2. Augsburger Friedensmarathon
5.08.2012
Kurz vor 8 Uhr in Augsburg: Wo müssen wir hin? Wir haben die Autobahn verlassen und das Navi sagt geradeaus. Da ist aber Durchfahrt verboten. Ob das wegen des Laufs ist oder ob man da wirklich nicht durchkommt, können wir nicht ersehen. Also halten wir uns mal links. Ein paar hundert Meter weiter dasselbe. Nach dem vierten „Durchfahrt verboten“ Schild fragen wir einen Ordner. Der weiß auch nicht so genau. Dann fragen wir die Polizei. Die sind leider auch nicht ortskundig. Norbert fährt nach Gefühl. Und tatsächlich: um Viertel nach Acht sehen wir die Sporthalle in der die Startnummernausgabe sein soll. Norbert drückt den Bus zum Parken in eine Kurve. Das ist wohl der letzte Parkplatz.
Peter, Ultraläufer aus unsrer Gegend, der den Startplatz kurzfristig gewonnen hat, Norbert und ich haben es jetzt eilig. Nanu, die Halle ist ganz leer. Wir suchen unsere Startnummer auf den ausgehängten Starterlisten und holen ganz unkompliziert unsere Unterlagen, Starterbeutel und T-Shirt.
Fertig machen kann man sich auf den Tribünen in der Halle. Start ist beim Stadion, wo immer das auch ist. Also gehen wir mal den anderen hinterher.
Im Stadionbereich direkt auf unserem Weg stehen die LKWs, wo die Kleiderbeutel abgegeben werden können. Ein paar Treppen später sehen wir, wo die ganzen Leute sind. Im Startbereich auf der Stadionstraße „tanzt der Bär“. Wir suchen die Toiletten und finden sie im Stadion. Ich hab Norbert verloren. Dafür finde ich Peter. Er steht schon vorschriftsmäßig im Startblock und hat gerade seinen Fotoapparat geschrottet. Dafür mache ich ein Bild. Ah, da ist Norbert. Ein kurzer Gruß und schon geht es los.
Marathon, Halbmarathon und Staffeln werden alle gemeinsam gestartet. Etwa 1000 Läufer machen sich auf den Weg. Die Stadionstraße ist rechts und links von Zuschauern gesäumt, die richtig Stimmung machen. Eine Sambaband unterstützt das noch.
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Ich will mit den 4:29-Pacern gleichmäßig durchlaufen. Das Anfangstempo ist moderat. Wieso geht es hier bergauf? Ich dachte die Strecke ist flach. Die Pacerin beruhigt mich. Die Brücke ist eine der größeren Steigungen.
Wir laufen auf die Hermanstraße und können einen Blick auf die Spitze des Felds werfen. Hier ist auf der vierspurigen Straße ein Begegnungsstück. Ich laufe rechts und sehe tatsächlich Norbert.
Bei km 2 erreichen wir den Wendepunkt. Ich habe vor lauter Schauen die Pacer nach hinten verloren. Während es die lange gerade Gögginger Straße entlang geht, versuche ich mein Tempo zu kontrollieren. Die erste VP erreichen wir bei km 5.
Immer wieder stehen kleine Zuschauergruppen, die die Läufer feiern. Über Klausenberg, Wellenburger Straße und Butzstraße gelangen wir zu einer Brücke über die Wertach. Hier beginnt eine zweite Wendepunktstrecke, und die VP steht im Kreuzungspunkt, ist aber nur von der anderen Seite nutzbar. Ich schaue nach Norbert, der ist aber sicher viel weiter. Der Wendepunkt kommt schon nach ca. 300m, laut angekündigt durch eine weitere Sambaband (km7).
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Wir sind wieder zurück und dürfen die VP benutzen, was nach 7 gelaufenen Kilometern noch nicht dringend ist. Es geht links in eine idyllische Schrebergartenanlage. Sogar ein kleines beschauliches Wäldchen durchqueren wir. Hier ist es wunderbar ruhig und kühl. Ich dachte, das ist ein Stadtlauf. Aber Stadt und Wald ist ja noch viel besser.
Bei km 9 müssen wir ein kurzes Stück auf dem Radweg am stark befahrenen Augsburger Ring entlang. Dann geht es unter der Ringstaße durch und am Wertachdamm entlang bis zur VP bei km 10. Hier füllt gerade ein Helfer aus einem Schlauch Wasser in eine Wanne. Ich nehme meine erste Dusche. Bis jetzt sind die Temperaturen angenehm, so um die 20 °C und leicht bewölkt. Aber Kühlen ist immer gut.
Bei km 11 steht der Startbogen für den Viertelmarathon (10 km Lauf). Der Start war gemeinsam mit unserem, und so ist hier nichts mehr los. Der Sprecher hat also Muße die vorbeikommenden Läufer zu motivieren.
Ich treffe Ulli, einen bekannten Ultraläufer und 8-maligen Comrades-Finisher. Die nächsten Kilometer sind wir im Gespräch vertieft und ich merke erst zu spät, dass ich wieder im 6:00er Schnitt unterwegs bin. An der Steigung bei km 13,5 lasse ich ihn ziehen. Er will und wird auch heute in 4:22 finishen.
Hier ist der Startbogen für den Achtelmarathon (5km Lauf). Wir kommen jetzt in die historische Altstadt von Augsburg. Erstes Highlight ist die Gartenanlage vor dem ehrwürdigen Dom. Ein riesiges Tor gewährt uns Einlass. Die bunte Blütenpracht ist wunderbar. Eine weite Kurve bringt uns durch ein anders Tor wieder hinaus.
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Oh je, Kopfsteinpflaster. Es gäbe so viel zu schauen. Aber ich muss mich auf meine Füße konzentrieren. Trotzdem kann ich den Lauf über den Rathausplatz genießen. Hier scheint der Treffpunkt von ganz Augsburg zu sein. Die Läufer werden von der Stimmung getragen. Am Augustusbrunnen ist ein Spendentor aufgebaut. Beim Durchlaufen spendet man 3 Euro für einen vorher festgelegten Zweck.
Bei km 18 verlassen wir die Altstadt. Es geht bergab, unter der Eisenbahn durch bis zu einem kleinen Radweg an die Wertach. Den laufen wir entlang. Auf einmal geht es links über eine kleine Brücke und dann rechts auf die Stadionstraße, von wo wir gestartet waren.
Kurz vor dem Startbogen geht es für die Halbmarathonläufer ins Stadion zum Zieleinlauf. Es wird gefightet und gepusht. Und dann sind die Marathonis unter sich.
Hier stehen alle paar Meter Helfer, die verhindern, dass einer falsch läuft. Jeder hat aufmunternde Worte für die müden Langstreckler. Nochmal 21 Kilometer bei jetzt schon heißen Temperaturen erscheint mir auch nicht verlockend. Zuerst kommt aber eine VP. Die Helferin bietet mir an meine Mütze ins Wasser zu tauchen. Ich nehme das Angebot gerne an.
Wir laufen auf dem kleinen Radweg direkt an der Wertach entlang. Das kühle Nass des Flusses schreit geradezu nach einem erfrischenden Bad. Viele Besucher nutzen die flachen Uferbereiche zum Relaxen.
Meine Beine sind mittlerweile schwer. Und jetzt kommen die 4:29-Pacer mit ihrer Gruppe vorbei. Mist.
Bei km 23.5 sind wir plötzlich wieder bei der VP beim der 2. Begegnungsstrecke der ersten Runde. Ich weiß ja, dass wir gleich wieder hier sind und verzichte aufs Trinken. Mein Magen fühlt sich schon ganz komisch an. Normalerweise brauche ich wenig Flüssigkeit. Aber heute ist es so heiß, dass ich schon mehrfach größere Mengen Wasser und auch Iso zu mir nehmen musste.
Viele Läufer, die ich schon weiter vorne vermutete, kommen mir entgegen. Wo bleibt der Wendepunkt? Ah, da kommt die Sambagruppe. Aber die steht nicht am Wendepunkt. Es geht immer noch weiter geradeaus. Und immer noch weiter. Da kommt Ulli. Ich frage, wie lange das noch so geht. Er ruft: „ewig noch!“ Na toll.
Markus läuft auf mich auf. Er spricht mich an, weil seine gelben Schuhe gut zu meinem Shirt passen. Zusammen erreichen wir den Wendepunkt. Markus erzählt, dass er heute seinen ersten Marathon läuft. Da er einen Tick schneller ist, schicke ich ihn weiter. Jetzt kann ich mal schauen, wer alles noch so hinter mir ist.
Mittlerweile wird mir schlecht. Ich hätte vielleicht doch was trinken sollen. Bei der Sambagruppe werden wir noch zusätzlich auf eine kurze Schleife Richtung Schafweidesiedlung geschickt. Beim Feuerwehrauto ist die Wende. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zur VP. Aber ich muss gehen. Mir ist jetzt richig übel. An der VP mach ich erst mal eine größere Pause. Ich esse Banane, trinke Wasser und nehme mir noch einen Becher Iso mit. Gehend trinke ich den in aller Ruhe aus.
Die Schrebergartensiedlung und das Wäldchen, die Ringstraße und den Wertachdamm erkenne ich wieder. An der VP bei km10/31 geht es aber jetzt geradeaus, durch die Auen an der Wertach entlang. Überall sitzen Helfer zum Teil in der prallen Sonne. Sie sind trotzdem gut gelaunt und feuern jeden Vorbeikommenden an. Das motiviert mich. Obwohl ich lieber gehen würde, laufe ich doch immer wieder längere Stücke.
Wir müssen die Augsburger Straße überqueren. In der ersten Runde war die Straße gesperrt. Jetzt laufen wir über die Brücke auf der anderen Seite runter und unter der Straße durch, auf der anderen Seite wieder hoch und über die Brücke wieder zurück. Hier kreuzen wir die Laufstrecke kurz vor dem Ziel. Als ich um die Ecke biege, kommt mir Norbert in irrsinnigem Tempo entgegen. Ich kann gerade noch abklatschen. Schon ist er vorbei. Cool – der ist bald im Ziel.
An der Steigung bei km 14/35 hält an der VP ein Helfer einen Schlauch. Ich nehme eine längere Dusche.
Jetzt kommt die Altstadt. Zuerst der Domgarten dann die verwinkelten Altstadtgassen. Auf dem Rathausplatz immer noch gut gefüllte Cafes. Die Helfer applaudieren und die Cafebesucher machen mit. So wird immer noch jeder Vorbeikommende gefeiert.
Bei mir läuft es immer besser. Laufend überhole ich immer mehr Marathonis. Es geht bergab. Ich bin auf dem Radweg. Die Stelle, an der ich vorhin Norbert begegnet bin, ist vorbei. Die Brücke zur Stadionstraße in Sicht. Auf der Stadionstraße kommt mir die Siegerin der Marathon-Frauen entgegen. Sie hat einen tollen Pokal dabei. Ich gratuliere ihr und sie und ihr Begleiter feuern mich an. Auch andere, die schon entgegenkommen, applaudieren.
Da ist der Eingang vom Stadtion. Gott sei dank keine Stadionrunde. In 100 Metern bin ich im Ziel. 4 Helferinnen warten um mir die Medaille umzuhängen. Norbert hat eine Flasche kühles alkoholfreies Radler dabei.
Ein Helfer mit Melonenstücken kommt zu mir. Es gibt ausreichend Zielverpflegung. Vor allem die Melone und das alkoholfreie Radler findet reißend Absatz.
Fazit: Schöne abwechslungsreiche Strecke, am Parkleitsystem muss noch gearbeitet werden. Ansonsten sehr gute Organisation. Norbert hat Wasserwannen und Schwämme vermisst. Cola auf der letzten Runde wäre nicht schlecht. Riesenaufgebot von super netten Helfern. Streckenmarkierung vorbildlich. Gefehlt hat uns die Hocketse am Ziel um noch was richtiges essen zu können und gemütlich beisammen zu sein, auch für die Begleiter.
Sieger:
Männer:
Kai Uwe Müller 1. Platz 2:35:05
Norbert Fender 17. Platz AK 50, 3:47:04
Frauen:
Christine Schafnitzl 1. Platz 3:23:40
Birgit Fender 10. Platz AK 45, 4:55:36
1 Kommentar zu “2. Augsburger Friedensmarathon”
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Ulrich Tomaschewski schrieb am 22 Aug 2012 um 17:55 #
Hallo Birgit,
da hast Du einen schönen Bericht geschrieben. Es zeigt Deinen starken Willen das Du trotz der wiedrigen Umstände das Ziel erreicht hast. Das ist es was es ausmacht –> ANKOMMEN !
Freue mich auf ein Treffen irgendwo auf der Laufstrecke.
Viel Glück zum Erreich der 100 Marathon.
Ich stehe aktuell bei 148 Marathon und 62 Ultra = 210 Läufe.
Herzliche Grüße
Ulli (Der Comrades Läufer aus Augsburg)