Albmarathon Schwäbisch Gmünd

27.10.2012

Heute hat unser jüngster Sohn Geburtstag. Und was machen die Eltern? Laufen!

 

Zur Strafe gibt es schlechtes Wetter. Vor 2 Tagen hab ich noch bei 15 Grad den Garten fertig gemacht und nun das.

Wir fahren extra etwas früher. Ich trau der Sache mit dem Schnee nicht. Aber trotz üppigen Schneefall in Stuttgart kommen wir ungehindert durch. Vor dem Kongresszentrum in einer Seitenstraße gibt es noch einen Parkplatz. Das Halteverbot sieht man nur, wenn man richtig herum in die Straße fährt. Norbert hat gelesen, dass das Ordnungsamt am Tag des Albmarathons ein Auge zudrücken.

Auf dem Weg zum Johannisplatz begegnen uns viele Passanten. Ein Blick genügt: Trail- oder Sportschuhe, Jacke eines Sportartikelherstellers, Briefumschlag in der Hand – aha ein Läufer.

Auf dem Johannisplatz ist nichts los. Die Zelte machen die Örtlichkeit etwas unübersichtlich. Trotzdem ist der Prediger auch für Ersttäter leicht zu finden. Nur das Ambiente ist ungewohnt: so herrschaftlich werden Läufer normalerweise nicht untergebracht.

Die Startunterlagen bekommen wir ruckzuck. Viele Bekannte sind da. Beim Stand des Rennsteiglaufvereins bekommen wir die Mütze mit dem ECU Aufdruck, obwohl uns der letzte Lauf noch fehlt. Cool, die passt zu meiner Jacke, und so behalte ich sie für den Lauf gleich auf.

Um 10 Minuten vor 10:00 geben wir die Tasche ab. In dem dafür vorgesehenen Zelt ist es jetzt ganz leer. Dafür ist der abgesperrte Startbereich total voll. Der 50 km Lauf und der 25 km Lauf werden gemeinsam gestartet. Außerdem gibt es auch noch Staffeln. Zuerst kommen wir in den Startbereich nicht. Dann hab ich keinen Satellit und muss wieder raus. Es muss auch ohne Satellit gehen, und so drängeln wir uns wieder rein.

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Gut dass es gleich los geht. Norbert bleibt noch bei mir. Das Tempo ist genau meines. Schnell hab ich meinen Rhythmus gefunden. In der Stadt ist es flach, da geht es noch gut.

Norbert ist es wohl zu langsam. Er startet durch.

Die Stimmung auf der Strecke ist total schön. Schwäbisch Gmünd haben wir hinter uns gelassen. Es schneit. Wir laufen durch baumreiche Landschaft. Natur pur, so nah bei der Stadt. Die Bäume sind leicht überzuckert und die Temperatur zum Laufen optimal – vielleicht so 5 °C.

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Das Feld ist dicht beieinander, aber nicht so, dass man drängeln muss. Die erste Straße wird überquert. Wir kommen höher und der Schnee bleibt auf den Wiesen liegen.

An der ersten VP bei km 7 gibt es Wasser und warmen gesüßten Tee. Die meisten greifen zu.

Die erste längere Steigung beginnt. Froh über die Gehpause schaue ich mir die anderen Läufer an. Gut, dass die kurzhosigen Läufer eine Tüte übergezogen haben.

Kurz nach km 10 sehen wir oben am Berg das Wäscherschloß liegen. Darunter eine verschneite Wiese mit Pferden. Ein klasse Photomotiv. Vom Wäscherschloß sind es knapp 2 km bis Wäschenbeuren und der nächsten VP.

Hinter der VP geht es durch eine Matschpfütze und dann über freies Feld ziemlich steil bergab. Hier pfeift der Wind sehr unangenehm. In der Kurve, etwas windgeschützt, stehen Schlachtenbummler, die jeden frenetisch anfeuern. Dafür geht es dann auch bergauf. Gut, dass wir jetzt durch eine Baumreihe vor dem Wind geschützt sind.

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Irgendwann erreichen wir den Wald. Die Äste der Bäume hängen schon tief, da sie voll von Schnee sind. Es geht stetig bergauf. Der Schafherde scheint der Schnee nichts auszumachen. Klar, die sind ja auch richtig angezogen. Hier treffe ich den Weihnachtsmann. Er versucht mich davon zu überzeugen, dass eine Nikolausmütze die einzig angemessene Kleidung bei dieser Witterung ist. Keine Chance – bei mir stellen sich keine weihnachtlichen Gefühle ein.

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Die nächste VP ist schon in Sicht. Wobei „Sicht“ hier übertrieben ist. Sehen kann man nicht mehr viel, denn es herrscht dichter Schneefall. Toll, dass die Helfer bei diesen Bedingungen ihren Humor nicht verlieren. Das ist bestimmt ganz schön kalt, trotz Feuerwehruniform.

Da vorne sind Kinder beim Poporutschern. Dazu wird ein Plastikteller als Schlitten gebraucht. Es klappt nicht so gut, aber das wird sicher noch.

Vom Asphaltweg biegen wir in einen Feldweg ein. Das erkennt man daran, dass es steiler wird und der ganze Weg nun schneebedeckt ist. Eine entgegenkommende Frau ruft ihren Hund „Jonathan“. Ich hoffe, dass das kein 2 m hoher Dobermann ist. Aber „Jonathan“ bleibt verschwunden, und wir erreichen ungehindert die Begegnungsstrecke zum Hohen Staufen.

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Begegnungsstrecken sind toll. Blickkontakt mit den Entgegenkommenden lenkt. ab. Noch einen Spruch von Olaf und es geht noch besser. Trotz happiger Steigung bin ich ruckzuck oben.

Es geht links und dann um einen Baum herum. Hier ist Videokontrolle der Startnummern. Noch ein kleiner Rundblick – umsonst: hier gibt es heute nichts zu sehen. Die geniale Aussicht macht Pause.

Runter geht es zwar nicht schneller, aber kraftsparender. Unten auf dem freien Feld pfeift uns der Wind um die Ohren. Km 20. Das Schneegestöber wird jetzt doch etwas unangenehm. Obwohl es bergauf geht, bin ich froh, dass rechts eine Baumreihe unseren Weg vor dem starken Wind schützt.

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Hier steht dann auch die nächste VP. Prima, es gibt Haferschleim. Gerade hab ich doch etwas Hunger, und schnee-gekühlte Banane ist nicht so mein Fall. Noch warmen Tee und es kann weiter gehen.

Irgendwann wird es wieder flach. Mir tun die Füße weh. Jede kleinste Steigung nutze ich als Gehpause. Von hinten kommt Erwin mit Begleitung. Er erkennt mein Formtief sofort und kann sich einen frotzelnden Kommentar nicht verkneifen.

Ich hänge mich an die zwei. So werden die nächsten Kilometer echt lustig. Als es in Rechberg wieder bergauf geht, lasse ich die beiden lieber laufen.

Auf der Straße ist nicht viel Verkehr. Dann geht es links auf den Kreuzweg zur Kirche St. Maria auf den Rechberg.

Hier steht eine Blaskapelle. Leider spielen die gerade nicht.

Erst als wir schon etwas höher sind, beginnt eine etwas schiefe Intonation eines modernen Pophits. Leider kann ich den Song nicht zuordnen. Dafür hab ich aber Olaf eingeholt. Wieder bin ich während der Steigung so abgelenkt, dass ich echt erstaunt bin, als wir schon oben sind. Das Ziel für die 25 km Läufer ist hier und für uns die nächste VP.

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Plötzlich hat Olaf ein Bier und lässt mich auch mal trinken. Gemeinsam beginnen wir den Abstieg. Auf einem schmalen Pfad geht es bergab. Hier müssen auch die Finisher des 25 km Laufs zum Shuttlebus nach Schwäbisch Gmünd. Naturgemäß sind wir schneller als diese. Überholen wird dabei zur Herausforderung. Da geht sogar einer rückwärts – der hat bestimmt Knie.

Endlich sind wir unten. Den Ort lassen wir schnell hinter uns. Es geht wieder berghoch auf den Stuifen.

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Am Anfang auf freiem Feld pustet uns der Wind um die Ohren. Weiter oben wird es geschützter. Bäume und Sträucher halten den Wind und die Flocken etwas ab. Olaf verkürzt mir wieder den Aufstieg. Die Straße wird zum Weg. Und der Weg dann zum Singletrail. Olaf läuft voran und ist einen Tick schneller. Irgendwann habe ich Ihn verloren. Der Weg ist extrem steil, und der Schnee macht das Steigen auch nicht einfacher. Ein Läufer mit 2 Hunden kommt von hinten. Alle Achtung, der Kleinere der beiden Vierbeiner muss in diesem Schnee ganz schön rennen.

Km 30. Wir sind fast oben. Auf dem Gipfel werden die Startnummern notiert. Auf der anderen Seite geht es wieder runter. Es geht über schmale Wege – Gott sei Dank nicht so steil. Unten erwartet uns die nächste VP.

Jetzt laufe ich ganz allein. Ab und zu kommen Jogger entgegen. Gehören die zum Lauf? Was machen die hier? In der Ferne sehe ich einen Rettungswagen und Läufer, die mir entgegen zu kommen scheinen. Wo kommen die denn her?

Erst als ich beim Rettungswagen ankomme, erkenne ich die Begegnungsstrecke. Über freies Feld dem Schnee und Wind ausgesetzt, kämpfe ich mich vorwärts. Um mich abzulenken, mache ich von jedem entgegenkommenden ein Foto. Die finden das auch lustig und dadurch komme ich ganz gut vorwärts. Da ist Kathi. Sie meint dass so ungefähr 3 Kilometer zwischen uns sind. 3 Kilometer – wo gehen die denn hin?

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Rechts kommen weitere Läufer den Berg herunter. Unsere Strecke führt aber erst mal geradeaus. Nach ein paar hundert Metern dürfen wir aber rechts abbiegen. Jetzt geht es schon wieder auf einem engen Pfad den Berg hoch.

An der romantisch am Hang stehenden Reiterleskapelle vorbei, in einer langen Rechtskurve, geht es bergauf. Am etwas breiteren Weg steht ein Streckenposten. Er weist mich nach links.  Da mir Läufer entgegen kommen, scheint es wieder eine Begegnungsstrecke zu sein. Schön dass es nur kurz ist. Schon bin ich am Wendepunkt. Hier wird elektronisch der Transponder eingescannt; um ein Schild herum und wieder zurück. Da ist Conni – wie immer in Begleitung einer ganzen Schar, die sich angeregt unterhält.

Am Streckenposten links vorbei, komme ich an eine VP mitten im Nirgends. Fast hätte ich hier einen Löffel geklaut. Ganz in Gedanken rühre ich im Weitergehen meinem Haferschleim. Ich muss nochmal zurück, denn den Löffel können die ja besser gebrauchen als ich.

Bergab komme ich jetzt den Berg herunter und sehe, wie die Entgegenkommenden geradeaus weiter müssen. Der Wind kommt jetzt nochmal gnadenlos von vorne, aber trotzdem macht der Rückweg deutlich mehr Spaß als der Hinweg. Ich treffe Sigrid „Sturmvogel“ Eichner. Auf ihrem „ich weiß nicht wievielten“ Marathon.

Die Begegnungsstrecke darf ich nach recht hin verlassen.  Wir gelangen wieder in einen Wald. Plötzlich geht es bergab. Juchhe, genau im richtigen Gefälle für meine müden Beine. Ich bekomme Tempo und kann endlich ein bisschen Zeit gutmachen. Da steht Olaf mitten auf dem Weg mit einem schneebedeckten Ast in der Hand. Bevor mit die ganze Ladung auf den Kopf fällt bin ich durch. Hihi, das macht Spaß. Und immer noch geht es bergab.

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Trotz der großen Abstände, die die Läufer haben, kann ich 3 oder 4 Plätze gutmachen. Unten wird es flach. Km 40. Wir laufen auf einem schönen Radweg nach Waldstetten. An der nächsten VP werde ich sofort nach meinen Wünschen gefragt. Zum Spaß bitte ich um Bier. Zu meinem Erstaunen läuft einer los. Ich soll hier warten. Inzwischen unterhalten mich die Helfer. Keine 2 Minuten später kommt der Mann mit dem Bier zurück. Ich bekomme einen vollen Becher. Da Olaf gerade kommt stoßen wir gemeinsam an.

Jetzt läuft es noch besser. Durch den Ort geht es kurzweilig. An jeder Einmündung steht ein Posten, der die Autos aufhält. Die Steigung aus dem Ort heraus wird natürlich gegangen. Hinter dem Ortsschild sind die 42,2 km aufgemalt. 2 km später am Ortseingang von Straßdorf steht die nächste VP. Dort geht es über die Straße. Jetzt wird es nochmal schwierig. Der Radweg liegt idyllisch, aber die letzten Kilometer tun nochmal richtig weh. Später sehe ich auf dem Garmin, dass ich hier nochmal gut Tempo gemacht habe. Lange schon ist Schwäbisch Gmünd rechts unterhalb von uns zu sehen. Als es endlich nochmal richtig bergab geht, sind es nur noch 2 km bis zum Ziel. Die letzte VP lasse ich seitlich liegen. Der Schnee ist hier unten seit längerem zu Regen geworden.

Die Strecke ist jetzt identisch mit dem Anfang heute Morgen. Ich erkenne zwar nichts wieder, merke aber trotzdem dass das Ziel immer näher kommt. Eine fiese Rampe am Ende des Stadtparks, noch eine Kurve, und das Ziel ist da. Ich bekomme eine schöne Medaille, und eine Helferin nimmt meinen Transponder ab. Es gibt Erdinger. Jetzt sieht mich auch Norbert.

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Jetzt wird mir aber kalt. So durchgefroren, wie ich bin, will ich nur noch nach Hause. Wir holen die Tasche und machen uns auf den Heimweg.

Schön war es. Die Strecke ist genau meines, vor allem wegen des Gefälles zum Schluss hin. Die Leute sind nett und viele Bekannte sind da. Vielleicht ist das Wetter nächstes Mal besser.

Sieger:

Männer:

Marcus Biel 1. Platz 3:23.21 Std

Norbert Fender: 11. Platz M50 4:51:16 Std

Frauen:

Karin Russ 1. Platz  4:12:43 Std

Birgit Fender 12. Platz W45 6:25:37 Std

 

 

 

 

 

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Birgit am November 4th 2012 in 2012, Ultraläufe

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