Becher die die Läufer zwangsläufig an den Wegrand werfen, selber wieder einsammeln. Im letzten Jahr haben wenige den Service genutzt, da hat es auch geregnet. Aber in diesem Jahr ist das eine wilkommene Erfrischung.
Überhaupt, waren auf der Strecke einige Feuerwehren damit beschäftigt, die Läufer mit Wasser aus ihren Schläuchen zu kühlen. Deshalb hatte ich auch nie das Gefühl von übermäßiger Hitze, obwohl es vor allem im letzten Teil bestimmt 30 Grad in der Sonne hatte.
Wenn der Ortseingang von Tuttlingen erreicht ist, ist der Rest ein Spaziergang. Eine Schikane kommt noch am Bahnhof, wo man Treppen runter muss. Alternativ gibt es die Kinderwagenrampe. Auch nicht lustig. Im Donaupark ist wie immer einiges los. Die Guggenmusiker haben aber wohl keine Lust mehr. Über die letzte Brücke, und noch ein bischen kreuz und quer. Dann ist auf der Bahnhofstraße das Ziel erreicht. Alle Läufer und Walker werden mit dem gleichen stürmischen Beifall empfangen und bekommen eine Medaille. Für Marathonis gibt es eine spezielle.
Norbert empfängt mich. Bei ihm ist alles optimal gelaufen. Er wundert sich bloß, dass ein Tempo (hier 5:40) gleichmäßig durchzulaufen so anstrengend ist. Ich muss grinsen. Ist 42 km laufen nicht immer anstrengend? Auf jeden Fall hat er sein Soll voll erfüllt: mit 3:59:59 Brutto kann man nicht meckern. Das Geheimnis des fehlenden Luftballons wird gelöst. Norbert`s Ballon wollte wohl am Start hinter den 200 anderen her und hat sich selber befreit. Der Ballon des 4:30ers hatte wohl ähnliches im Sinn, und war nicht lange mit von der Partie.
Ich hatte vergessen, dass es im Ziel Melone und Hefezopf gibt, lecker. Leider kein alkoholfreies Bier. Aber was soll ´s.
Zuerst muss ich aber nochmal meinem Ärger wegen des Akkus luftmachen. Das passiert mir nie wieder.
Außerdem sollte ich vielleicht nächstes Mal keine neuen Schuhe anziehen. Ich kann gar nicht sagen, was mir nicht weh tut.
Trotzdem bleibt die Strecke eine meiner Liebsten.
Sieger:
Männer:
Kai-Uwe Müller 1. Platz 2:38:17
Norbert Fender: 14.Ak 50, 3:59:48
Frauen:
Katja Gallasch 1. Platz 3:35:03
Birgit Fender: 9. AK 45, 4:56:28
1 Kommentar zu “Donautalmarathon Tuttlingen”
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Kati 2 schrieb am 07 Jun. 2011 um 07:46 #
ach das ist Euer Haus-und-Hof-Lauf, wusste ich gar nicht 🙂 Klingt sehr beschaulich 🙂 Wo laufen wir eigentlich als nächstes zusammen?