8. Marathon Deutsche Weinstraße

22.04.2012

Pünktlich um 7 Uhr sind Kathi und Hannes bei uns. Ohne Stau erreichen wir Bockenheim ungefähr 1,5 Stunden später. Die Hauptstraße ist schön geschmückt. Die Dekoration würde es gar nicht brauchen. Der Ort hat Dank seiner engen Gassen und alten, aber schön restaurierten Häusern, Schmuck genug.

Ströme von Läufern sind unterwegs; leider alle in verschiedene Richtungen. Wir finden den Startbogen am Ende der Hauptstraße und fragen uns zur Startnummernausgabe durch. Eine richtige Zeltstadt ist aufgebaut.

Vor den Schaltern mit den Startnummern haben sich bereits lange Schlangen gebildet.Die Voranmeldung für den Halbmarathon ist schon vor Wochen geschlossen worden. Das Teilnehmerlimit von 2000 war erreicht. Für den Marathon sind 1000 Startplätze vorgesehen. Ich habe keinen Zweifel, dass die vergeben werden.  Norbert weiß Gott sei dank unsere Startnummer, Hannes hat seine Unterlagen dabei, und Kathi schaut schnell im ausgelegten Ordner. Außer Hannes sind wir alle am vordersten Schalter, wo am wenigsten Läufer stehen; und so haben wir schnell die Startnummer und den reich gefüllten Starterbeutel. Es gibt für jeden eine Flasche roten Marathonwein, eine Flasche Karamalz, einen Marathonriegel, Traubenzucker und diverse Werbebroschüren.

Schnell raus aus dem Gedränge. Draußen sind Bierbänke und Tische aufgebaut. Hier ist ein guter Platz. Ich sehe 2 Wagen mit je 4 Toiletten für jedes Geschlecht. Das erscheint mir nicht viel für 3000 Läufer.

Das Abgeben der Taschen im bewachten Zelt ist langwierig. Es sind zu viele Menschen unterwegs. Eine viertel Stunde vor Start stehe ich nochmal am Toilettenwagen an. Kathi und Hannes haben wir schon vor einiger Zeit verloren. Auch Norbert macht sich schon zum Start auf. Der Start ist nur wenige Meter entfernt. Kurz vor 10 Uhr bin ich auch soweit.

Der Weg zum Start ist voll. Es gibt kein Vor und kein Zurück mehr. Vor, neben und hinter mir stehen Läufer, die ebenfalls nicht weiter können. Wir hören den Sprecher und den Startschuss. Es tut sich immer noch nichts. Die Zeitmessung erfolgt mit dem Champion Chip, also Netto-Zeitmessung.

Irgendwann geht es doch voran. Ich sehe das Gitter zum Startblock. Ich bin drin, und kann gleich los laufen. Aber wo bin ich hier gelandet? Die Stimmung ist toll, das Tempo aber selbst für mich eher langsam. Überholen ist schwierig. Ich muss hier raus. So kann ich nicht laufen. Also rechts, links und durch die Mitte. Endlich wird es freier.

Wir haben Bockenheim auf der Straße, auf der wir gekommen sind, verlassen. Wie – schon 2 Kilometer. Dann geht es rechts auf die K516 und steil bergab. Da dürfen wir bei km 39 wieder hoch. Jetzt muss ich aber Tempo machen. In Asselheim geht es hinten nämlich wieder hoch. Eigentlich wollte ich die Steigungen gehen. Hier geht aber niemand. Also lauf ich auch in lockerem Schritt hoch.

Wir erreichen Grünstadt bei km 5. Auch hier ist die Fußgängerzone reich geschmückt. Außerdem sind hier auch richtig viele Zuschauer. Die Verpflegungsstelle lass ich noch liegen. Es ist zwar recht warm aber laut Streckenplan gibt es genügend Möglichkeiten zum Trinken.

Wir streifen Sausenheim, wo die Bewohner zum Klatschen aus Ihren Häusern gekommen sind. 2 km weiter geht es in die Weinberge. Eine endlose Läuferschlange kann man bis zum Horizont verfolgen. Ganz weit vorne geht es wohl rechts und dann wieder endlos geradeaus.

Nach einer Bergabpassage müssen wir uns in Kleinkarlbach konzentrieren. Hier trennen sich Marathon und Halbmarathon. Die Marathonis müssen zunächst rechts. Nach einem knappen Kilometer kommen die Halbmarathonis wieder und dann müssen die Marathonis aber nach links. Dazwischen noch die Verpflegungsstelle. Puh – geschafft. Jetzt geht es aber richtig bergauf nach Bobenheim am Berg – Aha deshalb.

Bis jetzt war es einen Tick zu warm. Ich hab die Jacke ganz offen und schwitze. Auf der Höhe aber bläst ein strammer Wind. Plötzlich zieht es zu und fängt an zu regnen. Jacke zu, Kopf einziehen und Windschatten suchen. Es ist von einem Moment auf den anderen richtig kalt geworden.

In Bobenheim selber tröpfelt es dann nur noch, so dass wir in Weißenheim, dem nächsten Ort, schon wieder trocken sind. Hinter Weißenheim geht es wieder bergauf (km14), um danach wieder bergab zu gehen. Unten sehe ich das Ortsschild von Bad Dürkheim. Das kann noch nicht sein. Ich dachte das kommt so um die km20. Aber es handelt sich nur um den Teilort Leistadt. Hier geht es auf einer niedlichen, engen Straße übrigens wieder bergauf.

Am Ortsausgang gibt es einen tollen Kreisverkehr, an dem wir von den Streckenposten der Feuerwehr rechts (den Berg hinauf) geleitet werden. Oben könnten wir einen grandiosen Rundblick genießen, wenn es nicht steil bergab gehen würde. Die Straße ist zwar breit und gut zu laufen, aber so richtig die Landschaft betrachten kann man nicht. Mist, mein linker Schnürbändel ist auf. Ich gebe Handzeichen nach rechts und beseitige das Malheur. Gerade war ich so schön im Schwung. Aber gleich geht’s weiter.

Bad Dürkheim ist jetzt wirklich in Sicht. Im Weinberg werden Rundfahrten mit Trecker und Anhänger gemacht. Als ich ein Foto schieße, jubeln die Teilnehmer.

Wir laufen durch die verwinkelten Gassen von Bad Dürkheim. Ich wundere mich, dass hier nichts los ist. Bei km 20 weiß ich warum. Alle Einwohner haben sich wohl hier versammelt. Hier kündigt ein Sprecher die Läufer an und es gibt eine Verpflegungsstelle.

Nächstes Highlight ist der Gradierbau, oder auch Saline genannt. Er ist Teil der Kuranlagen. Hier werden ca. 250 000 Reisigbündel zu Wänden aufgeschichtet. Über diese Reisigwände rieselt Salzwasser aus einer Heilquelle. Das Wasser verdunstet und die salzhaltigen Tröpfchen sollen sich positiv auf Lungen und Bronchien auswirken. Hier wird in der Nacht zum 1. Mai der erste 12 Stunden Salinenlauf ausgetragen.

Wir umlaufen die Anlage. Bei km 21 hinter der großen Pfütze liegt eine Zeitmessmatte. So hat man hinterher seine Zeit für die erste und die zweite Hälfte des Marathon.

Jetzt geht es die B37 entlang. Auf der Straße ist Stau. Meine Beine tun weh. Zwischen den Bäumen auf der anderen Straßenseite sehe ich Läufer. Müssen wir etwa hin und wieder zurück? Jetzt ist es wieder heiß. Nach einer gefühlten Ewigkeit überqueren wir die Straße und es geht nach der Verpflegungsstelle wieder am Stau entlang zurück.

Km 25, wir erreichen Ungstein. Es scheint ein verschlafener Ort zu sein. Und doch stehen an jeder Ecke Personen, die jeden vorbeikommenden Läufer anfeuern. Leider geht es wieder bergauf. Richtung Ortsausgang höre ich schon von Weitem fröhliches Treiben. Unter einem Partyzelt an der Straße scheint sich der halbe Ort eingefunden zu haben. Auch hier wird jeder Läufer gefeiert.

In Kallstadt gehts wieder runter. Wir durchqueren den Ort (km 28)

Hinter dem Ort geht es lange bergauf. Hier scheidet sich die Spreu vom Weizen. Es können einige noch joggen. Ich werde im Gehen natürlich überholt. Irgendwie hat hier aber jeder einen lockeren Spruch drauf. Der einsame Fotograf steht mitten auf der gesperrten Straße und hat genügend Zeit jeden Läufer aufs Korn zu nehmen.

Oben kommt Herzheim am Berg in Sicht. Jetzt kann ich schon den launigen Kommentar von Gabi Gründling mitverfolgen. Zu jedem Läufer hat sie was zu sagen. Jeder bekommt eine persönliche Ansprache. Die Helfer an der VP frieren. Es weht ein eisiger Wind hier oben.

Wir folgen der Deutschen Weinstraße nach Dackenheim. Hier gibt es an der Verpflegungsstelle die Möglichkeit einen mit Rieslingwein getränkten Schwamm (Rieslingschwamm) zu bekommen, den man dann unterwegs aussaugen kann. Ich will gar nicht so genau wissen wie das geht. Die Strecke führt mal wieder bergauf.

In Kirchheim laufen wir durch das Wohngebiet und sind auch schnell wieder draußen. Langsam müssten wir wieder auf die Strecke treffen, die wir schon kennen. Es geht rechts in die Weinberge und wieder bergauf. Kurt läuft zu mir auf. Er hat heute seinen 106. Marathon und wir stellen fest, dass wir gemeinsame Bekannte haben. Im Gespräch vertieft, merken wir gar nicht, dass wir die bekannte Strecke erreicht haben.

Sausenheim – Grünstadt – Asselheim. Auf der Hauptstraße (hier geht es bergab) gibt es Live-Musik, harter Rock aus meiner Jugendzeit. Auf der anderen Seite kommt jetzt die gefürchtete Rampe bergauf. Im Gehen ist das aber kein größeres Problem, und das km 40 Schild gibt Auftrieb.

Km 41 – Bockenheim ist in Sicht. Die Hauptstraße zieht sich noch ein bisschen. Dann hab ich das Ziel erreicht.

Das Highlight ereilt uns, als wir zum Auto laufen. Auf der Laufstrecke kommt uns der letzte Finisher entgegen. Hinter ihm ein Korso von Einsatzfahrzeugen.Rettungswagen, Feuerwehr, Polizei. Alle mit Blaulicht. So ist nicht mal der Sieger ins Ziel gelaufen.

 

Sieger:

Männer:

1. Platz Charles Toritich (Kenia) 2:27,17 Std

16. Platz AK 50 Norbert Fender  3:33,18 Std

Frauen:

1. Platz Eve Rauschenberg 2:51,28 Std

36 Platz AK 45 Birgit Fender 4:52,14 Std

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Birgit am April 24th 2012 in 2012, Marathons

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