4. Schaichtalmarathon

16.08.2014

4. Schaichtalmarathon
Der gemeine Läufer nimmt einiges in Kauf um seinem Hobby nachzugehen: lange Anfahrten zu diversen Veranstaltungen und horrende Startgelder scheinen für echte Enthusiasten kein Problem zu sein. Der Läufer ist aber auch ein geselliger Typ: wenn man Tag ein, Tag aus, alleine durch Wald und Flur trabt, will man sich eben auch mal mit Gleichgesinnten austauschen und messen.


Klar, das könnte man auch einfacher haben: schon lange gibt es vor allem in Nord- und Ostdeutschland rührige Lauftreffs, die meist einmal pro Woche zum Marathon einladen; auf einer offiziell vermessenen Strecke versteht sich. Wenn mindestens drei Interessenten gefunden sind, ist der Lauf auch für Langstreckensammler zählbar.
Erfreulich, dass sich nun auch in unserer schönen Gegend sogenannte Einladungsläufe etablieren. Im Prinzip kann hier jeder starten. Man muss sich nur vorher mit dem Veranstalter in Verbindung setzen um eine Einladung zu erhalten. Natürlich gibt es da keine Straßensperrungen, und jeder begibt sich auf eigene Verantwortung und meist auch mit eigener Verpflegung auf die Strecke. Dafür ist aber das Startgeld im 5 €-Bereich und der Spaßfaktor garantiert.


Im Jahr 2006 wurde in Walddorfhäslach mit seinen rund 5000 Einwohnern ein Lauftreff namens „Schaichtal Runners“ gegründet. Der Name leitet sich vom nahe gelegenen Naturschutzgebiet Schaichtal ab, einem besonders reizvollen Teil des Schönbuchs und beliebte Laufstrecke der Mitglieder. Seither sind die Schaichtal Runners in den Teilnehmerlisten verschiedener Laufveranstaltungen zu finden.


Die passionierte Nichtläuferin und Ehefrau von „Schaichtal Runner“ Volker Drexler konnte irgendwann ihr Unverständnis nicht mehr für sich behalten: „Warum fahrt ihr hunderte Kilometer zu einem Lauf, wenn es vor unserer Haustür so schöne Strecken gibt?“ Damit war der Keim gesät und spross zu einem zarten Pflänzchen. 2012 ging man daran ein eigenes Laufevent zu planen. Die Strecke war schnell gefunden und mit GPS und Fahrradtacho ausgemessen. Damit das Ganze aber offiziell zählbar wird, erklärte sich Michael Weber vom 100 Marathon Club, als zugelassener Streckenvermesser, bereit, die Strecke amtlich zu vermessen. Und weil sich der Marathon aus 2 Runden zusammen setzt, wurde noch zusätzlich ein Ultralauf angeboten – eben mit 3 Runden.


Die erste Austragung im Mai 2013 war ein voller Erfolg: 15 Marathonis und 3 Ultras erreichten das Ziel. Das machte Lust auf mehr. Bereits im September 2013 folgte die Neuauflage und im April 2014 war dann schon der dritte Lauf.
Letzte Woche erreichte uns ein Mail von Volker: ein Lauffreund hatte ihn angesprochen, dass am Wochenende des 16.08.2014 kein langer Lauf zu finden sei, und ob man nicht noch schnell einen Marathon austragen könne? Auf die kurzfristige Ausschreibung folgten prompt 13 Voranmeldungen. Da Norbert und ich ebenfalls nichts geplant hatten, waren wir dann Nummer 14 und 15.


Ein Lauf ohne Firlefanz sollte es sein. Da das Theaterheim, als Anlaufpunkt, so kurzfristig nicht zur Verfügung steht, muss man für seine persönlichen Bedürfnisse selbst sorgen. Norbert und ich packen also eigene Verpflegung ein und sind dann pünktlich am Treffpunkt auf dem Parkplatz. Nach herzlicher Begrüßung der Anwesenden bittet uns Volker zum Pavillonzelt, das heute als Wettkampfbüro dient. Im Vorfeld konnte man sogar eine Startnummer mit Namen und Streckenskizze bestellen. Diese wird nun ausgehändigt. Es folgt das Briefing bei dem der Streckenverlauf erklärt wird und die Abzweigungen mit Fotos veranschaulicht werden. Nach der ersten Runde soll man noch seine Durchgangszeit auf der ausgelegten Liste eintragen.


Zusammen machen wir uns jetzt auf den Weg zum Start auf der Brücke über die B27. Hinter dem grünen Startstrich wird Aufstellung genommen, die Uhren gestartet und schon geht es los. Zurück über den Parkplatz, am Zelt vorbei und einmal um den Häckselplatz herum. Diese Zusatzschleife wird nur am Anfang gelaufen, um auf die volle Marathondistanz zu kommen.


Wir laufen Richtung Wasserturm. Die ersten sind schon weit voraus. Mit Ewald, Michael und Teddy bilden wir das Schlusslicht; Norbert will ja mit mir zusammen laufen. Plötzlich kommt einer von hinten. Volker war noch mit der Organisation beschäftigt und erst später gestartet. Jetzt läuft er in lockerem Trab vorbei und macht uns auf die tolle Aussicht aufmerksam. Als er gestern, nach dem Regen, nochmals die Streckenmarkierungen kontrollierte, muss die Luft vollkommen klar gewesen sein. Aber auch im Moment kann man bis zum Albtrauf sehen.


Wir erreichen Schlaitdorf, wo wir geradeaus das Wohngebiet erreichen. Michael kennt sich natürlich aus und wir versuchen uns den Abzweig einzuprägen. Hinter dem Abzweig kommt allerdings auch gleich der grüne Pfeil auf der Straße, so dass die Streckenfindung eigentlich kein Problem ist. Es geht bergauf. Oben genießen wir die phantastische Aussicht diesmal in die entgegengesetzte Richtung. Kaum zu glauben, dass hinter dem nächsten Hügel bereits Stuttgart liegt.


Ein starkes Gefälle bringt uns unter der B27 hindurch auf den Hohenzollern-Radweg. Wir laufen nochmal ein längeres Stück bergab und erreichen dann den Bachlauf der Schaich, dem wir nun flussaufwärts folgen. Mal rechts, mal links vom Weg plätschert das idyllische Bächlein dahin. Der fein geschotterte Weg verläuft nahezu flach durch den Wald. Bald entzückt uns ein großer Seerosenteich, dann wieder ein kleiner Tümpel. Einige Radler kommen uns entgegen, die freundlich grüßen.


Am Häfner-Brunnen können wir uns kurz erfrischen. Eigentlich unnötig, denn die Temperaturen sind im niedrigen zweistelligen Bereich. Hinter dem Pumpenwerk geht es links und bergauf. Oben kommen wir auf einen asphaltierten Weg und am Dettenhausener Häckselplatz vorbei, wie man deutlich riechen kann. Wir laufen links wieder auf einen Schotterweg. Es beginnt zu regnen. Zuerst leicht und angenehm dann stärker. Mir macht die Kühlung nichts aus, da wir im Wald auch etwas geschützt sind.


Es geht nun nochmals bergauf. Wir verlassen den Wald. Nach den vielen Bäumen sauge ich den tollen Ausblick zum Albtrauf in mir auf.

Noch einmal führt der Weg kurz in den Wald. Dann können wir die B27 schon hören. Steil bergab und hinten wieder hoch erreichen wir die Brücke auf der wir gestartet sind. Mittlerweile hat der Regen aufgehört. Auf dem Parkplatz verlassen wir die eingezeichnete Ideallinie und stärken uns erst mal beim Auto. Anschließend laufen wir zum Zelt um unsere Zwischenzeit zu notieren und gehen auf die zweite Runde. Beim Wasserturm wird es kurz kritisch.Wir biegen eine Straße zu früh ab. Ewald bemerkt es als erster. Kein Problem: wir laufen das kurze Stück wieder zurück.
Michael ist uns schon lange enteilt, und Teddy geht die zweite Runde ruhig an. So haben wir mit Ewald einen kundigen Einheimischen, der die Gegend erklären kann und uns auf die vielen Steinpilze im Wald aufmerksam macht. Sogar ein Nest mit Pfifferlingen lässt sich vom Weg aus ausmachen. Schade, dass wir keinen Korb dabei haben.


Ewald ist einen Tick schneller als wir, so dass Norbert und ich dann doch alleine sind. Diesmal entpuppt sich der flache Weg an der Schaich entlang als gar nicht mehr so flach. Die permanente leichte Steigung war mir auf der ersten Runde gar nicht aufgefallen. Am Brunnen halte ich nochmals meinen Kopf unter das Wasser. Inzwischen kommt stellenweise die Sonne heraus und es wird angenehm warm. Nanu: war das vorhin auch schon so weit? Bis zur Pumpstation zieht es sich ganz schön. Die Radler scheinen beim Mittagessen zu sein; diesmal kommt keiner entgegen. Nach dem langen Anstieg hinter Dettenhausen sind dafür einige Spaziergänger unterwegs. Eine schöne Abwechslung, da sie uns sogar anfeuern.


Im Ziel sind wir fast letzte, nur Teddy und Klaus-Peter, der eine bestimmte Zeit laufen will, sind noch unterwegs. Trotzdem ist noch keiner gegangen und alle erwarten uns mit Applaus. Volker hält unsere Zeit fest. Annette und Hans haben in der Grillschale Feuer gemacht und bieten eine kostenlose Grillmöglichkeit. Das müssen wir uns für das nächste Mal merken.


Fazit: Laufen ohne Firlefanz ist die optimale Ergänzung zu den großen Laufveranstaltungen. Wobei man den Aufwand für den Veranstalter nicht unterschätzen darf: Ausschreibung, Pflege der Starterliste, Streckenmarkierung, evtl. Startnummern, die Durchführung am Lauftag selber, Medaillen, Ergebnislisten. Dafür ist entsprechendes Knowhow, viel Herzblut und auch einiges an Zeit notwendig. Danke Volker, für Deinen Einsatz. Grüße an Deine Frau, die den Stein ins Rollen gebracht hat und nun – wohl oder übel – mitgerissen wird. Danke auch an Michael, der bereit ist, neue Strecken zu vermessen um solchen Veranstaltungen offiziell zählbar zu machen. Durch Euch wird die Lauflandschaft bunter.

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Birgit am August 20th 2014 in 2014, Marathons

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