18. internationaler 6/12 Stundenlauf, Fellbach
Seit 2 Tagen bin ich endlich meinen Muskelkater los. Anfang der Woche glaubte der Wetterbericht an einen Kälteeinbruch zum Wochenende, jetzt spricht er von schwühl-warm mit Gewitter am Nachmittag.
Da der Start um um 10 Uhr ist und wir ja ganz in der Nähe wohnen, ist die Vorbereitung gechillt. Wir fahren in der bewährten Besetzung mit Kathi und Günter. Als wir das Sportgelände vom Fellbacher Ortsteil Schmiden erreichen, das gewohnte Bild: Abgesperrter Parkplatz und ein Einweiser der einen weiterleitet. Doch ein Wunder geschieht. Als wir uns als Einzelläufer für den 6 Stundenlauf outen, öffnet sich die Absperrung, und der Weg zum ersehnten Parkplatz wird frei.
Da die Laufstrecke zwischen Parkplatz und Sportgelände führt können wir einen ersten Blick auf die 12-Stunden-Läufer werfen, deren Start um 8 Uhr war und die somit eine Stunde unterwegs sind.
Nachdem wir die Startunterlagen(Startnummer und Transponder) abgeholt haben inspizieren wir den Verpflegungsstand, der auf der Strecke, beim Verlassen der Stadionrunde, aufgebaut ist. Es gibt diverse Getränke (Wasser ohne und mit wenig Kohlensäure, Apfelschorle, Iso, Brühe, Cola, Karamalz), verschiedenes Obst (Banane, Apfel, Wasser- und Honigmelone, Erdbeeren, Trauben, Kiwi, Ananas), Snaks (Salzstangen,Cracker, Studentenfütter, Trockenfrüchte), Weißbrot und Vollkornbrot mit Butter, Hefezopf und gekochte Kartoffeln. Wahrscheinlich hab ich noch was vergessen. Und das kann ich vorwegnehmen, es gibt alles bis zum Ende der 6 Stunden, außer dem Karamalz, das irgendwann nur noch für die 12- er ausgeschenkt wird.
Kurz vor dem Start gibt es noch eine kurze Einführen vom Veranstaltungsleiter Helmut Bürkle bei der die Zeitnahme erklärt wird; und dann geht es los.
Kathi und Günter sind weg, Norbert läuft die erste Runde mit mir. Wir verlassen das Stadion, am Parkplatz vorbei bis zur K1855, diese ca. 200m entlang, nach der Brücke über die L1197 links, nochmal 300 m an der Straße, die jetzt durch Bewuchs von unserem Weg getrennt ist. Dann scharf links. Rechts die Baumschule der Gärtnerei Schönemann (das steht auf einem Schild), links Felder, laufen wir gute 300 m bis es erst links, dann recht, und dann wieder links zurück nach Schmiden geht. Bei km 1,8 ist dann die einzige Steigung: eine Brücke wieder über die L1197, dahinter runter, nochmal links, das Stadion ist in Sicht. Rein ins Stadion, eine halbe Runde, an der Zeitmessung vorbei. Man muss mit dem Transponder am rechen Handgelenk über einen Blechkasten streichen. Wenn ein Piepsignal ertönt ist die Runde gezählt.
Links verlassen wir das Stadion, wo uns bereits die Verpflegunsstelle erwartet. Da wir noch nichts brauchen, lassen wir sie liegen. Norbert verabschiedet sich.
Seit meinem Debüt in Troisdorf liebe ich 6 Stunden-Läufe mit einer überschaubare Rundenlänge. Man ist nie allein, bekommt viel vom Renngeschehen mit vor allem, wenn es durch ein Stadion mit entsprechenden Durchsagen geht. Man sieht jeden Läufer irgendwann mal, oft auch mehrmals. Und alle müssen 6 Stunden laufen.
Zuerst überholt mich Günter. Er entreißt mir meinen Fotoapparat, rennt vor, macht Bilder von mir, rennt weiter vor, macht nochmal Bilder, kommt zurück und gibt mir den Foto zurück. So cool möchte ich mal sein. Beim nächsten mal das gleiche Spiel. Zuerst möchte ich ihm den Apparat nicht geben, aber weil er von Kathi, die auch gerade vorbeigelaufen ist, Bilder machen möchte, kann ich ihm das schlecht verweigern. Ich hab ein schlechtes Gewissen, weil er bei jeder Fotosession wertvolle Zeit verliert. Das hat ihm, glaube ich, in Rodgau die 4 Stunden gekostet.
Norbert macht auch bei jedem Umrunden eine Schwätzpause, und so vergeht die Zeit wie im Flug. Ab km 10 spüre ich meine rechte Achillessehne, und, das gehört dazu, mein linkes Knie. Die beiden machen immer gemeinsame Sache. Das Knie gibt nach 5 km Ruhe, die Ferse ist hartnäckiger. Ab km 16 fühle ich mich, wie sonst bei km 30. Hintere Oberschenkel und Rücken werden bretthart. Stromberg Extrem lässt Grüßen. Da ich seit km 10 die Steigung an der Brücke immer hochgehe, ist das noch nicht so schlimm. Zwischen km 20 und km 30 weiß ich gar nichts mehr. Ich will den Marathon schaffen, und das wird mir auch im Rückwärtslaufen gelingen. Es ist zeitweise richtig heiß, und die Sonne brennt vom Himmel. Schatten ist selten. Dann ziehen wieder Wolken auf, und es wird windig.
Inzwischen hat sich Günter auf den 2. Platz vorgelaufen. Nicht in der Altersklasse – sondern gesamt. Wahnsinn. Es hat sich auch eingespielt, dass er rechtzeitig vor jeder Umrundung ein akustisches Signal gib, so dass ich Bilder von ihm machen kann.
Bei einem Blick auf die Liste stelle ich erstaunt fest, und ich kann es nicht glauben, dass Kathi sogar auf dem ersten Platz bei den Frauen liegt. Sie hat es so schlau angestellt, dass sie die Zweitplatzierte, die eine Runde zurückliegt. ca 200 m vor sich im Auge hat. Sie muss also nur den Abstand halten. „nur den Abstand halten “ ist natürlich leichter gesagt als getan. Trotzdem schafft sie es. Zweimal Wahnsinn.
Auch ich hab mit meiner Mischung aus Laufen und Gehen nach 5:16 die Marathondistanz bewältigt. Nun könnte ich eigentlich aufhören, aber irgendwie gehts noch. Ich will auf keinen Fall mitten auf der Strecke sein, wenn der Schlussknall ertönt, sonst muss ich den letzten Kilometer völlig umsonst laufen. Der zählt ja dann nicht mehr und trotzdem muss ich ins Stadion zurück. Also beginnt das große Rechnen: ich bin gerade bei einem Schnitt von 8:30 pro km. Ich brauch also ungefähr 16 Minuten für die Runde. Bei 5h30 kann es mir keine 2 Runden mehr reichen. Aber jetzt läufts auf einmal wieder. Bei 5h46 lasse ich die Verpflegung aus. Hoffentlich krieg ich deswegen keinen Krampf. Ich will auf jeden Fall bis zur Steigung kommen, denn dann ist es nicht mehr weit. Norbert überholt mich. Ich hänge mich dran, und kann, zwar deutlich langsamer, hinter ihm herlaufen. Die Steigung bin ich die letzten 5 Stunden hochgegangen, jetzt laufe ich sogar. Hinter der Brücke kommen mir Staffelfrauen beim Auslaufen entgegen. Sie rufen: „das könnte noch ins Stadion reichen“. Ich höre, wie bereits runtergezählt wird. Ich schaffe noch bis zum Stadiontor. Dann knallt´s. Fertig.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen 2 Helfer. Ein Strich auf dem Boden, versehen mit meiner Startnummer, markiert meine gelaufenen Restkilometer. Der Transponder wird eingesammelt.
Mein Weg ist kurz. Leider kann ich den Stadionrasen nicht verlassen, weil ich mich nicht mehr unter der Absperrung durchbücken kann. Ich muss den Ausgang suchen. An der Verpflegungsstation treffe ich Norbert, der es natürlich bis ins Stadion geschafft hat, und gemeinsam warten wir auf Günter und Kathi.
Die beiden waren zufällig an der gleichen Stelle, mitten auf dem Feld stehen geblieben.
Die Zeit bis zur Siegerehrung überbrücken wir mit Duschen, Essen und schwätzen. Eine Gruppe vom Aikidoverein macht noch eine Vorführung.
Überraschend werde ich Dritte, das ist mein erster Pokal. Leider fällt die Siegerehrung buchstäblich ins Wasser: es beginnt zu regnen. Da alle Finisher eine Madaille bekommen, die Altersklassensieger sogar einen Pokal, müssen, vor allem die Männer, im Regen ausharren, bis alle knapp 30 Ihre Ehrung erhalten haben. Norbert ist siebter.Sieger:
Männer:
Rainer Leyendecker, 1.Platz, 69,959 km
Günter Bauernfeind, 2 Platz, 67,738 km
Norbert Fender, 4. Platz AK 50, 58.50 km
Frauen;
Kathrin Schramm 1. Platz, 59,38 km
Birgit Fender 3. Platz, 47,871 km
Birgit am Mai 15th 2011 in 2011, Ultraläufe
3 Kommentare zu “18. internationaler 6/12 Stundenlauf, Fellbach”
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Frank Biermann schrieb am 16 Mai 2011 um 18:30 #
Hallo Norbert!
Erinnerst du dich noch an mich? Wir haben uns auch etwas beim Lauf unterhalten können…
Schönen Bericht den du hier verfasst hast. Mir persönlich ging es irgendwann nicht mehr so besonders gut da meine Achillessehnen mir einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Aber das vergeht wieder.
Ich wünsche dir/euch eine gute Regeneration und vielleicht sieht man sich bald mal wieder!
Frank
Kati 2 schrieb am 16 Mai 2011 um 20:14 #
in der Galerie von Schmiden sind ein paar recht nette Bilder von uns drin, schaut mal rein 🙂
Günter schrieb am 18 Mai 2011 um 11:32 #
Hallo Fender´s,
mal wieder nen wunderschönen Bericht gemacht, hier schmöker ich immer wieder gerne.
Ausserdem: knipsen muß sein, Scheiß auf irgendwelche Zeiten, die jucken eh niemanden.
Freu mich schon auf´s nächste mal, Gü