Eisweinlauf

14.12.13

 

Wir müssen früh aufstehen. Abfahrt des Schuttlebusses ist um 6.30 Uhr an der Tullahalle in Bühl-Vimbuch. Wir schaffen es pünktlich und ergattern sogar noch einen Platz in der ersten Reihe, natürlich nicht ohne vorher Brigitte und Rolf zu begrüßen. Der Busfahrer ist wieder der gleiche wie letztes Jahr. Einem Gespräch entnehme ich, dass er hier ehrenamtlich tätig ist. So bin ich gleich richtig eingestimmt auf diesen schönen Gruppenlauf, der mir aus dem letzten Jahr noch so eindrucksvoll in Erinnerung geblieben ist.

Am Bahnhof in Offenburg ist dann erst mal Endstation. Hier können wir nun unsere Namensschilder und die Nummern fürs Gepäck abholen. Gerhard ist da, einige Bekannte vom letzten Jahr und dann kommt noch Klaus Neumann. Kurz vor 9 werden wir nach draußen gerufen. Auf der Treppe vor dem Bahnhof machen wir Fotos, und singen ein Geburtstagsständchen. Dann spicht noch ein Verantwortlicher der Winzer von Durbach, und es geht los.

Unerwarteter Regen begleitet uns als wir unter Brigittes Führung durch das morgentliche Offenburg laufen. Rolf transportiert Heute nur das Gepäck und trifft an den VPs auf uns. Die erste rutschige Stelle auf der Eisenbahnbrücke bringt uns leicht aus dem Konzept, geht aber ohne Sturz ab. Die Polizei sperrt die Hauptstraße für uns. Sicher erreichen wir die Ortsgrenze und sind schon in den ersten Weinbergen.

Es wird langsam hell. Wir sind in moderatem Tempo unterwegs. Steigungen werden konsequent gegangen. Trotz anhaltender Rückenschmerzen laufe ich locker mit. Nur Anlaufen und starkes Gefälle fordert mir ganze Aufmerksamkeit ab. Da alle zusammen sind muss Norbert heute nicht die ganze Zeit mit mir laufen. Klaus gibt uns Tipps für den Commrades, Gerhard erzählt von seinen letzten Läufen und was demnächst ansteht und so vergeht die Zeit wie im Flug. Schnell erreichen wir die erste VP am Schloss Staufenberg, km10.

Ich hole meinen Regenumhang aus der Tasche. Es nieselt anhaltend. Nur zu gut ist mir die Nässe im letzten Jahr in Erinnerung. Da hab ich richtig gefrohren. So weit ist es noch nicht. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste. Eigentlich hatte der Wetterbericht nichts von Regen vorhergesagt. Auf der Aussichtsterasse der mittellaterlichen Burg weht ein kalter Wind. Hier ist an langen Tafeln die Edelverpflegung aufgebaut. Ich hole mir zuerst mal warmen Tee und sichte dann das Angebot. Es gibt alles, und es fällt mir schwer mich zu entscheiden.

Rolf gibt die Anweisung zum Aufbruch. Wir laufen wieder den Berg hinunter und ich merke, dass meine Rücken nicht besser wird. Es geht weiter hügelig, durch die abgeärnteten Weinberge. Trotz des Regens sind alle guter Dinge und viele im Gespräch. Immer wieder sehen wir das Vorrausfahrzeug, das mit orangenem Blinklicht die Strecke sichert. Vor allem in den Orten muss oftmals der Verkehr angehalten werden.

Hinter Tiergarten geht es zunächst matschig auf einem Feldweg entlang, und dann steil die Straße hinauf. Zum ersten Mal finde ich mich ganz hinten im Feld wieder. Norbert erwartet mich bereits oben. Hier an der Fatimakapelle ist die 2. VP bei km 20. In Windeseile muss ich mich verpflegen. Eine Vertreterin der örtlichen Vereine heißt uns willkommen. Brigitte und Rolf bedanken sich, dann geht es auch schon weiter.

Ich genieße die tolle Fernsicht. Der Nebel hängt in Schwaden zwischen den grünen Hügel. Die Landschaft sieht verwunschen aus. Es geht weiter bergauf und bergab. Um dem Zieharmonikaeffekt zu entgehen versuche ich vorne zu laufen. Die Idee haben aber noch mehr. Immer wieder falle ich zurück. Vor allem bergauf kann ich das Tempo nicht halten. Bergab, wenn ich dann aufholen könnte ist da Feld so dicht, dass ich nicht nach vorne durch kann. Ich bin schon wieder hinten und fühle mich kraftlos.

Gut, dass die Gruppe wartet, so kann ich immer wieder aufschließen. Wir sind mit 13,4 km auf der längsten Teiletappe. Irgendwann kommt dann der mir bekannte single-Trail. Es geht steil den Berg hinunter. In Sasbachwalden gibt es zum ersten Mal Glühwein. An den Verpflegungstischen ist es so voll, dass ich in der Schlange anstehen muss. Als ich dann das Essen erreiche bläßt Rolf schon zum Aufbruch. Ich muss jetzt erst was essen. So kommt es, dass ich als eine der Letzten mit dem Anstieg beginne. Oben läuft die Gruppe bereits wieder den Trail bergab. Hier kann ich aufholen. Auf dem folgenden Singeltrail bin ich bereits wieder ziemlich in der Mitte der Gruppe.

Ich hoffe, dass nun das Tief vorbei ist. An der nächsten langen Steigung falle ich jedoch von ganz vorne nach ganz hinten zurück. Ich bin kraftlos und mir macht das Ganze im Moment keinen wirklichen Spaß. Ernsthaft denke ich an Ausstieg. Wir haben jetzt bald die Marathondistanz. Es sind dann nur noch 20 km. Aber die Nacht kommt. Bei meiner schlechten Verfassung möchte ich nicht noch verloren gehen. Ich beschließe also, (zum ersten Mal überhaupt) aufzugeben.

Das erreichen der Marathondistanz ist unspektakulär, vielleicht sind gerade alle etwas müde. Ich teile Norbert meinen Beschluss mit. Er trägt es mit Fassung. An der VP bei der Burg Windeck melde ich mich bei Brigitte ab. Ich bitte Rolf mich im Auto mitzunehmen. Dann verabschiede ich mich von den aufbrechenden Läufern. In Windeseile leert sich der Platz. Nun ist es Zeit für die Helfer zusammen zu packen. Da Rolf mit seinem Auto den Anhänger für das Gepäck zieht habe ich Gelegenheit mir das genauer anzuschauen. Schnell sind die 200 Taschen eingeräumt. Wir können abfahren.

Unser Ziel ist Neuweier. Mitten im Ort an der Kirche wird die nächste VP aufgebaut. Gerade haben wir das Gepäck ausgeladen, da treffen die Walker ein. Sie sind mit Vorsprung in Sassbachwalden gestartet und sollen mit den Läufern zusammen in Baden-Baden auf dem Weihnachtsmarkt einlaufen. Fix wird verpflegt und die Warnkleidung für die Nacht angelegt. So schnell wie sie gekommen sind, so schnell sind sie auch wieder verschwunden.

Nun heißt es warten. Es ist gar nicht so einfach, die 200 Gepäckstücke nach Nummern sortiert bereitzulegen. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass jetzt jeder an seine Sachen muss um Warnweste und Stirnlampe herauszuholen. Aber die langjährige Erfahrung der Helfer zahlt sich aus.

Die Läufer treffen ein. Der Platz gleicht einem Bienenstock. Ich suche Norbert. Unseren Rucksack habe ich vorsorglich bereit. Wir zeihen unsere Warnwesten an. Es folgt die letzte Etappe. Rolf gibt das Zeichen zum Aufbruch. Der Platz leert sich. Schnell verladen wir das Gepäck wieder in den Anhänger. Es geht nach Baden-Baden.

Es ist schon dunkel als wir in Baden Baden ankommen. Zielsicher manövereiert Rolf unser Gespann durch den abendlichen Verkehr. An der Trinkhalle biegen wir auf eine, nur für Anlieger freie kleine Straße ein. Auf der Wendeplatte halten wir an. Ein paar Treppen höher ist der Eingang zur Trinkhalle. Hier soll das Gepäck für die Läufer bereitgestellt werden. Rolf und ich verabschieden uns. Wir wollen der Gruppe entgegenlaufen.

Zuerst laufen wir um den festlich geschmückten Weihnachtsmarkt herum. Wir halten uns auf dem Gehweg, dann geht es steil bergauf. Passt sich Rolf meiner Geschwindigkeit an, oder ist es umgekehrt? Auf jeden Fall geht das Laufen trotz der nicht enden wollenden Steigung wieder wunderbar. Oben angekommen geht es eben auf dem Radweg weiter, immer an der Straße entlang.

Am SWR erwaret uns bereits ein Wagen der Polizei. Kurz werden die Eckdaten der bevorstehenden Einsatzes besprochen. Ein Auto wird die Strecke von unten absperren, das andere uns vorrausfahren.

Dann kommen schon die Walker. Hoffentlich reicht ihr Vorsprung aus. Schnell machen sie sich wieder auf den Weg. Nach kurzer Ziet sieht Rolf die ersten Lichter im Wald. Dann kann ich sie auch erkennnen. Wie ferne Glühwürmchen leuchtet es aus dem dunklen Wald. Schnell werden die Lichter größer und dann haben sie uns erreicht.

Auf der Treppe zum SWR Gebäude hält Rolf eine kurze Ansprache. Er begrüßt die Läufer und gibt Hinweise für den weiteren Ablauf. Ich suche nach Norbert, kann ihn aber in der Dunkelheit nicht finden. Deshalb halte ich mich an Brigitte und Rolf und laufe vorne mit. Die Gruppe setzt sich wieder in Bewegung. Wir folgen dem Polizeiauto. Es ist kaum Verkehr und so kommen wir gut vorwärts.

Nach dem scharfen Abzweig nach rechts geht es das steile Stück bergab. Auch die Walker sind schon da. Zusammen erreichen wir den Weihnachtsmarkt. Für die Läufer ist extra ein Durchgang freigemacht worden. Wir laufen durch die applaudierenden Besucher des Weihnachtsmarktes. In der Menge erkenne ich Klaus Duwe. Nach herzlicher Begrüßung übernimmt er das Fotografenamt. Er darf mit Rolf und Brigitte auf die Bühne, um hier mit bestem Ausblick das Geschehen festzuhalten. Der Bürgermeister von Baden-Baden hält eine Rede und die Spenden werden übergeben. Es wurden 10 000 Euro erlaufen. Je zur Hälfte für die Aktion Benni un Co und für eine regionale Bürgerstiftung.

Wir stärken uns mit Glühwein und Hefemännern. Nur ungern reißen wir uns los. Obwohl wir letztes Jahr schon da waren müssen wir den Weg zur Trinkhalle suchen. Ein Ortskundiger zeigt uns den schnellsten Weg. Zusammen mit Rolf und den Anderen machen wir uns auf zum Bus. Der steht in diesem Jahr ziemlich weit entfernt. Weil wir uns aber viel zu erzählen haben ist die Strecke kurzweilig. Nach der Busfahrt wird es in der Tullahalle gemütlich. Es gibt Nudeln satt und hinterher noch Kaffee und Kuchen. Als Present erhält jeder noch ein Fläschchen Durbacher Wein.

Gestärkt machen wir uns auf den Weg. Es war wieder ein schöner Tag. Das Gesamtpaket bei Laufend helfen ist einfach unschlagbar. Schöne, naturnahe Strecken, super Verpflegung, familiäres Ambiente, was will man mehr? Das gute Gefühl, etwas für die gute Sache zu tun kommt dann noch dazu. Wir sind sicher nächstes Jahr wieder dabei.

 

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Birgit am Januar 31st 2014 in 2013, Ultraläufe

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