3. Lanzarote Wine Run 19.06.2011
19.06.2011 3.Lanzarote Wine Run
Wir sind super vorbereitet: seit einer Woche auf Lanzarote haben wir uns langsam an die Hitze gewöhnt. Die Streckenbeschreibung vom Flyer haben wir mit der Karte verglichen. Leider ist die etwas ungenau. Auf einem Video vom Vorjahr können wir Teile der Strecke erahnen. Licht bringt aber erst die Ergebnisliste dazu. Der Sieger vom letzten Jahr hatte eine Zeit von 1:20. Das kann ja nicht so schwer sein. Das muss eine flache Strecke sein, die eher auf der Straße läuft. Dazu kommt, dass der bei km 11 gestartete Wine walk 6 Verpflegungsstellen haben soll. Häh – das ist ganz schön üppig.
Das erste was ich an diesem Morgen mitkriege ist: es blitzt und donnert. Nanu, ein Gewitter Morgens um 7 Uhr? Wer Lanzarote kennt weiß, dass es hier so gut wie nie regnet. Deshalb gehen wir auch beruhigt zum Frühstück. Hektisch wird es so kurz nach 8 Uhr, die Morgengymnastik ist gerade in vollem Gange, da geht ein gewaltiger Regenschauer auf den bis dahin eher verschlafenen Club La Santa nieder. Hilfe, wir haben die Badehandtücher auf der Terasse zum trocknen aufgehängt! Verzweifelt suchen wir einen trockenen Weg zu unserem Zimmer, vergebens. Gott sei Dank ist der Spuk bald vorüber, aber die Handtücher sind natürlich nicht mehr zu retten.
Pünktlich um 9.15 werden wir und die anderen Mitstreiter vom Club mit dem Bus von der Ferienanlage La Santa nach Mancha Blanca chauffiert. Da die meisten keinen Chip haben, müssen das wohl überwiegend Walker sein. Tatsächlich, am Ort des Starts steigen mit uns nur wenige aus. Wo können wir die Taschen abgeben? Keiner weiß Bescheid. Der Startbogen ist bereits aufgebaut. Dahinter ein Transporter – das könnte es sein – und ist es auch. Langjährige Marathonerfahrung zahlt sich halt aus. Etwas unwirklich ist es schon hier mitten in dieser grandiosen Landschaft, an der Kirche Eremita de los Dolores einen professionellen Startbogen mit Champion Chip Zeitmessmatte anzutreffen.
Auf der Toilette treffen wir Lena Lotte, die deutsche Teamerin vom Club La Santa. Sie läuft heute ihren ersten Halbmarathon und hat ihre Mutter dabei. Die beiden sind der Meinung, dass es bergig werden würde. Der Sieger vom letzten Jahr sei ein Triathloncrack (Marathon 2:30) und bei km 5 käme ein Anstieg auf einen Vulkan. Na ich hoffe, daß das ein Gerücht bleibt.
Wir laufen uns warm, Vulkankegel hat es hier aber tatsächlich mehr als genug.
Am Start bin ich dann ganz schön nervös. Nicht, weil ich Angst habe, es nicht zu schaffen. Ist ja nur ein Halbmarathon, Nein, weil ich mich so wahnsinnig auf die tolle Landschaft freue.
Zuerst geht es noch ruhig an Gärten vorbei, die durch Mauern vom Wind geschützt werden. Es sind ganz schön viele Zuschauer da, die auch nicht mit Beifall geizen. 600 Starter sind aber auch ein imponierender Anblick.
Die ersten Kilometer will ich mein Tempo finden. So ein 6:00er Schnitt ist mein Plan. Geht eigentlich auch ganz gut. Nach ca. 3 km eine Getränkestation. Der Lauf wirbt damit, dass es überall Wein zum probieren geben soll. Das ist mir aber vorerst egal. Auch trinken will ich nicht, nur kühlen. Also 2 Becher Wasser über den Kopf und weiter.
Und dann kommt er tatsächlich: der Vulkan. Von weitem kann man die Schlange der Läufer bergauf erkennen. Der Weg ist steinig und teilweise tiefgründig vom feinen Lavasand. Wie die meisten gehe ich den Anstieg hoch. Bergab will ich Gas geben. Doch Vorsicht ist geboten. Der Weg ist immer noch steinig, und von tiefen Gräben durchzogen. Wir überqueren die LZ58. Polizisten sichern den Überweg. Die Straßen sind hier durchweg nicht gesperrt. Auch Radfahrer sind unterwegs. Erstaunlich, bei soviel Läufern. Der Weg geht durch die karge und bergige Landschaft, die in der Ferne unendlich erscheint. Alles flimmert in der Hitze. Es ist staubig. Beim Laufen werde ich eins mit der Natur. Alle paar Kilometer eine Station mit Getränken, Essen sehe ich nicht – brauche ich aber auch nicht.
Bergauf werde ich ständig überholt, bergab und auf den Ebenen überhole ich dann wieder. Die Wege sind zum Teil mit Sand und teilweise mit Lavasplitt bedeckt. Einmal führt die Strecke durch einen Garten, der nur aus Lavasplitt besteht. Und einmal gibt es sogar eine richtige Dusche. Vorne sehe ich Spaziergänger, die einer Läuferin eine Flasche Wasser geben. Sicher ihre Begleiter. Doch als ich die Läuferin überhole gibt sie die Flasche weiter, und ich soll die dann auch weiter geben. Das hab ich ja noch nie erlebt.Bei km 11 war der Start der Walker bei der Bodega El Grifo. Hier ist natürlich einiges los. Die Menschen feiern. Der Weg führt auf die LZ 503, einer größeren Straße für lanzarotensische Verhältnisse. Hier fahren Autos, die aber sehr rücksichtsvoll auf die Läufer reagieren. Keine 3 km später überhole ich die erste, also eigentlich die letzte Gruppe der Walker, die hier in bester Stimmung unterwegs sind. Uns Läufern wird zugeprostet und natürlich werden wir auch angefeuert.
Es scheint, dass die Strecke ab jetzt nur auf der Straße weiter gehen wird. Das war zuerst auch ganz angenehm, weil nicht mehr so uneben. Langsam wird es hier aber richtig heiß, der Asphalt glüht. An den Bodegas wird gefeiert. Es sind auch immer mehr Läufer zu sehen. Können die nicht mehr oder wollen die jetzt auch was vom Wein genießen? Manchmal ist es ein richtiges Hindernisrennen wenn man nur Wasser erwischen will. Mit meinem 6:00er Schnitt ist es sowieso schon lange vorbei, aber das Laufen macht dafür umso mehr Spaß.
Das Weinbaugebiet von La Geria meinte ich eigentlich zu kennen. Wir waren vor einigen Jahren schon mal hier. In den schwarzen Minikratern, die hier von fleißiger Menschenhand gegraben wurden, gedeihen Wein und Feigen. Jeder Krater wird von einer Mauer vor dem immer wehenden Passatwind geschützt. Tausendfach. Eine mühseliche Art des Anbaus. Wenn man den Blick schweifen lässt formt sich die Gegend zu einem unvergleichlichen Gesamtkunstwerk.
Wir verlassen jetzt doch nochmal die Straße. Weit kann es aber nicht mehr sein. Als wir die Straße wieder erreichen ist es nur noch ein Kilometer bis zum Ziel. Und noch eine Getränkestation. Oben am Berg kann ich das Ziel erkennen.
Ich werde übermütig und greife nun auch zu dem angebotenen Weißwein. Ob das gut geht? Der Wein geht sofort ins Blut und steigt mir etwas in den Kopf. Beschwingt laufe ich den letzten Anstieg hinauf. Oben erwartet mich ein richtiges Volksfest, so dass ich das Ziel nicht sofort sehen kann. Dem Spalier folgend, kann ich es dann aber doch erreichen. Ich werde vom Sprecher als „Allemagne“ vorgestellt, und laufe durch den Zielbogen über die Zeitmessmatte. Jemand drückt mir eine Flasche Wasser in die Hand, und ich bekomme die schwere Medaille umgehängt. Es gibt Gutscheine für ein Glas und 4 Weinproben.
Norbert empfängt mich, und lotst mich durch die Menschenmassen zu einem abgelegeneren Platz. Erst mal was trinken. Das Verpflegungs- (Speisen-) angebot ist reichhaltig: original canarian food. Also Paella, Albondigas (Fleischbällchen), Cazuela (Gulasch), dicke Bohnen und Papas (in Meerwasser gekochte Kartoffeln).
Das sind alles Dinge, die ich nach so einem anstrengenden Lauf nicht unbedingt vertrage. Ich versuche es mit Paella – gar nicht schlecht. Die Muschel hätte aber nicht sein müssen. Nach der zweiten Portion bin ich bereit für die Weinprobe.
Im Schatten sitzend probieren wir verschiedene Sorten Weiß- und Rotweine, sogar Sekt und genießen die Fiesta. Wir bekommen von einer spanischen Läuferin übrige Weingutscheine und können diese geschickt eintauschen. Um 14 Uhr geht aber unser Bus.
Norbert ist übrigens in der Nationenwertung 1. deutscher Mann.
An diesem Tag hatte es an der Wetterstation Arrecive 36 °C im Schatten.
Männer:
1. Platz: Jose Carlos Hernandez Cabrera ESP 01:15:07
11. Platz AK50: Norbert Fender GER 01:54:54
Frauen:
1. Platz: Eleanor Dick GBR 01:43:20
4. Platz AK45: Birgit Fender GER 02:19:47
Birgit am Juni 27th 2011 in 2011, Halbmarathons
1 Kommentar zu “3. Lanzarote Wine Run 19.06.2011”
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Kati 2 schrieb am 27 Jun 2011 um 19:47 #
JAUL – gottseidank hab ich das nicht gewusst, als ich in Biel war. sehr genial, das hätte mir gefallen !!!