Rheinsteig-Erlebnislauf, 6. Etappe
27.03.2013
6. Etappe, Loreley-Assmannshausen, 47 km, noch mehr Höhenmeter
Schon beim Aufstehen fühle ich mich wie vom Lastwagen überfahren. Die zwei Stockwerke runter zum Frühstück und wieder rauf sind Folter.
Dafür ist das Wetter herrlich. Ich empfinde es wärmer als die letzten Tage und verzichte Heute sogar auf meine Tüte. Wir laufen zuerst runter zum Besucherzentrum und von dort die 400 m zum Gipfel des Loreley-Felsens. Obwohl ich es nicht anders erwartet hatte bin ich platt von dem gigantischen Felsen, der hier den Rhein überragt. Das ist einfach schön hier.
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Wir haben eine Verabredung mit dem Fotografen. Er will ein Foto von uns in den Weinbergen machen. Also Banner auspacken, aufspannen und im lockeren Schritt ( völlig ungestellt) am Fotografen vorbeilaufen. Es klappt beim ersten Versuch. Alles einpacken, nun gehts aber wirklich los.
Oje, anlaufen ist ein Problem für mich. Bergablaufen aber auch. Und bremsen ist genauso übel. Nur bergauf hab ich keine Schmerzen. Wenn Norbert und ich allein wär, würde ich mir die Etappe Heute sicherlich nicht antun – und es dann bitterlich bereuen.
Die ersten 7 Kilometer gehen profiliert immer auf der Höhe am Rhein entlang. Das es hier einfach klasse Ausblicke gibt,brauch ich ja nicht immer zu schreiben.
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Dann wie gerstern auch, steil bergab, steil bergauf, zum Höhenmeter sammeln. Der Rhein macht hier einen Bogen, unten kommt Oberwesel ins Blickfeld, und hier oben geht es jetzt richtig zur Sache: steil (gibt es da eine Steigerung??) nach oben führt der Weg. In kleinen Serpentinen gewinnen (wieso heißt es eigentlich gewinnen?) wir Höhe. Für meine Höhenangst ist das grenzwertig.
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Dann laufen wir etwas vom Rhein weg. Das ist jetzt irgendwie seltsam; Die Gegend sieht aus wie bei uns. Weil das Rheintal hier so schmal ist verschwindet es optisch. Was bleibt sind grüne Hügel, unterbrochen von Wald und kleinen Orten.
So laufen wir nach Dörrscheid. Im Landgasthaus Blücher kehren wir ein. Heute brauch ich ein Apfelschorle, keinen Kaffee. Es ist doch deutlich wärmer als die letzten Tage. Nur Wasser aus dem Trinkrucksack ist eintönig. Scheinbar ist es o.k., dass wir unsere mitgebrachten Brote in der Gaststube verzehren. Außerdem sind die Toiletten hier sehr zu empfehlen (edel).
Auf den Koppeln hinter dem Gasthof grasen Lamas. Die sollte man lieber in Ruhe lassen. Der Weg führt zurück zum Rhein. In der Ferne kann man schon das Wasserschlösschen von Kaub erkennen.
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Es geht 3 km bergab. Zum Schluss noch eine längere Treppe und wir haben Kaub erreicht. Laufend besichtigen wir die Uferpromenade. Dann geht es wieder 4 km bergauf. Zuerst auf einer ungeteerten Weinbergstraße. Die Sonne brennt hier so richtig runter. Dann gehts auf einen schmaleren Weg. Der ist extrem steinig. Heinrich ist wieder barfuß. Das ist sicher kein Vergnügen. Km 22.
Wieder bergab geht es bis km 25. Wir treffen ein paar Wanderer und machen Werbung für unsere Spendenprojekte. Heute sind wir ziemlich flott. Da der Weg eindeutig verläuft brauchen wir nicht so oft anzuhalten. Ich bewege mich so im Mittelfeld. Hinten geht es ein paar richtig schlecht. Unser niederländischer Freund Kees hat Magen, ein paar andere irgendwas mit Fuß oder Bein oder beides.
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Mitten im Wald überqueren wir die Grenze von Rheinland Pfalz ins Rheingau. Ein Rastplatz ist da angelegt, und wir verewigen uns im Wanderbuch, das wir aber kurz in „Läuferbuch“ umtaufen.
Eine Riesenpfütze versperrt uns den Weg. Hier hat Heinrich eindeutig denVorteil, keine nassen Schuhe zu bekommen. Ich gönns ihm.
Vor Lorch (km 32) wirds dann nochmal richtig steil bergab. Unten geht es über eine Brücke und dann aber unten durch wie bei einem Bachbett. Es ist aber ein alter Holweg, der direkt nach Lorch führt.
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Am Hafen erwartet uns Ronald, ein Lauffreund mit seinem Buttermilchauto. Ja, er und sein Sohn haben tatsächlich Buttermilch dabei. Aber auch alles andere, auf das man bei so einem Lauf Lust haben könnte.
Ich probiere Buttermilch. Gar nicht schlecht.
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Wir teilen die Gruppe. Die Langsameren möchten sich nicht von den Schnelleren hetzen lassen. Es sind nur noch gute 15 Kilometer.
Ronald begleitet uns. Mit seinem fundierten Wissen über die Gegend hält er uns bei Laune. Natürlich geht es erstmal 2 km bergauf. Die nächsten 5 Kilometer laufen ohne besondere Ereignisse oberhalb den Rheins entlang. Wir sind eine lockere Gruppe, Norbert ist auch dabei. Vorher war er immer bei den Vorderen.
Ohne Vorwarnung geht es plötzlich einen Kilometer steil bergauf und gleich wieder bergab. Hinter einer Kurve steht plötzlich die Gruppe Spalier: Simone hat jetzt ihren ersten Marathon gefinisht. Locker überspringt sie die symbolische Marke. (Leider zu schnell für ein Foto). Gleich darauf kommt Heinrich, der seinen zweiten Barfußmarathon gelaufen ist. Und Georg gibt zu, dass es gerade sein 50 ter ist.
Wir nutzen die kleine Pause und sammeln die Gruppe.
Es kommt ein Stück zum genießen; ein enger Single Trail mit zum Teil ganz schön steilen Stellen läutet für Norbert und mich das Ende unseres Etappenabenteuers ein. Ich genieße die letzten Kilometer.
Oberhalb von Assmannshausen sammeln wir nochmal. Rolf bittet die Langsameren nach vorne. Gemeinsam geht es die Weinbergstraße hinab und gemeinsam erreichen wir unserern Zielort.
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Die geschlossene Bahnschranke behindert unseren Triumpfzug.
Noch ein paar Meter und das Rheinhotel Lamm ist erreicht. Es liegt verkehrsgünstig direkt an der Bahn auf der einen Seite, und der Rheinuferstraße auf der anderen Seite am Hafen. Die Bewohner der Zimmer hinten raus haben scheinbar Ohrstöpsel als Present vom Hotel auf dem Kopfkissen. Unser Zimmer liegt nach vorne mit super Blick auf den Rhein. Die Straße stört mich nicht.
Zuerst gibt es aber Kaffee und Kuchen. Den brauch ich jetzt auch. Dann bemerke ich, dass das Hotel einen Aufzug hat. Juchuu!!
Frisch geduscht finden wir uns pünktlich zum Abendessen ein. Heute ist ein besonderer Abend: die Spendenübergabe. Die beginnt leider traurig, weil Christian vom Tod eines Lauffreunds berichten muss. Auf dessen Beerdigung wurden ebenfalls Spenden gesammelt. Zusammen bekommt die Stiftung Benni und Co nun 14.000,00 Euro überreicht.
Dann überreicht Rolf jedem Teilnehmer ein kleines Present und eine Flasche Wein. Außerdem werden Josefine und Robert vorgestellt. Die beiden werden morgen in Kiedrich heiraten. Vorher laufen sie, zusammen mit ihren Trauzeugen, die Etappe mit.
Dann gibt es Rindsrouladen mit Kartoffelbrei und Rotkohl. Nach dem Apfelstrudel mit Schlagsahne bittet uns Rolf nach draußen. Heimlich hat jeder Läufer ewas aus Porzelan mitgebracht. Es gibt einen zünftigen Polterabend. Leider ist es schon wieder so kalt, dass es keiner länger als nötig Draußen aushält.
Am nächsten Morgen machen wir erst mal richtig gemütliches Frühstück. Norbert und ich müssen ja nicht laufen. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, die Gruppe gebührend zu verabschieden. Mit dem Brautpaar in der Mitte verlassen sie uns.
Ich bin froh, dass ich Heute nicht laufen muss. Ein komischer Schmerz am linken Schienbein scheint mir nicht normal.
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Aus dem Zugfenster erkennen wir manchen bekannten Ort. Von hier unten sieht alles eher langweilig aus. Die fantastischen Burgen, die mächtigen Felsen, der riesige Fluß, das alles kommt hier nicht richtig zur Geltung.
Wir sind froh, das alle aus anderer Perspektive erlebt zu haben. Vielleicht nächstes Mal etwas länger?
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Birgit am April 11th 2013 in 2013, Ultraläufe