11. Troisdorfer 6h-Lauf

12.11.2011

Heute hat Norbert Geburtstag. Schön, dass ausgerechnet an diesem besonderen Tag einer meiner Lieblingsläufe stattfindet. Obwohl es letztes Jahr unglaublich geregnet hat, ist das Event an sich in meiner besten Erinnerung.

Blöder Weise müssen wir schon um 5:15 losfahren. Dafür ist diesmal das Wetter eindeutig: kalt. Kein Rumgemache mit den Klamotten: lange Hose, langes Oberteil. Natürlich könnte uns ein plötzlicher  Sommereinbruch überraschen (hähä), und so legt sich Norbert eine Tasche mit Klamotten zum Wechseln bereit.

Als wir (Kathi ist auch dabei) um 10 nach 9 Uhr ankommen, ist unser Parkplatz vom letzten Jahr, direkt an der Startlinie, belegt. Etwas ziellos suchen wir Alternativen. (Was die Streckenposten wohl denken?). Dann parken wir doch, wie die anderen, auf dem Parkplatz beim Aggerstadion. Der Weg zur Halle bei der Grundschule in der Taubengasse erscheint mir weiter als letztes Jahr, dafür ist dort alles beim alten. Entspannte Atmosphäre, Schlange bei den 2 Toiletten, gut gelaunte Läufer, zügige Startnummernausgabe.

Ich hol die Unterlagen für uns drei, wo mir gesagt wird, ich solle mich bei Frau Schäfer, der Organisatorin des Laufs melden. Ich hatte vor einer Woche eine Tüte Honigkuchen bestellt. Norbert hatte die im letzten Jahr hier als Streckenverpflegung entdeckt und sehr davon geschwärmt. Als Geburtstagspräsent wollte ich ihm heute eine Tüte davon überreichen. Alles war vorbereitet, ich solle den Honigkuchen nach dem Lauf beim Kuchenstand abholen.

Jetzt aber schnell. Wir müssen ja noch zum Auto und außerdem auf die Toilette. Gott sei Dank gibt es im Aggerstadion genügend Toiletten. Kurz vor dem Start wird das Startbanner aufgezogen. Wir treffen Klaus Neumann von den 100-Marathonern, der uns seine neuen! Schuhe präsentiert. Wie kann man denn mit neuen Schuhen auf einen 6h Lauf gehen? Ich hab keine Zeit darüber nachzudenken, denn ein Kanonenböller gibt den Start frei.

Der Start wurde im letzten Jahr aus dem Stadion auf die Taubengasse verlegt, damit man im Stadion genau bei 50 km die Zeitmessmatte überqueren kann. Jeder der es schafft hat also eine offizielle 50 km Zeit. Das ist aber im Moment meine geringste Sorge. Ich versuche mein mangelndes Langstreckentraining mit höherem Starttempo auszugleichen. Das mit dem höheren Starttempo ist aber relativ. Schon auf dem Aggerdamm ist es für Norbert zu langsam, und er verabschiedet sich. Ich bin auch gar nicht böse; so kann ich entspannter mein Wohlfühltempo finden.

Irgendwie ist aber heute von Wohlfühlen keine Rede. Ich verbiete mir auf die Uhr zu sehen. Aber schon in der 2 Runde bin ich total außer Atem und meine Beine werden schwer. Ich muss jetzt doch auf die Uhr sehen. Was ein 5:50er Schnitt! Okay, dann dürfen die Beine auch schwer werden. Ich bin ja gespannt, wie lange das gut geht. Ich muss unbedingt mal länger durchlaufen und nicht immer sofort gehen, wenn ’s schwer wird.

Nach 3 Runden nehme ich mal im Verpflegungszelt ein Salz in gesüßten lauwarmen Tee (ich liebe es). Hey, das läuft echt gut bis jetzt. Ich verpacke geistig immer 2 Runden zu Päckchen und erlaube mir dann immer nach einem Päckchen an der Verpflegung anzuhalten. So wäre das auch bei einem Marathon. Trinken so alle 5 km. Nach ca. 20 km guck ich, was es zu essen gibt. Waffeln, Norberts Honigkuchen, Salzstangen, natürlich Banane und Apfel, und Schokolade (hallo, wer kann beim Laufen Schokolade essen?) Ich bleib mal lieber bei Salzstangen. Mit einer Handvoll gehe ich auf die Bahn. Eine Läuferin meint: „jetzt fehlt nur noch der Schoppen“. Leider hab ich den Mund zu voll für eine Antwort, und so ist sie auch schon weg.

Überhaupt werde ich oft überholt. Natürlich sind das die Staffeln, die sich abwechseln können. Aber auch eine Menge Einzelläufer und Einzelläuferinnen haben mich schon mehrfach überrundet. Sicherlich waren da auch die Führenden dabei, aber ich kann dem Kommentator im Stadion leider nicht folgen, da mir deren Namen nicht geläufig sind. Außerdem finde ich es auch noch zu früh sich mit dem Renngeschehen auseinander zu setzen.

Bei mir wird es jetzt ätzend. Meine Beine sind schwer. Ich muss mich zwingen weiter zu laufen. Knapp vor km 25 ist es dann aus. Ich muss gehen. Prompt kommt dann aber Norbert von hinten. Ihn hatte ich am Anfang ein paar Mal im und ums Stadion von weitem gesehen. Er macht kurz langsam, wir wechseln ein paar Worte. Natürlich laufe ich wieder an, und es geht eine Runde wieder ganz gut.

Wie sieht so eine Runde aus? Vom Start in der Taubengasse  geht es Richtung Aggerstadion. Dort ist das Verpflegungszelt aufgebaut, durch das jeder Läufer laufen muss. Auf der Tartanbahn knapp 400 m rennen, wo auch die Zeitmessmatte liegt. Man verlässt das Stadion durch den Haupteingang, um Richtung Aggerdamm auf der Straße zu laufen. Ca. 500 m dem Naturweg auf dem Damm entlang. Nach dem Verlassen des Damms geht es rechts und wieder rechts durchs Wohngebiet um dann in der Taubengasse raus zukommen.

Insgesamt  2742 m.

Alle 500 m sind die Streckenmeter angezeigt. Jeder Abzweig ist mit Streckenposten flankiert. Der Streckenposten der beim Verlassen des Damm steht, ruft (zumindest in den ersten Runden jedes Mal) :“Vorsicht“ oder „Achtung“ oder „langsam“, weil da ein Stein und der Bordstein das Laufen erschweren. Auch die anderen Helfer sind top motiviert und feuern uns an. Die Helferinnen im Verpflegungszelt sind sehr aufmerksam und achten darauf, dass die Getränke wie Tee, Iso, Wasser und Cola nicht zu warm oder zu kalt sind.

Mir fällt auf, dass in diesem Jahr die Gespräche unter den Läufern weniger sind. Im letzten Jahr, als es so furchtbar geregnet hat, war man sofort mit anderen, die gerade das selbe Tempo hatten, im Gespräch. Das Wetter war der Aufhänger und man konnte sich gegenseitig sein Leid mitteilen. Heute ist das nicht so. Selten läuft jemand in meinem Tempo, und niemand sucht ein Gespräch. Auch bei den Anderen scheint das so zu sein.

Als ich im letzten Jahr mein tiefstes Tief hatte, ist etwas wunderbares passiert: ich lief gerade ins Stadion ein, da fingen sie an mein Lied zu spielen. Man konnte sich nämlich bei der Anmeldung einen Musiktitel wünschen. Eigentlich dachte ich, das das sicher Zufall war. Da wird ja keiner aufpassen, wer ins Stadion läuft, um dann den gewünschten Titel rauszusuchen.

Weil ich so um km 27 rum immer noch im Loch stecke, wäre es jetzt eigentlich ganz nett, wenn mein derzeitiges Lieblingslied Sky and Sand von Paul Kalkbrenner kommen würde. Ich bin gerade halb rum, da höre ich die vertrauten Anfangsakkorde. Paul & Fritz Kalkbrenner – Sky and Sand

Boah – ich brauche ja nicht zu sagen, dass ich die nächste Runde beinahe mühelos bewältige.

Jetzt brauche ich erst mal eine gepflegte Gehpause. Natürlich kommt Norbert dann wieder von hinten. Den ganzen Damm entlang begleitet er mich. Oje, der ist aber laufunlustig. Vom Damm runter laufen wir wieder an. Er geht wieder auf Tempo, und so kann ich in meinem Tempo (wie Tempo?) weiter trotten.

He – da kommt auch Kathi vorbei. Die hatte ich ganz vergessen. Sie vermisst Norbert. Die sind wohl gerade gleich schnell und sehen sich so natürlich nie.

Norbert ist schon wieder da. Mensch ist der noch schnell. Ja okay – ich bin echt langsam, aber 2,7 km aufzuholen, ist trotzdem nicht so einfach. Da kommt auch Klaus von hinten. Der hat noch was vor, wenn der so rennt.

So kurz vor km 42 ist Norbert wieder bei mir. Er sieht auf der großen Uhr, die vor der Verpflegungsstelle aufgebaut ist, dass er noch die 60 km schaffen kann und gibt Gas. Ich sehe auch, dass ich noch die 50 km erreichen könnte. Aber da müsste ich laufen, wie in der ersten Runde. Keine Chance! Aber ich bin gerade in einem schönen Fluss und so laufe ich noch eine Runde.

Jetzt sind es noch 25 Minuten. Ich würde den Lauf gerne im Stadion beenden. Also hab ich jetzt Zeit. Blöderweise werde ich von vielen Läufern überholt, die ich vorher noch nie gesehen habe. Das heißt, dass die die ganze Zeit hinter mir gewesen sind. Da gehen wohl gerade viele Platzierungen verloren. Vom Damm runter werde ich von einer weißhaarigen Läuferin überholt. Na, sogar die läuft noch. Ich also hinterher, und komme jetzt doch noch zu meinem Schwätzchen. Gemeinsam laufen wir an den letzten Streckenposten vorbei. Als es noch 4 Minuten sind und das Stadion in Sichtweite ist, laufe ich schon mal vor, weil ich unbedingt nochmal über die Zeitmessmatte will.

 

Als ich drüber bin, sind es noch 2 Minuten. Ich sehe Norbert, und die erste bei den Frauen wird gerade angesagt. Ich bleibe stehen und mach noch ein paar schöne Bilder, auch von meiner letzten Begleiterin, die die Matte auch noch schafft. Dann kommt auch noch Norbert zu mir und bleibt die restlichen Sekunden bei mir stehen.

Der Schlußböller ertönt. Alle bleiben stehen. Wir müssen nicht lange auf das Messrad warten. 17 m kommen noch zusätzlich auf unser Kilometerkonto.

Rundherum wird gratuliert. Wir gehen zum nahen Verpflegungszelt um die Reste zu vertilgen. Schaffen wir aber nicht alles.

Im Auto warte ich auf Kathi, während Norbert noch kurz duscht um anschließend gemeinsam in der Halle was zu Essen. Heimlich hole ich die zurückgelegten Honigkuchen. Es ist eine ganze Packung – Norbert freut sich.

Ich geh mich kurz frisch machen und verschwätze mich. In dieser Zeit wird Norbert zur Bühne gerufen, zum Geburtstag gratuliert, und er bekommt sogar ein Geschenk überreicht.

Als ich zurück komme, ist alles vorbei. Ich kann nur noch sein Geschenk, eine Jacke, bewundern.

Sieger:

Männer:

1. Platz Johann Watthy:  81 698m

7.Platz AK 50 Norbert Fender: 60 985m

Frauen:

1. Platz Tanja Hoos: 74 868m

6.Platz AK 45 Birgit Fender: 47 275m

 

 

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Birgit am November 14th 2011 in 2011, Ultraläufe

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